Bewegende Momente am Chor-Firmament

Bewegende Momente am Chor-Firmament

Frauenchor Germania Beim bunten Abend zum 40. Geburtstag zeigen die Sängerinnen, wohin die Reise geht

Am Bühnenrand reihten sich Pokale aneinander, auf der Bühne Sängerinnen. In Dreierreihe nahmen die Damen des Frauenchors Germania Aufstellung zu ihrer Geburtstagsfeier. Das 40-jährige Bestehen des Chors feierten sie im Bikuz, und obwohl die Bühne im Saal nicht klein ist, mussten die mittlerweile fast 80 Sängerinnen zusammenrücken, damit sie alle darauf Platz fanden.

Was sich mit so vielen Stimmen anfangen lässt, bewiesen sie anschließend mit einer Ballade und zwei überraschenden, kürzeren Stücken. Zunächst sangen die Soprane von den „bonnie banks of Loch Lomond“. Die tieferen Stimmen fielen ein, gaben dem Gesang Tiefe und dem Publikum ein Gänsehaut-Gefühl. Das Lied nahm mächtig Fahrt auf, erkundete die Höhen und Tiefen des schottischen Gewässers und klang sehnsuchtsvoll aus mit dem Gedanken an die wahre Liebe am Loch Lomond.

Bewegen, um zu berühren

Ja, so stellt sich Leiter Michael H. Kuhn die Zukunft des Frauenchorgesangs vor. „Der Chor muss lernen, Menschen zu berühren. Er muss sich selbst bewegen, um dann andere zu bewegen“, umreißt er das Ziel. Außerdem brauchen die Sängerinnen ordentlich Puste. Das zweite A-capella-Stück, „Alleluia“, ist ein geistliches Stück und trotzdem „ganz schön sportlich“, kündigt er an. Schlugen die Sängerinnen hier schon ein flottes Tempo an, war das darauf folgende „Dana-Dana“ geradezu rasant. Es war eins der ersten gemeinsamen Lieder von Chor und Kuhn, der die Germania 2014 übernahm.

Auf besondere Höhepunkte der Chorgeschichte ging Moderator Sieghard Pawlik ein. Er wies auf die 53 glänzenden Pokale am Bühnenrand. „Sie stehen für eine stolze Latte von Erfolgen“, nannte er Höhepunkte, die die Damen unter der Ägide ihrer ersten Chorleiterin Brigitte Schlaud erlebten. Etwa das Erringen des „Goldenen Diploms“ bei einem Wettstreit am Gardasee. „Dort haben wir gegen Profis gesungen“, sagt Hannelore Jorkowski (78 Jahre), bis 2013 Chormitglied. Sie erinnert sich gerne an tolle Reisen und unvergessliche Konzerte. Das tat auch Pawlik. „Wow“ habe er gedacht, als er die Germania-Frauen kürzlich hörte, sagte er. Frohsinn und viel menschliche Verbundenheit untereinander seien Markenzeichen des Chors. „Traditionell aufgebaut und geschult, ist der Frauenchor jetzt en vogue und mit über 70 Damen eine Geheimwaffe am deutschen Chor-Firmament“, lobte Jochen Dollase, Vorsitzender des Männergesangvereins Germania. Die Sänger sind aber auch nicht von gestern. Ihr „Jäger aus Kurpfalz“ hat in der Bearbeitung ihres Dirigenten Ulrich Dörr nicht mehr viel mit dem traditionellen Volkslied gemein. Gefällig, anspruchsvoll, mit überraschenden Wendungen und Untertönen und einem „Cha-Cha-Cha“ am Ende beteiligten sie sich am Programm des bunten Geburtstagsabends.

Ein weiteres Lied versprach „Bären-Schorsch“ Mario Gesiarz. Doch dann kam der Mundart-Rezitator aus Sindlingen ins „Babbeln“, zitierte Mundartgedichte und Anekdoten und musste am Ende feststellen: Die Zeit ist um, jetzt gibt es leider doch kein Lied mehr.

Das besorgten die Sängerinnen gerne selbst. „Weit, weit weg“ (Hubert von Goisern), „Übern See“ (Alpen-Rock) und „Wie kann das sein“ von den Wise Guys bewegten, „Heaven ist a wonderful place“ und „African Halleluia“ ließen die Zuhörer im sehr gut besuchten Saal fröhlich mitwippen. Damit leitete die Germania als „Frauchenchor, der rockt“, in den gemütlichen Teil über. hn

Gründerinnen und langjährige Mitglieder blicken auf die Pokale, die sie im Lauf von 40 Jahren Germania-Frauenchor errungen haben. Fotos: Michael Sittig

Gründerinnen und langjährige Mitglieder blicken auf die Pokale, die sie im Lauf von 40 Jahren Germania-Frauenchor errungen haben. Fotos: Michael Sittig