Der viele Müll nervt einfach nur

Der viele Müll nervt einfach nur

ARGE SOV Beim Reinigungstag holen Helfer Unmengen Müll aus Büschen und Böschungen

Fitzelchen und Fetzen, Fahrrad- und Traktorreifen, Matratzen und Schrankteile: Straßenränder und Grünanlagen sind für viele Menschen offensichtlich nichts anderes als Müllabladeplätze. Der zunehmenden Vermüllung setzen die Vereine einmal im Jahr einen symbolischen Akt entgegen. Sie räumen auf.

Im März organisierte die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine wieder den so genannten „Reinigungstag“. Vorsitzender Andreas Rühmkorf verteilte an mehr als 50 Helfer von zehn Vereinen Greifzangen, Handschuhe und Säcke, die die Frankfurter Müllabfuhr FES zur Verfügung gestellt hatte. Anschließend machten sich Männer, Frauen und Kinder daran, den Dreck vor allem rund um Sindlingen Süd sowie rund um Sportplatz (FC Viktoria) und die Kleingartenanlage (Kleingärtnerverein) zu beseitigen. Die meisten von ihnen sind jedes Jahr dabei. „Man sieht die Notwendigkeit ein, den Müll aufzuheben. Außerdem stehen Natur- und Umweltschutz bei uns in der Satzung“, sagt Rainer Jeske, Vorsitzender der Sportfischer. „Es nervt mich selbst, wenn überall Müll herumliegt“, sagt Regina Schwab, Vorsitzende des Frauenchors Germania. „Man tut es für das Allgemeinwohl und dass sich die Leute im Stadtteil wohlfühlen“, sagt Wolfgang Schuhmann von der katholischen Gemeinde. „Ich finde das gut, deshalb mache ich mit“, sagt Hans-Joachim Schulz. Er ist einer der wenigen Bürger, der nicht als Vereinsvertreter unterweg ist, und nimmt sich als einziger ein Stück von Sindlingen-Nord vor: „Vom Zeilsheimer Bahnhof am Bahndamm entlang liegt immer alles voll“, weiß er.

Berüchtigte Dreckecken sind die Parkplätze am Kreisel und die Straße zur Internationalen Schule. „Vor allem auf den 50 Metern vor der Bahnschranke häufen sich Pappbecher, Zigarettenkippen und solche Sachen“, sagt Michael Streubel von den Kleingärtnern. Solcher Müll füllt auch die Tüten beim Fußballclub Viktoria. Offenbar lassen die Pendler, die unter der Woche den Parkplatz nutzen, die Reste ihres Frühstücks einfach fallen. Auch Schnapsflaschen und Gaskartuschen holen Vorsitzender Bertold Alleweldt, Arhan Dar, Maximilian Letsch und weitere Helfer in großen Mengen aus den Sträuchern. „Es regt uns auf, es stinkt uns, dass hier jeder seinen Müll ablädt“, sagt Alleweldt. Da es keine Mülleimer gibt, regt er an, dass die Stadt welche aufstellen lässt. Auf dem Sportplatz selbst stehen es genügend Abfallbehälter. Trotzdem hebt Platzwart Peter Reck dort jede Woche Chipstüten, Becher und ähnliches auf. „Das wird einfach alles hingeworfen“, seufzt er. Heute hat er es mit gewichtigeren Dingen zu tun. Entlang der Farbenstraße holt er Fahrradrahmen, Bretter und Latten aus dem Gebüsch.

Genauso schlimm sieht es an der Baustraße entlang der B40 aus. Den Unmengen an Sperrmüll und Bauschutt ist nicht mit kleinen Greifern beizukommen. Deshalb packen Günter Hauff und Peter Hackl vom Sindlinger Karnevalverein den Unrat, der schon seit Wochen dort liegt, auf einen Hänger und bringen ihn zur Sammelstelle. Iher Vereinskollegen Marion und Michael Czich füllen die Mülltüten derweil mit allem, was Autofahrer so aus dem Fenster werfen, wenn sie die Okrifteler Straße entlang fahren.

Die Feldwege in die Wingerte haben sich die „Ponyzwerge“ vorgenommen. Sie beteiligen sich zum ersten Mal am Reinigungstag. Lalena Schwab, Melanie Völkel und 13 Kinder der Samstagsgruppe spazieren mit vier Ponys durchs Gelände und sammeln Müll. „Wir wollen die Kinder so darauf hinweisen, dass man nichts wegwerfen soll, weil es niemand wegräumt“, erklärt Melanie Völkel.

Diese Art Erziehung erhalten auch die Kinder von Roland Wollnik vom Turnverein. Mit seinen drei und vier Jahre alten Sprösslingen sowie einem Kinderwagen, in dem zwei jüngere schlummern, hat er viel Kleinzeug aufgelesen. „Hat Spaß gemacht und ein bisschen Bewegung schadet nicht“, findet er. Helmut Emsermann vom Geschichtsverein und Lothar Franke vom VdK grasen das Gelände rund um den Friedhof ab. Wie jedes Jahr heben sie etliche Jägermeisterfläschchen auf, immer an derselben Stelle. Dieter Frank vom Geschichtsverein säubert die Ränder der Okrifteler Straße zwischen den beiden scharfen Kurven. „Das größte Übel sind die kleinen, zerbrochenen Schnapsflaschen“, sagt er.

Am Ende treffen sich alle in der Sporthalle des Turnvereins wieder, wo sie mit Würstchen und Getränken bewirtet werden. Andreas Rühmkorf dankte allen Helfern herzlich dafür, dass es „zumindest für den Moment wieder ein bisschen sauberer ist“. – „Wir haben es mal wieder hingekriegt“, bilanziert Dieter Frank zufrieden.

Ausgerüstet mit Handschuhen, Säcken und Zangen von der FES räumten Freiwillige in der Gemarkung auf. Fotos: Michael Sittig

Ausgerüstet mit Handschuhen, Säcken und Zangen von der FES räumten Freiwillige in der Gemarkung auf. Fotos: Michael Sittig

Die Ponyzwerge sammelten Abfall in den Wingerten auf.

Die Ponyzwerge sammelten Abfall in den Wingerten auf.

Jede Menge Müll holten Bertold Alleweldt (links) und seine Fußballer aus den Grünanlagen rund um den Sportplatz.

Jede Menge Müll holten Bertold Alleweldt (links) und seine Fußballer aus den Grünanlagen rund um den Sportplatz.