Vereine leiden unter dem Finanzamt

Vereine leiden unter dem Finanzamt

Arge Sov Dem Vereinsring wird die Gemeinnützigkeit aberkannt – Ohne Spenden keine Stadtteilfeste

Das Finanzamt hat der Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) die Gemeinnützigkeit aberkannt. „Verständlich? Nein. Nachvollziehbar? Nein. Man greift sich an den Kopf und fragt sich, warum machen wir das Ganze überhaupt?“, sagt Vorsitzender Andreas Rühmkorf.

Der Ärger begann mit dem Wechsel des Sachbearbeiters im Finanzamt. Die neue Kraft verlangte Bescheinigungen der Befreiung von der Körperschafts- und Gewerbesteuer, gemeinhin Freistellung wegen Gemeinnützigkeit genannt, von allen Mitgliedsvereinen. „Wenn auch nur ein Mitglied nicht steuerbegünstigt ist, entfällt die Steuerbegünstigung für die Dachorganisation“, erläuterte Rühmkorf vor etwa 40 Vereinsvertretern in der Hauptversammlung der Arge Sov. Was all die Jahre zuvor in Ordnung war, ist es nun nicht mehr.

Etwa ein Drittel der 47 Mitglieder (30 Vereine, zehn Institutionen, sieben Mandatsträger) ist nicht als gemeinnützig klassifiziert. „Wir müssten sie ‘rauswerfen, um weiterhin als gemeinnützig anerkannt zu sein“, sagte der Vorsitzende. Das lehne der Vorstand ab.

„Unsere Mitgliedschaft spiegelt den Stadtteil wieder“, ergänzte Kassierer Michael Streubel. Der Entzug der Gemeinnützigkeit bedeute vor allem, dass die Arge Sov keine Spendenquittungen mehr ausstellen könne. Für Seniorenfastnacht, Volkstrauertag, Ranzenbrunnenfest und Weihnachtsmarkt ist der Vereinsring jedoch auf Spenden angewiesen. Insbesondere Infraserv, Fraport, Banken und Sparkassen und der Bauverein unterstützen die Stadtteilfeste. Spenden und Zuschüsse sind die wichtigsten Einnahmen, um Veranstaltungen durchzuführen, hatte es zuvor im Kassenbericht gehießen.

Pawlik: „Man muss sich wehren“

„Ich halte die Haltung des Finanzamts für Schwachsinn und nicht nachvollziehbar“, sagte SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik. Er riet, mit Bundestagsabgeordneten zu reden und juristischen Rat einzuholen: „Man muss sich wehren. Zu verlieren hat der Vereinsring nichts mehr.“ – „Es gibt die Landesehrenamtsagentur, dort könnten Experten befragt werden“, sagte Quartiersmanagerin Sandra Herbener: „Dort werden Kurse gegeben, um Menschen zu motivieren, Ehrenämter zu übernehmen und sich in Vorständen zu engagieren. Gleichzeitig werden Strukturen zugelassen, die alles sehr komplizieren“, wunderte sie sich über das Gebaren des Finanzamts, über das übrigens auch andere Vereine stöhnen; etliche mussten und müssen ihre Satzungen überarbeiten. Zumeist handelt es sich um die Änderung von Formulierungen.

Für die Vereine bedeutet das viel Aufwand und Kosten für juristischen Beistand. „Als Verein, in dem die Leute ehrenamtlich und gemeinnützig arbeiten, kriegt man fast nur noch Knüppel zwischen die Beine geworfen“, klagte Thomas Krock vom FC Viktoria Sindlingen.

Mario Gesiarz, Vorsitzender des Bücherei-Fördervereins Buchstütze, schlug vor, die betroffenen Mitglieder in einen Förderverein auszugliedern. Sven Callender, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe, plädierte dafür, ein Jahr lang auf die Gemeinnützigkeit zu verzichten und auszuloten, ob die Großspender (wobei es in der Regel um höchstens 2000 Euro geht) bereit wären, als Sponsoren statt als Spender zu agieren.

„Wir greifen alle Vorschläge auf und informieren uns in alle Richtungen“, versprach Andreas Rühmkorf. hn