Kleiner, aber fein

Kleiner, aber fein

Ranzenbrunnenfest Weniger Teilnehmer

Der Ausfall der Feuerwehr tat weh. Weil die Sindlinger Freiwilligen in Frankfurt bei der Evakuierung wegen der Bombenentschärfung halfen, konnten sie nicht am Ranzenbrunnenfest teilnehmen. Damit fehlten Feuerwurst und Pommes sowie Bänke und Tische in der Huthmacherstraße, und es fehlte für viele Kinder der Anreiz, ans Mainufer zu gehen. Dort lockt die Jugendfeuerwehr normalerweise mit Hüpfburg, Rollenrutsche, Feuerwehrauto und weiteren Spielen.

Das bekamen Reiterverein, Schwimmclub und Kinder- und Jugendhaus zu spüren. Nur etwa 30 Kinder kamen zum einstündigen Ponyreiten. Das ist wenig im Vergleich zu sonst. Der Fußball-Parcours des Kinder- und Jugendhauses fand ebenso mageren Zuspruch wie das Angebot, Glitzer-Tattoos aufzumalen. Kaffee und Kuchen genossen beim Schwimmclub vornehmlich die eigenen Mitglieder.

Das Team des Kinder- und Jugendhauses packte schließlich kurzerhand zusammen und gesellte sich zu den übrigen Vereinen in die Huthmacherstraße. Dort herrschte zumindest ab dem späteren Nachmittag lebhaftes Treiben. Allerdings ist die Zahl der Vereine, die sich an Sindlingens größtem Fest beteiligen, weiter gesunken. Der Arbeiter-Samariter-Bund fehlte wie die Feuerwehr wegen der Bomben-Evakuierung. Turnverein und Kanuclub sagten wegen Personalmangels ab. Der Männerchor Germania stornierte seinen Auftritt wegen der schweren Erkrankung seines Dirigenten.

Trotzdem war es wieder ein schönes Fest. „Über das Negative sehen wir hinweg“, sagte Besucherin Manuela Mettin. „Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll“, assistierte Rosi Adler vom Karnevalverein. Die Vereine hatten ohnehin vorsichtig kalkuliert. So waren am Ende sowohl die Bratenbrötchen der Kleingärtner als auch das „Pulled Pork“ des Frauenchors

Germania sowie „Beef and Guinness“ vom Karnevalverein ausverkauft. Fußballclub Viktoria und der katholische Familienkreis profitierten davon, dass mit der Feuerwehr ein dritter Anbieter von Würstchen, Steaks und Bier fehlte. Der Männerchor Germania bediente wie gewohnt die Apfelweintrinker, wenn auch diesmal nicht aus den eigenen Kellern. „Wir haben nicht mehr viel, und dieses Jahr kommt wegen der mageren Apfelernte auch nicht viel dazu“, sagte Vorsitzender und Kelterer Jochen Dollase. Der Frauenchor Germania kreierte „Chorpirinha“ – einen Caipirinha mit Sekt statt Cachaca, was den Alkoholgehalt senkt und die Stimmung hebt.

Der Frauenchor sang, die Line-Dancer des Turnvereins bewiesen, dass ihr ursprünglich aus der Country- und Folkszene stammender Tanzstil auch prima mit südamerikanischen Rhythmen und deutschen Schlagern harmoniert. Die Bierlandschrummler und Alleinunterhalter Jürgen Kronenburg sorgten dafür, dass viele Gäste bis weit in die Nacht an den Tischen sitzen blieben. Wer danach immer noch nicht heim wollte, trudelte früher oder später bei den Motorradfreunden Rosettis ein, in deren Hof es noch lange hoch herging.

Mit ihrem Tanz „Pocahontas“ eröffnete die Nachwuchsgarde „Purzel“ des Karnevalvereins das Ranzenbrunnenfest. Fotos: Michael Sittitg

Mit ihrem Tanz „Pocahontas“ eröffnete die Nachwuchsgarde „Purzel“ des Karnevalvereins das Ranzenbrunnenfest. Fotos: Michael Sittig

 

