So macht sogar das Putzen Spaß

So macht sogar das Putzen Spaß

St. Dionysius Mitglieder der Gemeinde sorgen dafür, dass die Kirche an Ostern glänzt

Nicht Orgelmusik erfüllt die Kirche, sondern der sonore Klang eines Staubsaugers. Statt Weihrauchschwaden steigen Staubwölkchen auf. Und es riecht nicht nach Weihrauch, sondern nach Putzmitteln. 

Ungewohntes Treiben herrscht zwei Wochen vor Ostern in der katholischen Kirche St. Dionysius. Mitglieder der Gemeinde sind zum Großreinemachen angerückt mit allem, was das heimische Putzgerätearsenal hergibt. Harald Fischer vom Gemeindevorstand hat den Frühjahrsputz zusammen mit Ingrid Sittig zum zweiten Mal nach 2016 organisiert. „Das ist gut für die Gemeinschaft und zeigt, dass man sich kümmert“, sagt er: „Wir leben gemeinsam aktiv unseren Glauben, das schweißt zusammen. Dann macht sogar das Putzen Spaß“, findet er. Und vor allem: „Es ist schön, wenn an Ostern alles glänzt“.

Etwa 20 Helfer polieren die Heiligenfiguren, die vergoldeten Reliefs und geschwungenen Bögen am Hochaltar und die Flügel der weißen Taube im Dach der seitlichen Kanzel. Mit verlängerten Staubwedeln entfernen sie Spinnweben und Staubfäden aus den Ecken der Decke unter den Emporen. Von oben herab lehnen sie sich auf den seitlichen Galerien weit über das Geländer, um die Simse abzustauben. „Da hat sich ganz schön was angesammelt“, stellen sie fest. In der Sakristei schrubben Frauen den Boden, in der Kirche nicht: Der Sandstein mag kein Wasser. Hier sind Staubsauger, Besen und Schippe gefragt. 

Ganz ohne Putzeimer geht es aber nicht. Die Bänke werden feucht gewischt und Gisela Krauter-Thomas nimmt sich mit ihrem Scheibenreiniger den großen Glaskasten am Eingang vor. Gegen die klebrigen Fitzelchen, die durch das Anbringen von Plakaten oder Info-Zetteln mit Tesafilm hartnäckig am Glas haften, hilft das nicht. Sie werden mühsam mit einem speziellen Glasschaber entfernt.

Willi Stappert und Wolfgang Scheh packen derweil größeres Werkzeug aus. Sie versetzen Bänke. Mehrere Gemeindemitglieder haben darüber geklagt, dass sie schlecht in die eng stehenden Sitzreihen hineinkommen. „Vor anderthalb Jahren wurde das Taufbecken versetzt“, sagt Harald Fischer. Statt in der Ecke am Eingang steht es nun mitten im Mittelgang. Die Kirchenbänke wurden dafür umgestellt. Jetzt lösen die beiden Helfer die Schrauben und schieben die Bänke der ersten Reihen etwas nach vorn und weiter auseinander. Problem gelöst.

Mit der Beteiligung am Frühjahrsputz sind die Organisatoren zufrieden. „Andere Gemeinden lassen Firmen kommen“, weiß Harald Fischer: „Wir schaffen das selbst.“ Die Reinigungskraft, die übers Jahr für die Gemeinde tätig ist, kann die vielen Feinarbeiten an den Altären und in der Höhe nicht leisten. Mal abgesehen von den kirchentypischen Einrichtungsgegenständen unterscheidet sich das Putzen gar nicht so sehr vom Putzen zuhause, findet Katja Konz, mit einer Ausnahme: „Daheim hat es nie ein Ende, hier aber schon. Hier hören wir nach drei Stunden einfach auf.“ Mit einem gemeinsamen Mittagsimbiss im Gemeindehaus endete der Frühjahrsputz in St. Dionysius. Und zu Ostern beherrschten dann wieder Orgelklang und Weihrauchduft einen Kirchenraum, der mit der Frühlingssonne um die Wette glänzte. hn

Die Scheiben am Eingang nahm sich Gisela Krauter-Thomas vor; Harald Fischer hielt die Leiter.

Die Scheiben am Eingang nahm sich Gisela Krauter-Thomas vor; Harald Fischer hielt die Leiter.

Ungewohnter Arbeitsplatz: Christine Krämer (links) und Queenie Brech befreiten den Hochaltar vom Staub. Fotos: Michael Sittig

Ungewohnter Arbeitsplatz: Christine Krämer (links) und Queenie Brech befreiten den Hochaltar vom Staub. Fotos: Michael Sittig

Den Staub von der Taube als Symbol des Heiligen Geistes entfernte Edwin Reinhard.

Den Staub von der Taube als Symbol des Heiligen Geistes entfernte Edwin Reinhard.