Kinder lieben die Feuerwehr

Freiwillige Feuerwehr Sindlingen

Kinder lieben die Feuerwehr

Der „Tag der offenen Tür“ dient nicht zuletzt der Nachwuchswerbung

Ob das gut geht? Mit einer großen Zange greift Torsten Shreeman nach einem rohen Ei. Er war früher Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen und ist nun aus seinem neuen Wohnort extra zum Tag der offenen Tür gekommen, um alte Freunde zu treffen. Die animierten ihn zum Geschicklichkeitsspiel mit dem Rettungsspreizer. Das ist ein Gerät, mit dem sich bis zu 30 Tonnen Gewicht auseinander drücken lassen. „Trotzdem muss man damit feinfühlig arbeiten können“, sagt Wehrführer Sven Sommerschuh. Wenn direkt hinter der Tür eines Autowracks ein eingeklemmter Verletzter liegt, hantieren die Helfer mit dem Spreizer so behutsam, als ob es gälte, ein rohes Ei zu packen.
Genau das durfte jeder Besucher an Himmelfahrt versuchen. Torsten Shreeman packt das Ei, verstärkt den Druck, bis er es mit der Zange anheben kann, bugsiert es von einem Pylon zum anderen und setzt es vorsichtig wieder ab. Fast gelungen – nur ein leichter Riss durchzieht die Schale. Andere waren weniger geschickt, wie ein Blick auf die zerbrochenen Eier am Boden zeigt.
Noch weitere Mitmach-Stationen hatten die etwa 20 Mitglieder der Einsatzabteilung, zwölf Mitglieder der Jugendfeuerwehr und ihre Verwandten und Freunde auf dem Feuerwehrgelände am Kreisel aufgebaut. Kinder und Erwachsene konnten üben, Flammen mit einem Feuerlöscher zu löschen. Kinder vergnügten sich in der Rollenrutsche und als Passagiere in einem der beiden großen Löschfahrzeuge, das mit ihnen eine Runde durch den Ort drehte. Davor oder danach gab’s Pommes oder Popcorn, Kuchen oder etwas Deftiges vom Grill, dazu die passenden Getränke. Der Tag der offenen Tür ist für viele Besucher eine schöne Gelegenheit, den Feiertag im Freien zu verbringen. Die Gastgeber bewirteten sie aufs Beste, blieben selbst aber immer einsatzbereit, betont Sommerschuh.
„Der Tag der offenen Tür ist für uns die wichtigste Gelegenheit zur Darstellung und zum Dialog“, sagt Sascha Fölsing, Vorsitzender des Fördervereins der Sindlinger Feuerwehr. Außerdem dient er der Nachwuchswerbung. „Vor allem Kinder mögen das, die Feuerwehr zum Anfassen“, weiß Fölsing. Das bestätigt Angelika Bronja, die in der Nachbarschaft wohnt. Ihre kleine Tochter Anna bastelt hingebungsvoll Feuerwehrautos aus Pappe. „Sie mag die Feuerwehr“, sagt sie. Ähnlich ist das bei Lars Thiessens Söhnchen Maximilian. „Feuerwehrpolizei“ plappert der Zweijährige, während er im Gerätehaus sitzt und begeistert Kuchen isst.
Andere kommen über ihre Männer zur Feuerwehr. „Wir sind 1982 als passive Mitglieder eingetreten“, sagen Emmi Dreher und Tochter Inge Sommerschuh. Emmi Drehers Mann war Mitglied der Berufsfeuerwehr, ihr Enkel Sven Sommerschuh ist heute der Sindlinger Wehrführer. Daneben gibt es den „Mitbringeffekt“. „Ich bin durch einen Freund zum Mitmachen in der Jugendfeuerwehr überredet worden“, sagt Melanie Schmidt. „Ich auch“, nickt Laurin Decker. Die schöne Gemeinschaft gefiel den beiden jungen Leuten so gut, dass sie dabei blieben. Nun sind sie 17 geworden und in die Einsatzabteilung übernommen worden. Sie absolvieren an Wochenenden und abends unter der Woche eine Grundausbildung und rücken anschließend mit aus, wenn die Feuerwehr gerufen wird.
Auch Stefan Rühmkorf ist erst vor kurzem zu den Erwachsenen gewechselt. Er kam vor vielen Jahren durch einen Tag der offenen Tür auf den Geschmack. „Unser Sohn war nach dem Besuch so begeistert, dass er danach unbedingt zur Feuerwehr wollte“, erzählt Lydia Rühmkorf. Ebenso seine kleine Schwester. Ab zehn Jahren können Mädchen und Jungen in die Jugendfeuerwehr eintreten. Montags ab 18 Uhr ist Übungsabend im Gerätehaus. „Im Sommer gehen wir aber meistens raus, etwa auf die Mainwiesen“; sagt der neue Jugendfeuerwehrleiter Stefan Ade.

Gewusst wie, dann ist das Bedienen des Feuerlöschers kinderleicht, demonstriert Lisa.

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Wenn ich groß bin, werd ich Feuerwehrmann! Alexander übt schon mal mit Helm.

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Anna findet die Feuerwehr toll.

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Mit Gefühl packt Torsten Shreeman das rohe Ei mit dem Rettungsspreizer.

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