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Sindlinger Monatsblatt Mai 2016

Sindlinger Monatsblatt Mai 2016

Die Ausgabe Mai 2016 des Sindlinger Monatsblatt steht hier zum Download bereit:

Sindlinger Monatsblatt Mai 2016

Vereine leiden unter dem Finanzamt

Vereine leiden unter dem Finanzamt

Arge Sov Dem Vereinsring wird die Gemeinnützigkeit aberkannt – Ohne Spenden keine Stadtteilfeste

Das Finanzamt hat der Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) die Gemeinnützigkeit aberkannt. „Verständlich? Nein. Nachvollziehbar? Nein. Man greift sich an den Kopf und fragt sich, warum machen wir das Ganze überhaupt?“, sagt Vorsitzender Andreas Rühmkorf.

Der Ärger begann mit dem Wechsel des Sachbearbeiters im Finanzamt. Die neue Kraft verlangte Bescheinigungen der Befreiung von der Körperschafts- und Gewerbesteuer, gemeinhin Freistellung wegen Gemeinnützigkeit genannt, von allen Mitgliedsvereinen. „Wenn auch nur ein Mitglied nicht steuerbegünstigt ist, entfällt die Steuerbegünstigung für die Dachorganisation“, erläuterte Rühmkorf vor etwa 40 Vereinsvertretern in der Hauptversammlung der Arge Sov. Was all die Jahre zuvor in Ordnung war, ist es nun nicht mehr.

Etwa ein Drittel der 47 Mitglieder (30 Vereine, zehn Institutionen, sieben Mandatsträger) ist nicht als gemeinnützig klassifiziert. „Wir müssten sie ‘rauswerfen, um weiterhin als gemeinnützig anerkannt zu sein“, sagte der Vorsitzende. Das lehne der Vorstand ab.

„Unsere Mitgliedschaft spiegelt den Stadtteil wieder“, ergänzte Kassierer Michael Streubel. Der Entzug der Gemeinnützigkeit bedeute vor allem, dass die Arge Sov keine Spendenquittungen mehr ausstellen könne. Für Seniorenfastnacht, Volkstrauertag, Ranzenbrunnenfest und Weihnachtsmarkt ist der Vereinsring jedoch auf Spenden angewiesen. Insbesondere Infraserv, Fraport, Banken und Sparkassen und der Bauverein unterstützen die Stadtteilfeste. Spenden und Zuschüsse sind die wichtigsten Einnahmen, um Veranstaltungen durchzuführen, hatte es zuvor im Kassenbericht gehießen.

Pawlik: „Man muss sich wehren“

„Ich halte die Haltung des Finanzamts für Schwachsinn und nicht nachvollziehbar“, sagte SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik. Er riet, mit Bundestagsabgeordneten zu reden und juristischen Rat einzuholen: „Man muss sich wehren. Zu verlieren hat der Vereinsring nichts mehr.“ – „Es gibt die Landesehrenamtsagentur, dort könnten Experten befragt werden“, sagte Quartiersmanagerin Sandra Herbener: „Dort werden Kurse gegeben, um Menschen zu motivieren, Ehrenämter zu übernehmen und sich in Vorständen zu engagieren. Gleichzeitig werden Strukturen zugelassen, die alles sehr komplizieren“, wunderte sie sich über das Gebaren des Finanzamts, über das übrigens auch andere Vereine stöhnen; etliche mussten und müssen ihre Satzungen überarbeiten. Zumeist handelt es sich um die Änderung von Formulierungen.

Für die Vereine bedeutet das viel Aufwand und Kosten für juristischen Beistand. „Als Verein, in dem die Leute ehrenamtlich und gemeinnützig arbeiten, kriegt man fast nur noch Knüppel zwischen die Beine geworfen“, klagte Thomas Krock vom FC Viktoria Sindlingen.

Mario Gesiarz, Vorsitzender des Bücherei-Fördervereins Buchstütze, schlug vor, die betroffenen Mitglieder in einen Förderverein auszugliedern. Sven Callender, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe, plädierte dafür, ein Jahr lang auf die Gemeinnützigkeit zu verzichten und auszuloten, ob die Großspender (wobei es in der Regel um höchstens 2000 Euro geht) bereit wären, als Sponsoren statt als Spender zu agieren.

