Mit Struwwelpeter und Spundekäs

Mit Struwwelpeter und Spundekäs

Ludwig-Weber-Schule Schulfest mit Berühmtheiten, Gerichten, Mundart und weiteren hessischen Eigenheiten

Nicht die Herkunft, sondern das Bekenntnis macht den Hessen aus. „Hesse ist, wer Hesse sein will“, sagte Hessens Ministerpräsident von 1951 bis 1969, Georg August Zinn. Was aber macht den Hessen aus? Damit beschäftigten sich die Schüler der Ludwig-Weber-Schule in einer Projektwoche. Die Ergebnisse waren beim Schulfest zu sehen und zu probieren.

Die Klasse 4a suchte und fand hessische Berühmtheiten. Was sie über Goethe, Rennfahrer Sebastian Vettel, Sängerin Namika oder die Brüder Grimm zusammen trug, stellte sie auf Plakaten dar. „Ich habe mich mit dem Hessenpark beschäftigt“, berichtet Yasmin (10 Jahre): „Das hört sich spannend an.“ Auch die längsten Flüsse, höchsten Berge und eine der „leckersten Speisen“, die Frankfurter Rindswurst. fielen ins Raster.

Zum Glück ist es für Hessen keine Pflicht, Handkäse zu mögen. Bei einer Blindverkostung ließen Lehrerin Petra Erk-Döhring und Najat El-Daghire die Kinder verschiedene Klassiker der hessischen Küche versuchen. Viele verzogen die Gesichter, als sie ein Häppchen Handkäse und ein Löffelchen Kochkäse im Mund hatten. „Frischkäse ist drin, Knoblauch ist drin“, analysierte Ravza (10) die dritte Portion: „Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber es schmeckt lecker.“ „Das ist Spundekäs“, sagte Petra Erk-Döhring. Bethmännchen und Frankfurter Kranz mochten fast alle Kinder, auch wenn viele die Namen des Gebäcks nicht kannten. Noch schwieriger gestaltete sich das Hessische beim Mundart-Quiz. Angesichts von Wörtern wie Worschtfinger, Deetz, uffmische oder Lebbe geht weider schüttelten viele nur ratlos die Köpfe. Das war definitiv eine Fremdsprache.

Vertrauter sind den meisten Kindern die Grimm‘schen Märchen. Lesepaten der „Mentor Hessen“ Leselernhilfe lasen daraus vor, Zweitklässler hatten passend dazu Sterntaler- und Rapunzelplätzchen gebacken.

Die Eingangsklassen und die 4b hatten sich mit Wappen beschäftigt. „Es war echt schön zu sehen, wie sie aufgebaut sind und was sie bedeuten“, sagt Jan aus der 4b. Die Besucher des Schulfestes durften mit Hilfe der Schüler nun selbst Wappen gestalten. Ein Erinnerungsfoto als „Struwwelpeter“ konnte mitnehmen, wer bei den Drittklässlern den Kopf durch eine Durchguck-Wand mit der urhessischen Figur steckte. Am Glücksrad war der Struwwelpeter der Haupttreffer.

Die meisten Aktivitäten fanden diesmal im Inneren der Schule statt. Der Pausenhof ist aufgrund der Bauarbeiten einfach zu klein, um dort wie üblich Hüpfburg, Rollenrutsche und große Spielstationen aufzubauen, sagt Konrektor Martin Stojan. So fanden lediglich der ASB, fünf Spielecken und Tische und Bänke für die Bewirtung Platz auf dem Außengelände.

Eltern hatten Kuchen und Salate gespendet, dazu gab es Würstchen und Getränke. Zunächst jedoch sang der Schulchor das Schullied, dann begrüßte Schulleiterin Fatima Oturak-Pieknik die Gäste. Sie dankte allen, die das Fest ermöglichten.

