Misten, malen, Ziegen füttern

Misten, malen, Ziegen füttern

Ponyzwerge Beim Familientag legen Eltern und Kinder Hand an

Während die Kinder reiten, können die Eltern zusehen – oder sich nützlich machen. Auf dem Gelände des „Reiter- und Lernbauernhof Ponyzwerge Sindlingen“ gibt es immer etwas zu tun. Besonders am ersten Samstag jeden Monats freuen sich Leiterin und Vereinsvorsitzende Sonja Heinisch und die pädagogische Leiterin Sara Kolata über viele Besucher. Am „Familiensamstag“ können Kinder und Erwachsene einige Stunden lang Landleben mit allen Sinnen erfahren.

Das nützt dem Verein, den vielen Tieren, die auf dem langgezogenen Grundstück unterhalb der B40 leben, und tut auch den Helfern gut. Mal raus an die frische Luft, ungewohnten Tätigkeiten nachgehen, das hat was. Maja Lehmann zum Beispiel kommt regelmäßig zum Helfen. Während Tochter Marla reitet, recht sie mit Tochter Frieda die Köttel auf dem Boden des Ziegengeheges zusammen und bringt sie weg. „Das gehört alles dazu“, findet die Zeilsheimerin: „Kinder kommen nicht nur zum Reiten, sondern lernen den Umgang mit der Arbeit, die dazu gehört“, sagt sie. Mehrere Kinder beladen anschließend kleine Schubkarren mit „Heulage“, das ist angegorenes, staubfreies Heu, und bringen es den Ziegen Lutz, Isolde und Wilma.

In deren Unterstand haben sich Hühner gemütlich niedergelassen, eins hat gerade ein Ei gelegt. Wie das geht mit den Hühnern und den Eiern, können Kinder in Ferienspielen oder im „Bauernhof als Klassenzimmer“ lernen. „Wenn wir dann aus den gesammelten Eiern Pfannkuchen backen, ist das immer ein besonderer Höhepunkt“, sagt Sonja Heinisch.

Das Ponyreiten ist für viele Kinder fraglos die größte Attraktion. Doch wer sich für den im Alltag einfach „Ponyzwerge“ genannten Verein entscheidet, schätzt auch das Drumherum. „Unsere Tochter wollte reiten und wir haben lange nach einem Verein gesucht, in dem die Kinder auch alles andere lernen, was dazu gehört“, sagt Nicole Luckfiel aus Ginnheim: „Sie machen sauber, kratzen die Hufe aus und lernen, Verantwortung für das Tier zu übernehmen.“ Das sei wichtig. „Es ist ein schönes Konzept“, findet auch Bettina Günther aus Unterliederbach. Ihre Zwillinge Jonas und Johanna (4) lieben die kleinen Ponys, die kleinen Tiere und ihre Pflegeküken. „Alles ist kindgerecht, nicht so kommerziell, und die Gruppen sind klein“, zählt sie auf, warum sie den Verein gerne unterstützt.

„Es macht Spaß, ich finde es gut, dass sich die Eltern nützlich machen“, sagt auch Jochen Lipp aus Griesheim. Er klebt Raufaser an die äußere Wand des Ziegenstalls. Sie dient als Malunterlage im „Wasserfarbenatelier“, das bald rege von Kindern genutzt wird.

Weiter vorn kehren Lalena Schwab und weitere Helferinnen den Bauwagen ab. Er soll frisch gestrichen werden. Die Hunde April und Casper liegen unter einem Baum und schauen Patrick Kolata und Matthias Günther dabei zu, wie sie den Standplatz des Misthängers verlegen.

Irgendwo restauriert ein Vater einen Bollerwagen. Dann ist Schichtwechsel auf dem Reitplatz. Pony „Löwenherz“ hat Feierabend, Trainerin Petra Klein führt den weißen „Prince“ dorthin. Keins der Tiere soll zu stark belastet werden.

Das gilt auch für Kinder und Helfer. Deshalb freuen sich Sonja Heinisch und Sara Kolata über jeden, der Hand anlegt. Ohne diese Hilfe wäre vieles nicht möglich. „Demnächst wollen wir unseren Brunnen erneuern und mit einer Photovoltaikanlage versehen“, erzählt Patrick Kolata. Dafür suchen die Ponyzwerge einen Sponsor. Weil das Gelände keinen Stromanschluss hat, behelfen sie sich bislang mit einem Dieselaggregat, das aber nicht ins umweltfreundliche, nachhaltige Konzept passt.

Auf einem nahe gelegenen Grundstück entsteht ein Bauerngarten. Es gibt viele verschiedene Angebote für Kinder, für die zusätzliche Betreuer gebraucht werden. „Wir können jede Hand brauchen. Jeder kann mitwirken und sich einbringen“, ermuntert Sonja Heinisch alle Interessierten zum Mitmachen auf dem Lernbauernhof. Falsch machen kann man nichts. „Es gibt niemanden, der nichts kann“, ist die Leiterin sicher. Der Lohn ist Zufriedenheit. Die Stunden bei den Ponyzwergen seien „für die Kinder schön und für uns auch“, sagen Nicole Luckfiel und Bettina Günther, während sie Pferdeäpfel zusammenrechen und zum Sammelplatz bringen. Sie empfinden die Stunden im Freien als willkommenen Ausgleich zum Beruf und befriedigende Arbeit: „Wenn dann hinterher alles schön sauber ist, sieht man, was man gemacht hat. Das tut gut“, finden sie. Wer es selbst einmal ausprobieren möchte: Der nächste Familiensamstag ist am Samstag, 6. Mai, von 10 bis 16 Uhr. hn

Jeder helfe, wie er kann: Für Kinder haben die „Ponyzwerge“ extra kleine Schubkarren angeschafft, die sie bewältigen können. Fotos: Sittig

Jeder helfe, wie er kann: Für Kinder haben die „Ponyzwerge“ extra kleine Schubkarren angeschafft, die sie bewältigen können. Fotos: Sittig

Die Hühner lassen sich von Matthias Günther nicht stören, der den neuen Standplatz des Misthängers mit Lochplatten befestigt.

Die Hühner lassen sich von Matthias Günther nicht stören, der den neuen Standplatz des Misthängers mit Lochplatten befestigt.