„Wir greifen alle Vorschläge auf und informieren uns in alle Richtungen“, versprach Andreas Rühmkorf. hn

Junge Turnerinnen planen den Lauf

Junge Turnerinnen planen den Lauf

Turnverein Sportjugend Hessen unterstützt das Engagement des Nachwuchses

Am Sonntag, 22. Mai, richtet der Turnverein den „Kinderstadtlauf“ aus. Erstmals kümmern sich keine erfahrenen Organisatoren um die Vorbereitung, sondern acht Jugendliche aus der Turnabteilung, die noch vor wenigen Jahren selbst an dem Lauf teilgenommen haben.

Betreut werden Vici, Lory, Romy, Linda, Luisa, Janina, Edi und Giusy dabei von Isabelle Schikora von der Sportjugend Hessen. Diese fördert mit dem Projekt „Ziel+“ der Deutschen Sportjugend junges Engagement, erklärt die hauptamtliche Mitarbeiterin der Sportjugend Hessen: „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, sich abzusprechen und etwas auf die Beine zu stellen“. Um den Zwölf- bis Vierzehnjährigen über die Anfangshürden zu helfen, überlegten beim ersten Treffen Ende Januar alle gemeinsam, was nötig ist, um den Stadtlauf vorzubereiten. Die Strecke muss festgelegt und ausgeschildert, Helfer für die Bewirtung am Turnerheim gewonnen und ihr Einsatz koordiniert werden, listeten sie auf. Werbung ist wichtig; die Mädchen wollen nicht nur Mitglieder anderer Abteilungen zum Mitlaufen motivieren, sondern werben auch an verschiedenen Schulen und Flüchtlingsunterkünften im Umkreis. Drei erstellen ein Plakat und Flugblätter, zwei weitere Infos für die Helfer. Janina und Luisa liefen die Route rund um den Friedhof ab und schauten, wo Richtungspfeile angebracht werden sollten oder müssen. Weil es zwei unterschiedlich lange Strecken geben soll, wollen die Mädchen Pfeile in zwei Farben anbringen, einmal für die 1350 Meter und einmal für die 1700-Meter-Runde.

Michael Sittig übernimmt die Information der anderen Abteilungen, Vici koordiniert den Einsatz der Helfer. „Am besten führst Du eine Liste. Du solltest im Blick behalten, wer was macht und wo die Person in welchem Team eingesetzt werden kann “, rät Isabelle Schikora. Sie regt außerdem an, bei der Zeitplanung die Klausurphasen in den Schulen zu berücksichtigen, die die jungen Turnerinnen besuchen: „Sprecht Euch ab“, sagt sie. Alle nicken.

Ob sie gewusst haben, auf was sie sich da einlassen? „Ja“, nicken die Mädchen. „Wir haben aber noch nie so etwas Großes gemacht. Immerhin kamen beim letzten Mal um die 100 Kinder“, sagen sie. Doch das Organisieren macht ihnen Spaß.

So vieles ist zu bedenken. Am Ziel soll Wasser verteilt werden. Am Start ist ein Absperrband zu spannen. Gemeinsames Warmmachen, Geschenke für alle Teilnehmer besorgen und verteilen – es ist noch einiges zu erledigen, bis der Startschuss fällt.

Alle zusammen wollen nun Sponsoren im Ort suchen und kurz vor dem Ereignis im Großmarkt einkaufen gehen. Auch die Siegerehrung nehmen alle zusammen vor.

Hinterher ist Sport- und Spielfest auf dem Gelände am Turnerheim – auch dafür sorgen die Mädchen. Sie planen den Einsatz einer Hüpfburg, Volleyball, eine Seifenrutsche und einen Hindernislauf, dazu Zettel zum Abstempeln und kleine Preise.

Der Kinderstadtlauf beginnt am Sonntag, 22. Mai, um 14 Uhr am Turnerheim (Farbenstraße 85a). Teilnehmen können Kinder von zwei bis 15 Jahren, die jüngsten an der Hand der Eltern. Anmeldungen sind bis kurz vor Start noch möglich. hn

Vor wenigen Jahren liefen (von links) Romy Ströer, Luisa Fritsch, Victoria Salmen und Linda Ströer noch selbst beim Kinderstadtlauf des Turnvereins mit. Fotos: Michael Sittig

Vor wenigen Jahren liefen (von links) Romy Ströer, Luisa Fritsch, Victoria Salmen und Linda Ströer noch selbst beim Kinderstadtlauf des Turnvereins mit. Fotos: Michael Sittig

 

In diesem Jahr organisieren (von links) Romy, Luisa, Vici und Linda mit Unterstützung durch Isabelle Schikora von der Sportjugend Hessen (rechts) den Kinderstadtlauf.

In diesem Jahr organisieren (von links) Romy, Luisa, Vici und Linda mit Unterstützung durch Isabelle Schikora von der Sportjugend Hessen (rechts) den Kinderstadtlauf.

 

Achtung, Anruf!

Achtung, Anruf!

„Bei Anrufen von Telekom-Callcentern ist aufpassen angesagt”, teilt Sven Callender von s-t-c.net IT sowie Vorsitzender der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe mit.

Im Zuge der Netzmodernisierung werden alle Anschlüsse auf neue Technik aufgerüstet, hierzu ist oft ein Tausch der Hardware (des Routers) und immer eine Neueinrichtung notwendig. Von der Telekom beauftragte Callcenter rufen systematisch alle Anschlussinhaber an und versuchen durch Versprechen wie „höhere Geschwindigkeit“, „bessere Telefonverbindung” und „neue leistungsfähigere Endgeräte” die Zustimmung zu der Umstellung zu erlangen.

Bedenken werden häufig überhört und eine kinderleichte Einrichtung versprochen. Dies ist aber nur in wenigen Fällen so. Besonders bei mehreren Geräten und Telefonnummern oder beim Betrieb von Telefonanlagen ist etwas Erfahrung gefragt. Auch bei der Auswahl des Routers muss man aufpassen, die meisten der direkt von der Telekom angebotenen Geräte haben zum Beispiel keinen ISDN-Anschluss eingebaut. „Einem Kunden wurde, auch über ein Callcenter mit entsprechend mangelhafter Beratung, ein Router geschickt, der gar nicht mit der vorhandenen Telefonanlage kompatibel war. Zum Glück konnten wir schnell helfen, ansonsten wäre der Kunde mehrere Tage ohne Telefon, Fax, und Internet gewesen”, erzählt Günther Weide von Kommunikationstechnik Weide in der Meisterstraße. „Unsere Empfehlung: Am Telefon nicht zustimmen und nicht ‚Ja‘ sagen. Dann erstmal einen Experten vor Ort anhand der vorhandenen Geräte den genauen Bedarf ermitteln lassen. So klappt es auch mit der Umstellung”, raten die Sindlinger Experten.

Termine Mai 2016

Zum Wäldchestag lädt der Turnverein am Dienstag, 17. Mai, ein. Ab 16 Uhr versorgen Vereinsmitglieder die Besucher mit Essen und Getränken auf dem Gelände am Turnerheim (Farbenstraße 85a). Außerdem stellen die Abteilungen mit Vorführungen neue Angebote vor.

 

Mit einem „Fest der Nachbarn“ bieten Einwohner von Sindlingen-Nord am Samstag, 21. Mai, Gelegenheit zum gemütlichen Plausch bei kleinen Speisen, Getränken und Musik. Gefeiert wird von 17 bis 20 Uhr am Richard-Weidlich-Platz vor dem Kinder- und Jugendhaus.

 

Die katholische Gemeinde begeht am Donnerstag, 26. Mai, Fronleichnam mit Gottesdienst und Prozession. Nachmittags ist Pfarrfest rund um St. Dionysius.

 

Rezi-Babbel, das Frankfurter Mundart-Rezitationstheater, und der Förderverein Buchstütze feiern 200 Jahre Friedrich Stoltze mit einem Vortrags- und Musikabend in der Stadtteilbücherei (Sindlinger Bahnstraße 124). Am Freitag, 27. Mai, ab 19.30 Uhr trägt Mario Gesiarz Gedichte und Geschichten vor, Viktor Gesiarz steuert Musik bei. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Unmittelbar zuvor, um 18.30 Uhr, trifft sich der Förderverein Buchstütze zu seiner Jahreshauptversammlung in der Bücherei.

 

Am Mittwoch, 1. Juni, heulen die Sirenen: Der Industriepark testet seine Alarmanlagen. 17 Sirenen gibt es, die die Anwohner warnen sollen, wenn sich ein Chemieunfall ereignet. Der Probealarm wird zweimal im Jahr durchgeführt. Das Warnsignal ertönt ab 10 Uhr, das Zeichen für die Entwarnung ab 10.30 Uhr.

 

Zu „Musik im Gadde“ lädt die Arbeiterwohlfahrt am Samstag, 4. Juni, ab 14 Uhr in den Hof der Okrifteler Straße 25 ein.

 

Die „Aktive Nachbarschaft“ richtet am Samstag, 4. Juni, ihr jährliches Nachbarschaftsfest in der Hermann-Brill-Straße aus. Es geht von 15 bis 20 Uhr.

