50 Jahre Abwasserreinigung

50 Jahre Abwasserreinigung

Industriepark Aus einer Versuchsanlage wurde ein Klärwerk für viele Arten von Abwasser

60 Millionen Liter Abwasser verarbeitet die Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Industriepark Höchst jeden Tag. Dabei baut sie 150 Tonnen CSB ab – so viel fällt im Vergleich bei einer Stadt mit etwa 1,25 Millionen Einwohnern an. CSB steht für ‚Chemischer Sauerstoffbedarf‘ und ist ein Maß für die Schmutzfracht im Wasser. Die ARA, die von der Standortbetreibergesellschaft Infraserv Höchst betrieben wird, ist damit die größte industrielle Anlage in Hessen und eine der wichtigsten Anlagen im Industriepark.

In diesem Jahr wird sie 50 Jahre alt. Daher lud Infraserv zu einer Jubiläumsfeier ein. „Seit einem halben Jahrhundert ist die Abwasserreinigungsanlage ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Standortes“, sagte Infraserv-Geschäftsführer Dr. Joachim Kreysing. „Als Standortbetreiber sind wir stolz darauf, mit dieser Anlage höchsten Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz gerecht zu werden. Auch die hoch effiziente Abwasserentsorgung trägt dazu bei, dass unsere Kunden hier am Standort optimale Rahmenbedingungen vorfinden.“

Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling hob in seinem Grußwort hervor: „Mit der Abwasserreinigungsanlage im Industriepark Höchst ist sichergestellt, dass die anfallenden Abwässer schonend, sicher und umweltfreundlich gereinigt werden. Der Standort nimmt auch in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Frankfurt ist stolz auf den Industriepark Höchst, der nicht nur in Sachen Forschung und Produktion Maßstäbe setzt, sondern auch in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Und nicht zuletzt ist er auch ein wichtiger Erfolgsfaktor für Frankfurt als bedeutender Wirtschaftsstandort in der Rhein-Main-Region. Das ist für uns als Stadtverwaltung sehr wichtig und macht einen Standort wie den Industriepark Höchst für mich so erfolgreich.“ Mit einem Wirkungsgrad von 93 Prozent erfüllt die ARA die strengen Auflagen des Industrieparks zum Schutz der Umwelt und übertrifft auch die gesetzlich vorgeschriebene Reinigungsleistung deutlich.

Die Anfänge der ARA liegen im Jahr 1963, als die Hoechst AG im sogenannten Technikum mit ersten Versuchen zur Abwasserreinigung begann. 1967 wurde die ARA als eigene Entwicklung in Betrieb genommen, damals war sie die einzige industrielle Kläranlage Hessens. Gebaut wurde sie ursprünglich für 50 Tonnen CSB, bereits 1977 aufgrund des zunehmenden Bedarfs auf mehr als die doppelte Kapazität erweitert. 1984 wurde die ARA mit Biohochreaktoren auf die heutige Größe ausgebaut. In dieser Anlage kommt das gesamte Abwasser des Industrieparks Höchst an.

Wie funktioniert die Abwasserreinigung? Durch die verschiedenen Betriebe der Chemie- und Pharmaindustrie gibt es im Industriepark Höchst unterschiedliche Abwasserarten. „Nicht alle Abwässer sind schwer abbaubar – durch die steigende Pharmaproduktion gibt es am Standort vermehrt leicht abbaubare Abwässer, auf die wir uns in den vergangenen Jahren eingestellt haben“, sagt Eckhard Strohmeyer, Leiter der Abwasserreinigungsanlage. Im Jahr 2004 wurde die ARA so umgebaut, dass das Abwasser in einem zweistufigen biologischen Verfahren – für leicht und schwer abbaubares Abwasser – umweltgerecht, effizient und nach dem neuesten technischen Stand gereinigt wird. So kann die Anlage eine große Bandbreite an verschiedenen Abwasserarten verarbeiten.

Im Industriepark Höchst ist die ARA Teil eines Entsorgungsverbundes. Der Klärschlamm, der am Ende der Abwasserreinigung übrig bleibt, wird nachhaltig verwertet und in der Co-Fermentationsanlage für die Produktion von Biogas genutzt, das nach einer Reinigung zum Teil als Bioerdgas in das Netz der Mainova eingespeist wird. Das restliche bei der Vergärung entstehende Biogas wird zur Erzeugung von Strom und Dampf verwendet. Anschließend wird der verbliebene Schlamm entwässert und in der Klärschlammverbrennungsanlage verbrannt. Ursprünglich wurde die ARA als eine komplett offene Anlage nahe der Werksgrenze in Betrieb genommen. Um die Belastung für die Anwohner weitestgehend zu minimieren, hat Infraserv Höchst in den vergangenen Jahren drei Millionen Euro investiert. So wurden die geruchsverursachenden Bereiche vollständig abgedeckt oder eingehaust und auch die Abluft der ARA wird verbrannt. infraserv

Aus trüber Brühe wird klares Wasser

Aus trüber Brühe wird klares Wasser

Infraserv-Geschäftsführer Joachim Kreysing (links) und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling.

Infraserv-Geschäftsführer Joachim Kreysing (links) und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling.