Was die Wirtschaft hemmt

Was die Wirtschaft hemmt

Wirtschaftstag Delegation besucht Betriebe im Frankfurter Westen

Was kann die Stadt besser machen? Anregungen sammelte eine Delegation aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft beim „Wirtschaftstag“ in Sindlingen. Angeführt von Wirtschaftsdezernent und Stadtrat Markus Frank tourte die Gruppe durch Unterliederbach (beziehungsweise die Silostraße mit den Firmen Immo Herbst und Emo-Reisen), Zeilsheim (Restaurant Löwe und Polsterei Nikov) und Sindlingen. Hier besuchte sie die Firmen Sittig Industrie-Elektronik und Metallbau Löllmann. „Wir wollen den Unternehmen mit dem Wirtschaftstag unsere Wertschätzung zeigen, aber auch aufnehmen, welche Sorgen sie haben und das an die zuständigen Stellen weiter transportieren“, erklärte Frank.

Sorgen bereitet den IT-Spezialisten der Firma Sittig vor allem das für ihre Bedürfnisse zu langsame Internet. Mehrere Versuche, einen Anschluss ans Glasfasernetz zu erhalten, sind fehlgeschlagen. Kurz vor dem Besuch jedoch zeichnete sich eine Lösung ab: „Zur Zeit sieht es so aus, als hätten wir einen Durchbruch erzielt“, freute sich Geschäftsführer Christian Tischler. Zusammen mit dem zweiten Geschäftsführer Thomas Sittig und Firmengründer Michael Sittig gab er den Gästen einen Überblick über den 30 Jahre alten, hoch spezialisierten Familienbetrieb für Sprach- und Datenkommunikation.

Massive Probleme mit der Anfahrt

Am südlichen Ortsende hapert es auch mit der Infrastruktur. Marcus und Annette Löllmann von Metallbau Löllmann luden Markus und Bernd Krämer vom Baumpflegebetrieb Krämer hinzu, denn die Nachbarn im Mini-Gewerbegebiet beidseits der Okrifteler Straße haben das gleiche Problem: die Okrifteler Straße, respektive ihren Lastwagenverkehr. „Wir erleben gerade eine Umstrukturierung“, sagte Marcus Löllmann. Zum einen finden sich keine Lehrlinge, zum andern wächst der Druck auf die Handwerker, sich zu spezialisieren. In der Folge „verbauen wir mehr als früher, während die Eigenproduktion zurück geht“, erläuterte er den Besuchern. Das wiederum führt zu erhöhtem Anlieferverkehr. Wenn ein Sattelschlepper mit 50 Zargen das Betriebsgelände ansteuert, bleibt ihm de facto nur die so genannte Baustraße. Die Okrifteler Straße ist schlicht zu eng. Die Baustraße aber ist ausschließlich für den Verkehr zum Klärwerk und Anlieger frei gegeben. „Es wäre gut, wenn es hier eine Lösung gäbe“, sagte Annette Krämer: „Es besteht Handlungsdruck. Die Problematik ist da.“

Die Baustraße wäre eine Lösung

Davon können die Gebrüder Krämer und ihre Fahrer ebenfalls ein Lied singen. Sie mühen sich jeden Tag vom Lagerplatz an der Ecke Okrifteler/Mockstädter Straße mit ihren Riesen-Spezialfahrzeugen durch den Ort. Sie würden ebenfalls lieber die Baustraße nehmen, die parallel der Auffahrt auf die B40 zwischen Böschung und Feld verläuft. Doch ein Teil der Straße liegt auf Hattersheimer Gemarkung. Und Hattersheim duldet den Ausweichverkehr nicht und lässt kontrollieren. „Die Polizei verteilt Knöllchen“, sagt Markus Krämer. Deshalb rumpeln die schweren Laster durch den Ort. Immer mal wieder muss sich der im Gesangverein Germania engagierte Markus Krämer deswegen bissige Bemerkungen von Anwohnern anhören. Er hofft wie Löllmanns, dass es zu einer Lösung kommt.

Michaela Kraft, Leiterin des Amts für Straßenbau und Erschließung, berichtete, dass ihr Amt zur Zeit eine Bau- und Finanzierungsvorlage zu der Straße vorbereite. Das geschieht im Zusammenhang mit den Erweiterungsplänen des Klärwerks. Markus Frank regte an, dabei „wohlwollend zu prüfen“, ob die Baustraße als Entlastungsstraße für die Okrifteler deklariert werde könnte. Selbst dann sei es ausgeschlossen, sie zweispurig zu führen, erläuterte Günter Schneider, Leiter des Baubezirks West im Straßenbauamt. Dafür fehle der Platz. „Das wird ein Zwidder“, sagte er. Platz könne nur mit Hilfe von Hattersheim gewonnen werden. Markus Frank schlug vor, das Gespräch mit dem neuen Bürgermeister der Nachbarstadt zu suchen. An der Notwendigkeit ließ Marcus Löllmann keinen Zweifel: „Für uns ist die Okrifteler Straße echt ein Problem. Das ist Wahnsinn. Chaos. Das Miteinander wird härter. Manchmal müssen wir einfach auf den Gehweg ausweichen, dann schimpfen die Anwohner“, berichtet er. Spielraum gebe es nur an der Baustraße. Von einer Erweiterung würden sowohl Sindlinger als auch Hattersheimer profitieren. Denn seit das ehemalige Sarotti-Gelände mit Wohnungen und Geschäften bebaut ist, hat sich der Verkehr auch im Hattersheimer Südring stark erhöht. hn

In der Halle der Firma Metallbau-Löllmann schilderten Annette und Marcus Löllmann sowie Bernd und Markus Krämer den Besuchern die Verkehrsprobleme. Foto: Michael Sittig

In der Halle der Firma Metallbau-Löllmann schilderten Annette und Marcus Löllmann sowie Bernd und Markus Krämer den Besuchern die Verkehrsprobleme. Foto: Michael Sittig

 

Ohne Unternehmer kein Fest

Sven Callender, Vorsitzender des Sindlinger Gewerbeverein FHH+G, war ebenfalls Mitglied der Wirtschafts-Delegation. Er nutzte die Runde vor allem um darauf hinzuweisen, dass Gewerbetreibende nicht nur durch ihre Steuerzahlungen, sondern auch ihr Engagement vor Ort ein Rückgrat der Stadt bilden: „Kein Stadtteilfest kann stattfinden, ohne dass sich ein Unternehmer vor Ort dafür einsetzt“, sagte er. In Sindlingen helfen Gewerbetreibende mit ihren großen Autos oder Lastwagen beim Transport von Tischen, Bänken, Schildern und Geräten, sie bauen Stände auf bei den Stadtteilfesten, kümmern sich um Beleuchtung und Beschallung. Viele von ihnen sind zudem in Vereinen engagiert, die davon ebenso profitieren. „Wenn wir den Karren ziehen, müssen Sie uns den Weg bereiten“, sagte er den Politikern und Verwaltungsleuten. hn