Ins Theater

Ins Theater

Der „Frischhalteclub“ der „Aktiven Nachbarschaft“ in der Hermann-Brill-Straße organisiert einen Ausflug ins Neue Theater Höchst. Am Mittwoch, 8. Juni, besuchen die Teilnehmer die Vorstellung „Carmen à trois“ von Sabine Fischmann und Michael Quast, die um 20 Uhr beginnt. Mit der Anmeldung wird der Treffpunkt bekannt gegeben. Für Fahrt und Eintrittskarte ist ein Eigenanteil von 15 Euro zu entrichten. Das Quartiersmanagement bittet um Anmeldung unter der Nummer (069) 37 56 39 720.

Neue Schilder

Neue Schilder

Nur Kenner erkannten, dass ihre Bahn gerade in Sindlingen hielt: Die Ortsschilder am S-Bahnhof waren völlig verblasst. Deshalb wandte sich CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin im vergangenen November an die Deutsche Bahn mit der Bitte, die Schilder erneuern zu lassen. Der so genannten „Station und Service AG“ war das auch schon aufgefallen. Sie versprach, Abhilfe zu schaffen. Zwischenzeitlich ist das geschehen, berichtet Fribolin. Jetzt weiß wieder jeder, wo er gerade ist, wenn der Zug in Sindlingen hält.

1050 Meter: Ist die Kuh vom Eis?

1050 Meter: Ist die Kuh vom Eis?

Kleingärtnerverein Sieghard Pawlik informiert über Baugebiet und Seveso-Richtlinie

Rot und gelb blühen die Tulpen, weiß die Obstbäume: Mit dem Frühling ist es bunt geworden auf dem Gelände des Kleingärtnervereins Sindlingen. Dessen Zukunftsaussichten waren bislang düster. Er fürchtete, von seiner Anlage vertrieben zu werden. Nun zeichnet sich ein Silberstreif ab.

Das erfuhren mehr als 30 Gartenpächter in der Jahreshauptversammlung. Nachdem Vorsitzender Wolfgang Müller die Mitglieder begrüßt hatte, informierte SPD-Stadtverordneter Sieghard Pawlik über den neusten Stand in Sachen Baugebiet.

Wie mehrfach berichtet, möchte die Stadt ein Neubaugebiet nicht nur westlich der Straße zur Internationalen Schule, sondern auch entlang der Farbenstraße bis hin zum Kreisel schaffen. Dafür müssten Sportgelände und Kleingartenanlage verlegt werden. Bislang verhinderte das die Seveso-Richtlinie. Sie untersagt Wohnungsneubau in Gebieten, die bei einem Störfall in einem naheliegenden, potenziell gefährlichen Betriebwie dem Industriepark betroffen wären. Nach der dritten Neufassung der Richtlinie war lange unklar, wie weit sie reicht: drei Kilometer, anderthalb oder weniger in einem Radius rund um die Chemie? Das sei zwischenzeitlich geklärt, berichtete Pawlik. Gutachter hätten für den Bereich westlich des Industrieparks „angemessene Abstände“ von 1050 Metern ermittelt habe der Magistrat mitgeteilt.

„Damit liegen die gesamte Ortslage Sindlingens und der südliche Bereich von Zeilsheim innerhalb angemessener Abstände zu Störfallbetrieben des Industrieparks. Auch wesentliche Teile des Plangebietes westlich der Ferdinand-Hofmann-Siedlung liegen in diesem Bereich“, erklärte der Magistrat. Damit wären die Kleingärtner auf der sicheren Seite.

Entwarnung gibt es trotzdem nicht. Die Seveso-Richtliniemüsse nicht automatisch einen Stopp aller Planungen nach sich ziehen. Es gebe einen Abwägungsspielraum. Die Sicherheit könnte gegen dringenden Wohnbedarf abgewogen werden. Diesen Spielraum sieht der Magistrat zumindest für das Gebiet westlich der Ferdinand-Hofmann-Siedlung. Allerdings dürfe die Industrie durch neue Wohnungen nicht in ihrer künftigen Entwicklung behindert werden. Darüber verhandle die Stadt derzeit mit den Betreibern des Industrieparks.

„Die Unsicherheit bleibt bestehen“, bilanzierte Pawlik. Er betonte, dass er für neue Wohnungen sei, aber nur, wenn das Baugebiet mit einer eigenen Straße erschlossen werde und Sportplatz und Kleingärten unangetastet blieben. „Meine Intention ist, den Magistrat so schnell wie möglich zu einer Erklärung in diesen beiden Punkten zu bringen“, kündigte er an. Außerdem will er eine Arbeitsgruppe gründen, die auf „vernünftige Lösungen“ für den Stadtteil dringt.

