90. Geburtstag Glückwunsch, Mädi Schmidt 

Ein Gewinn

90. Geburtstag Glückwunsch, Mädi Schmidt

„Das Alter ist auch ein Gewinn, ein Glück, dass ich jetzt 90 bin“, sagt Margarete Schmidt, genannt Mädi. Zum runden Geburtstag am 20. November hat sie sich in Reimform Gedanken über das hohe Alter gemacht und ein langes „Gedicht zum 90. Geburtstag“ verfasst.

Damit folgt sie einer lebenslangen Tradition. Zu verschiedensten Gelegenheiten hat Mädi Schmidt lustige Verse ersonnen. Etliche Weihnachtsfeiern ihrer Gymnastikgruppe im Turnverein, Fastnachtssitzungen oder Treffen in der katholischen Gemeinde hat sie damit unterhalten.

Dabei gehörte ihre Liebe ursprünglich nicht dem Wort, sondern dem Ton. Die Tochter des Sindlinger Dachdeckermeisters Noll spielte Klavier. „Ich wollte Musik studieren“, erzählt sie von ihren Jugendjahren. Ihre Mutter riet ihr dringend, „erst einen anständigen Beruf zu lernen“, schmunzelt sie. Deshalb besuchte sie eine höhere Handelsschule und kehrte als Kaufmann (die weibliche Bezeichnung Kauffrau gab es damals noch nicht) zurück in den elterlichen Betrieb. Sie half dort und im Haushalt und dachte darüber nach, demnächst ein Musikstudium zu beginnen. Doch dann kam die Liebe dazwischen.

Bei einer Tanzveranstaltung kurz nach Kriegsende lernte Mädi Noll Alfons Schmidt kennen, einen Sindlinger, der beim Fußballclub Viktoria spielte. „Studieren oder poussieren“, legte ihr die Mutter ans Herz, sich zu entscheiden. „Ich habe meinen Mann mit 20 kennengelernt, und mit 23 war es aus“, sagt Mädi Schmidt mit dem ihr eigenen Humor: Familie statt Karriere. Im Juli 1950 heiratete sie Alfons Schmidt. 1953 kam Sohn Wolfgang zur Welt, 1961 Matthias.

Neben Familie und Geschäft richtete Mädi Schmidt ihre Energien auf den Sport. Schon als Kind turnte sie im Turnverein Sindlingen. Als junge Frau betrieb sie Leichtathletik und Feldhandball und wechselte schließlich in die Gymnastik. Als Übungsleiterin führte sie eine Gruppe 50 Jahre lang, bis 2009, und sprang auch danach noch ein, wenn es nötig war.

Zusätzlich verwalteten Mädi und Alfons Schmidt von 1975 bis 1994 das Turnerheim. Der Ehrenbrief des Landes Hessen, alle Ehrungen, die der Turnverein zu vergeben hat und schließlich die Ehrenmitgliedschaft des Vereins wurden ihnen dafür im Lauf der Jahre verliehen.

Ein schwerer Rückschlag war für Mädi Schmidt der Tod ihres Mannes vor zwei Jahren. „Kurz vor der eisernen Hochzeit“, seufzt sie. Auch mit ihrer Gesundheit ist sie nicht glücklich. Ein vermeintlicher Hexenschuss entpuppte sich als Osteoporose. Diese Gebrechlichkeit beeinträchtigt die immer aktive Frau enorm. Trotzdem lässt sie sich nicht hängen. „Ich habe alle naselang etwas anderes“, schmunzelt sie. Mal bastelt sie Nikoläuse für die E-Jugendhandballerinnen der HSG Sindlingen-Zeilsheim, die von ihrer Enkelin Ronja betreut werden. Mal schreibt sie Gedichte. In den Versen zum 90. Geburtstag schildert Mädi Schmidt beredt und mundartlich gereimt, „was das Leben lebenswert macht“. Davon gibt es auch im hohen Alter so viel, dass sie findet: „Schön, dass ich jetzt 90 bin.“

Neben vielen Gästen gratulierten die beiden Söhne, fünf Enkel und drei Urenkel zum runden Geburtstag. Die nächste Rundung hat Mädi Schmidt auch schon im Blick: „So mach ich weiter, bis ich 95 bin. Vielleicht bring ich die auch noch hin. Und des, des wär ein Mordsgewinne, weil ich jetzt erst 90 bin.“ hn

Nikoläuse für die Handballjugend, ein Gedicht zum Geburtstag: Mädi Schmidt ist immer aktiv. Der Ausschnitt oben zeigt sie während ihrer Zeit als Übungsleiterin. Foto: Michael Sittig

Nikoläuse für die Handballjugend, ein Gedicht zum Geburtstag: Mädi Schmidt ist immer aktiv. Der Ausschnitt oben zeigt sie während ihrer Zeit als Übungsleiterin. Foto: Michael Sittig