Ludwig-Weber-Schule: Es tropft, es stinkt und es bröckelt

Ludwig-Weber-Schule

Es tropft, es stinkt und es bröckelt

SPD-Bürgergespräch zu den Gebäudeschäden an der Grundschule

Es stinkt – und das stinkt Lehrern, Schülern und Eltern. Knapp 40 Jahre nach der Einweihung der Ludwig-Weber-Schule ist das Gebäude mit dem flachen Dach in einem desolaten Zustand. Es regnet hinein, Rohre platzen, Wände schimmeln. Häufig steht die Turnhalle unter Wasser. Die Heizung ist defekt, Fenster und Türen schließen schlecht und es gibt schon lange keinen Sonnenschutz mehr, so dass die Räume im Sommer Sauna-Qualitäten aufweisen.
All diese Mängel hat SPD-Ortsbeirat Claus Lünzer in einer 18 Punkte umfassenden Liste zusammengestellt. Zusätzlich bat der Sindlinger SPD-Ortsverein kürzlich zu einem Bürgergespräch zu dem Thema. Ziel sollte sein, die Probleme zu Papier und in den Gang der Stadtpolitik zu bringen.
Etwa 25 Eltern und Lehrer folgten der Einladung von Patrick Hübner, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, den Ortsbeiräten Claus Lünzer und Petra Scharf sowie Stadtverordnetem Sieghard Pawlik. Sie bestätigten Lünzers Mängelliste in allen Punkten. „Ich gehe morgens als erster mit dem Hausmeister herum. Der Geruch ist kaum auszuhalten“, schilderte Konrektor Martin Stojan die tägliche Routine. „Wir müssen alles aufreißen und lüften“, sagte Schulleiterin Fatima Oturak-Pieknik. Die beiden waren als Zuhörer zu der Versammlung gekommen.
„Lösungen müssen bei“, forderte ein Vater. Immer wieder fielen Teile der Decke herunter, zuletzt sogar ein Lichtkasten, sagte er: „Das ist gefährlich für die Kinder. Muss erst ‚was passieren?“. Der Fluchtweg übers Dach ist gesperrt, weil ein Geländer verrostet ist. Durch das Flachdach dringt immer wieder Wasser ein. „Seit Monaten werden Eimer aufgestellt“, sagte Lünzer. „Zwar werden immer wieder neue Deckenplatten angebracht, aber drei Monate später sind sie wieder hin“, ärgerte sich ein Vater über die „Flickschusterei“. Vorhänge und Teppiche sind so alt wie die Schule. Durch Rohrbrüche und Schäden durch Regenwasser wurde der Geruch in den Räumen nicht besser.„Keller, Schimmel, Muff und Moder“ beschrieb Elternbeiratsvorsitzende Manueal Stammer-Zink den Duft-Mix. Zusätzlich riecht es nach Fäkalien. Grund dafür scheint ein technisches Problem in der Lehrertoilette zu sein. Die Turnhalle ist häufig gesperrt, weil Wasser darin steht. Zur Zeit dürfen zwar die Schüler die Halle nutzen, nicht aber die Vereine. „Aus Versicherungsgründen“, sagt Oturak-Pieknik: „Das ist schwer zu vermitteln“. Die ständigen Störungen beeinträchtigen auch die seit vier Jahren andauernden Bemühungen, „gesundheitsfördernde Schule“ im Rahmen des Programms Schule und Gesundheit zu sein: „Präventive Angebote wie die Rückenschule mussten wir absagen“, bedauert die Schulleiterin.
Aus Sicht des Schulamts jedoch scheint alles in Ordnung zu sein. Pawlik zitierte einen Bericht des Magistrats, nach dem die Renovierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen und ein neuer Linoleumboden verlegt sei. Eine Raumluftmessung habe keinerlei Beeiträchtigungen ergeben. „Ist das so?“, fragte Pawlik. Allgemeines Kopfschütteln. „Wir sind betroffen von starkem Schimmel- und Kloakengeruch“, wiederholten die Lehrer: „Es stinkt massiv“. Eine Schadstoffuntersuchung soll in fünf bis sechs Monaten durchgeführt werden. „Warum nicht gleich?“, fragt Lünzer.
Er wird das Thema in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats am 12. März zur Sprache bringen. Zusätzlich beantragt er, kurzfristig eine Schadstoffmessung in der Ludwig-Weber-Schule und ihrer Turnhalle durchzuführen. Vor allem sollten die Gebäude auf Asbest und Schimmel geprüft werden.
Sieghard Pawlik will auch die Stadtverordnetenversammlung mit den Problemen konfrontieren. Er riet den Elternbeiräten außerdem, unabhängig davon Schuldezernentin Sarah Sorge zu einem Gespräch einzuladen und im übrigen Druck zu machen: „Mein Eindruck ist, dass das Schulamt erst reagiert, wenn Protest öffentlich wird und Eltern vors Schulamt ziehen“. hn

