Es waren nicht die Sachsen

Es waren nicht die Sachsen

Evangelische gemeinde Märchenhafter Abend mit Silke Wustmann

Von Hans-Joachim Schulz

Zu ihrem „Frankfurter Abend“ begrüßte die evangelische Gemeinde einmal mehr Silke Wustmann. Viele im Frankfurter Westen kennen sie als „Frau Bolongaro“ oder als „Schlossgeist Gudula“ mit „Bären-Schorsch“ Mario Gesiarz von den beliebten Kostümführungen in Höchst. 

Silke Wustmann ist eine ausgewiesene Frankfurt-Kennerin. Die Historikerin mit den Schwerpunkten Kunst und Romanistik promovierte über den Frankfurter Römer von innen und außen, vom Mittelalter bis zur Neuzeit, und kennt sich auch drum herum bestens aus mit Frankfurter Persönlichkeiten, Liebesgeschichten, Bräuchen sowie Märchen, Sagen und Legenden.

Letzteren war der Abend im Gemeindehaus gewidmet. Sicher die bekannteste Legende im Zusammenhang mit Frankfurt ist diejenige der Namensgebung. Frankenkönig Karl der Große floh vor den Sachsen, eine Hirschkuh zeigte ihm die Furt, durch die er das rettende Ufer erreichte. Und so entstand Frank(en)furt. Dass das Dorf auf der anderen Mainseite seinen Namen den Sachsen verdankt, sei jedoch keine Legende, sondern eher ein Märchen. Die Herkunft des Namens sei nicht historisch gesichert, sagte Silke Wustmann. Wahrscheinlich sei die Bezeichnung für Sachsenhausen aus Sassenhusen abzuleiten. Das ist ein Ort, an dem die Beisassen hausten. Als solche wurden Einwohner ohne volle Bürgerrechte bis 1866 bezeichnet. 

Die Sage von der Gründung Höchst

Auf einer Sage beruht die Gründung von Höchst am Main. Danach überlebte der Knappe Hostato im baskischen Krieg die katastrophale Niederlage der Franken. Er reiste an den Main, wo Karl der Große lagerte, und erstattete Bericht. Der Frankenherrscher schlug ihn aufgrund seiner Tapferkeit zum Ritter und ernannte ihn zum Voigt von Höchst. Das Dorf auf dem Hochufer des Mains wurde 790 erstmals urkundlich als fränkisches Dorf Hostat (Hohe Stätte) erwähnt. 

Hohen Unterhaltungswert hatten viele der Anekdoten, die Silke Wustmann präsentierte. Sei es die unheimliche Schatzsuche im Keller der verfallenen Sachsenhäuser Burg Ulrichstein, die Geschichte eines Zauberrings von Fastrada, der dritten Frau Karls des Großen, eine Löwenjagd in der Töngesgasse oder die Legende des Hans Winkelsee, Wilddieb im Frankfurter Stadtwald: Mit Witz und Kompetenz ließ Silke Wustmann Geschichte und Geschichten lebendig werden und vermittelte gleichzeitig das Wissen um deren Ursprünge. Die Zuhörer dankten mit herzlichem Applaus für den gelungenen Abend, zu dem wie gewohnt Brezeln und Äppelwoi gehörten.

Lebendig und gestenreich erzählte Silke Wustmann im evangelischen Gemeindehaus Märchen und Sagen. Foto: Hans-Joachim Schulz

Lebendig und gestenreich erzählte Silke Wustmann im evangelischen Gemeindehaus Märchen und Sagen. Foto: Hans-Joachim Schulz