Zur Eröffnung begrüßte Andreas Rühmkorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine, folgende Ehrengäste: Oberbürgermeisterkandidatin Bernardette Weyland, den Landtagsabgeordneten Uwe Serke, die Stadtverordneten Sieghard Pawlik, Roger Podstatny und Hubert Schmitt, die Ortsbeiräte Oliver Strank (Ortsbeirat 1), Petra Scharf, Albrecht Fribolin und Patrick Stappert (Ortsbeirat 6), Schirmherr Guido Schmitt, Leiter der Abteilung Umweltschutz und Immissionsschutzbeauftragter der Infraserv, die Stadtbezirksvorsteher Roland Haschke und Dieter Frank, Sozialbezirksvorsteherin Gisela Lünzer, Schiedsmann Michael Streubel, Pfarrer Ulrich Vorländer und Vertreter befreundeter Vereinsringe: Claus Thrun, Vorsitzender Vereinsring Zeilsheim, Hubert Schmitt, Vorsitzender Vereinsring Unterliederbach, und Milkica Romic, zweite Vorsitzende Vereinsring Nied. Für Rühmkorf war es voraussichtlich die letzte Ansprache. Er wird bei der nächsten Hauptversammlung des Vereinsrings nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.

Kirsten Mayer und Schirmherr Guido Schmitt von Infraserv.

Kirsten Mayer und Schirmherr Guido Schmitt von Infraserv.

„Das hier ist ein Stück Stadtteilkultur“, lobte Oberbürgermeister Peter Feldmann. Er machte Sindlingen am späten Nachmittag seine Aufwartung, lobte die Ehrenamtlichen und die Vereine, die das Fest auf die Beine stellen. Angesichts von „Spinnern“ und „Irren, die sich Bombengürtel umschnallen“, versicherte er, dass die Antwort darauf in Frankfurt laute: „Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir lassen uns das Feiern nicht verbieten.“

„Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten“,versicherte Oberbürgermeister Peter Feldmann (rechts) Andreas Rühmkorf.

„Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten“,versicherte Oberbürgermeister Peter Feldmann (rechts) Andreas Rühmkorf.

Immer wieder schön hier“, sagte Bernardette Weyland dem Vereinsringsvorsitzenden Andreas Rühmkorf.

Immer wieder schön hier“, sagte Bernardette Weyland dem Vereinsringsvorsitzenden Andreas Rühmkorf.

Werbung in eigener Sache

Eine positive Bilanz zog der neue Förderverein für die Meister-Schule. „Wir hatten heute 14 Neueintritte und sind damit fast 30 Mitglieder“, freut sich die stellvertretende Vorsitzende Helga Franken. Der Geschichtsverein verkaufte etliche Exemplare des neuen Stadtteilkalenders, beim Traditionshof Stappert standen die Gäste Schlange für eine Portion frisch frittierter Kartoffelchips. Die Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe, vertreten durch den Vorsitzenden Sven Callender sowie Günther Weide und Diego Farinola verkauften Eis. Der Förderverein Buchstütze bot Lektüre gegen eine Spende an, der Präventionsrat gab Tipps für Trips zu Verkaufsveranstaltungen, gemeinhin Kaffeefahrten genannt und informierte über Seminare zum Umgang mit Gefahren im öffentlichen Raum. „Die kann ich nur empfehlen“, sagte Heike Doleschel-Wufka vom Präventionsrat Zeilsheim.

Die SPD war mit einem Info-Stand vertreten, der Kleingartenverein servierte Bratenbrötchen, der Sindlinger Karnevalverein irische Spezialitäten; neben „Beef and Guinness“ waren das landestypische Getränke. Er wies auch gleich auf den St. Patrick’s Day am 17. März 2018 sowie das Oktoberfest am 16. September 2017 im Vereinsheim hin. hn

Feuerwehr: Hilfe geht vor

Die Freiwillige Feuerwehr Sindlingen sagte am Tag vor dem Fest ihre Teilnahme ab. Die Branddirektion hatte die Sindlinger angefordert, um am Samstag bei der Evakuierung zu helfen und am Sonntag in Bereitschaft zu stehen. „Wir wären gerne dabei gewesen, aber das geht vor“, bedauerte Wehrführer Sven Sommerschuh – und war froh, dass die Bombe nicht eine Woche früher gefunden wurde; sonst hätte es der Wehr die famose Fahrzeugschau verhagelt. Bei den Vorbereitungen für das Ranzenbrunnenfest waren die Wehrleute im Einsatz, beispielsweise bei der Beschilderung.

Den Sanitätsdienst leistete wie gewohnt das Zeilsheimer Rote Kreuz. „Wir hatten hier zugesagt, deshalb sind wir auch da“, sagte Leiterin Mary Berk.