 

Zu eng, zu alt, zu wenig Raum

Der desolate Zustand des Schulgebäudes ist nicht die einzige Sorge der Ludwig-Weber-Schule. Sie leidet seit geraumer Zeit unter Raumnot, die sich im neuen Schuljahr noch einmal verschärfen wird. Denn schon jetzt liegen 58 Anmeldungen für die Eingangsklassen vor. Wurden bislang immer nur zwei neue Klassen gebildet, wird es im August 2013 drei geben. Um allen ein Klassenzimmer bereitstellen zu können, wird einer der beiden Betreuungsräume dafür genutzt. „Ich habe die komplette Neuausstattung für diesen Raum genehmigt bekommen“, freut sich Schulleiterin Fatima Oturak-Pieknik. Leidtragende ist die vom ASB getragene erweiterte schulische Betreuung. „Morgens kommen ungefähr 60 Kinder in die offene Frühbetreuung“, sagte Leiterin Beatrice Hackenberg. Als ein Raum wegen Wasserschäden gesperrt war, zog die Betreuung in die Schulküche um. Und weil der bisherige Betreuungsraum jetzt als Klassensaal gebraucht wird, muss sie wohl oder übel dort bleiben. Die Nachmittagsbetreuung bis 17 Uhr findet in nur noch einem Raum statt, in dem 24 Kinder Mittag essen, spielen und Hausaufgaben machen. Rückzugsräume gibt es nicht, ebensowenig die Möglichkeit, den Bedarf zu decken: „Wir könnten doppelt so viele Kinder aufnehmen, wir haben eine lange Warteliste“, sagt Beatrice Hackenberg: „Aber es fehlt am Platz“.
Gleiches gilt für die Betreuung „inklusiver“ Kinder, also von Kindern, die aufgrund von Behinderungen besonders gefördert werden müssen: „Wir haben zwar solche Kinder und das nötige Personal, aber keine adäquate räumliche Lösung“, sagt Fatima Oturak-Pieknik. Die Lehrer leiden übrigens auch unter der Raumnot. Das Lehrerzimmer ist zu klein und es gibt keine Projektionsfläche, um bei Konferenzen etwas bildlich darzustellen. Das Mobiliar ist so alt wie überall sonst in der Schule, Bücherregale drohen zusammenzubrechen. Dreimal schon hatdie Leiterin die Renovierung des Lehrerzimmers beantragt – vergeblich. „Wir sind halt nicht das Nordend, sondern Randgebiet. Man sieht uns nicht!“, seufzt sie. hn

Das Flachdach-Gebäude der Ludwig-Weber-Schule ist in die Jahre gekommen. Fotos: Michael Sittig

Das Flachdach-Gebäude der Ludwig-Weber-Schule ist in die Jahre gekommen. Fotos: Michael Sittig

So sieht es im Treppenaufgang der Ludwig-Weber-Schule aus.

So sieht es im Treppenaufgang der Ludwig-Weber-Schule aus.