Einige hob sie besonders hervor. Zum Beispiel Najat El Daghire, die seit einem Jahr das Elterncafé freitags von 8 bis 10.30 Uhr organisiert. Oder die Gruppe um die früheren Elternbeiratsvorsitzenden Claus Hoß und Roland Haschke, die kurz zuvor einen Förderverein für die Ludwig-Weber-Schule gegründet hatte. „Ich trete jetzt gleich ein, für einen Euro im Monat“, animierte sie die Eltern, es ihr nachzutun. Ein Förderverein sei eine tolle Gelegenheit, unbürokratisch zusätzliche Geldspenden zu erhalten, die den Schülern zugute kommen.

Ein herzliches Dankeschön ging auch an Lehrerin Yvonne Welzel-Orlob. Sie hatte die vielfältigen Aktivitäten der Schule zur Leseförderung in einem siebenseitigen Projektbericht zusammen gefasst und an die Hardtenberg-Stifung geschickt. Diese Stiftung fördert benachteiligte Kinder. „Wir haben 1000 Euro bekommen“, freute sich Fatima Oturak-Pieknik. hn

Hessische Wappen waren das Projektthema der Eingangsklassen. Fotos: Michael Sittig

Hessische Wappen waren das Projektthema der Eingangsklassen. Fotos: Michael Sittig

Wappen konnten die Besucher beim Schulfest selbst herstellen.

Wappen konnten die Besucher beim Schulfest selbst herstellen.

Mit grünen Luftballons warb Claus Hoß um Mitglieder für den neuen Förderverein der Ludwig-Weber-Schule. 

Mit grünen Luftballons warb Claus Hoß um Mitglieder für den neuen Förderverein der Ludwig-Weber-Schule.

Die Brüder Grimm zählen zweifellos zu den berühmtesten Hessen.

Die Brüder Grimm zählen zweifellos zu den berühmtesten Hessen.

 

„Wir sind gut im improvisieren“

Die rund 200 Grundschüler der Ludwig-Weber-Schule sind seit zwei Jahren in einem Ersatzbau auf dem vorherigen Schulhof untergebracht. Das Gebäude ist drei Stockwerke hoch, besteht aus Holz und besticht durch ein angenehmes Raumklima.

Ein übermannshoher, hölzerner Bauzaun trennt das Provisorium und ein kleines Stück Pausenhof von der Baustelle ab. Das alte Betongebäude ist abgerissen, der Baulärm hielt sich in Grenzen. Mittlerweile sind schon Teile des Fundaments für den Neubau gegossen. Bislang sei alles gut verlaufen, sagen Schulleiterin Fatima Oturak-Pieknik und Konrektor Martin Stojan. „Es gibt keine Klagen“, bestätigt Schulelternbeiratsvorsitzende Alice Heckmann-Denisenko.

Im Großen und Ganzen hielten sich die Baustellenfahrzeuge an die abgesprochenen Zeiten, so dass sich schwere Laster und Schüler nicht begegneten; kommt das doch einmal vor, sehen Ordner nach dem Rechten. Also alles bestens? Nicht ganz. Probleme bereiten vor allem die geschrumpften Außenflächen und die fehlende Sporthalle. Für den Sportunterricht müssen die Kinder in Hallen in Zeilsheim und Sindlingen-Süd ausweichen, für den Schwimmunterricht fahren sie nach Höchst und Griesheim. „Das ist ein Riesenproblem und sehr personalaufwendig“, sagt die Schulleiterin. Jeweils zwei Lehrer müssen mit, das bindet viel Zeit. Darunter leiden freiwillige Angebote wie nachmittägliche Arbeitsgemeinschaften. Davon gibt es kaum noch welche.

Der Pausenhof ist so klein, dass die meisten der früher gern genutzten Bewegungsspielzeuge im Lager bleiben müssen.

Auch sonst gibt es keine Spielgeräte. Aber alles in allem „kommen wir gut mit dem Provisorium zurecht. Wir sind gut im Improvisieren, auch dank der engagierten Eltern“; sagt die Schulleitung. hn