Anschließend gingen die Kleingärtner zur Tagesordnung über. Sie sah die Ehrung dreier Mitglieder vor, die ihre Gärten bereits seit 40 Jahren bewirtschaften. Werner Sommer und Gerd Blöhdorn waren verhindert. Erhard Gross (81 Jahre) jedoch nahm an der Versammlung teil und freute sich über Urkunde, Ehrennadel und den freundlichen Applaus, als ihm Wolfgang Müller gratulierte. hn

Seit 40 Jahren ist Erhard Gross (links) Mitglied im Kleingärtnerverein. Dazu gratulierte ihm Wolfgang Müller. Foto: Michael Sittig

Seit 40 Jahren ist Erhard Gross (links) Mitglied im Kleingärtnerverein. Dazu gratulierte ihm Wolfgang Müller. Foto: Michael Sittig

 

 

Termine 2016

Samstag, 2. Juli: Gartenfest (jeder im eigenen Garten)

Samstag, 30. Juli, Sommerfest

Samstag, 27. August, Busfahrt

Samstag, 3. September, Teilnahme am Ranzenbrunnenfest

Samstag, 15. Oktober, Erntedankfest

Sonntag, 27. November, Teilnahme am Weihnachtsmarkt

Marsch durch alle Sphären

Marsch durch alle Sphären

Männerchor Germania Überwältigendes Klangerlebnis im Konzertchor

Lange haben sie geübt. Meist jeder Chor für sich, manchmal nur einzelne Stimmen. Nur wenige Male kamen GV Germania Sindlingen, MGV Wiesbaden Kloppenheim, Sängervereinigung Bleidenstadt und Sängervereinigung Hausen zur großen gemeinsamen Probe zusammen. Doch am Ende wirkte ihr Auftritt im Friedrich-von-Thiersch-Saal im Wiesbadener Kurhaus wie aus einem Guss.

Kein Wunder. Alle vier Chöre stehen seit vielen Jahrzehnten unter dem Dirigat von Altmeister Hans Schlaud. Als „Konzertchor Hans Schlaud“ überzeugen die über 200 Stimmen mit einem einzigartigen, überragenden Klangerlebnis.

Verstärkt wurde der Auswahlchor von Pianistin Julia Palmova und dem an der Berliner Staatsoper gastierenden Tenor Marco Jentzsch.

Der Chor bot zu Beginn „Dir Seele des Weltalls“, eine selten zu hörende Kantate von Wolfgang Amadeus Mozart, danach die tongewaltige Ballade „Landerkennung“ von Edvard Grieg. Das Konzert war aufgeteilt in Klassik, Romantik und „Lieder der Völker“, dabei inhaltlich hochkarätig gestaltet. So erklangen unter anderem der Chor der Gefangenen aus Beethovens „Fidelio“, der Chor der Matrosen aus dem „Fliegenden Holländer“ von Richard Wagner und der Chor der Jäger aus Webers „Freischütz“. Julia Palmova begleitete die Sänger souverän am Flügel und setzte mit ihrem virtuosen Spiel eigene Akzente.

Der gefeierte Solist Marco Jentzsch überzeugte unter anderem mit zwei Szenen aus Verdis „Troubadour“ und Franz Lehars „Giuditta“. Kräftigen Beifall erhielten aber auch die Vereinssolisten Stefan Emsermann, Rüdiger Fahrenbach, Willi Stappert, Horst Bierwag und Horst Fink, die ihre Passagen fast semiprofessionell meisterten.

Im zweiten Teil ließ Schlaud internationale Volkslieder intonieren. Imponierend wirkten das kroatische „Gürtel und Tüchlein“ und die russisch romantische Weise „Wolga“ von Siegler-Legel. Gerade hier wurde klar, worin das Geheimnis der vielen Stimmen liegt. Nämlich nicht in der Masse, dem vollen Klangkörper, nein, im „piano“, im Leisen, liegt es, wenn 200 Stimmen sich auf ein „pp“ reduzieren, kaum hörbar, gehaucht, um dann wieder auf ein „forte“ zu steigen, kontrolliert und musikalisch rein.

Hans Schlaud, schon als Chorleiterlegende bezeichnet, ließ seinen Großchor durch alle Sphären marschieren und zeigte einmal mehr, wie Chorgesang klingen kann, klingen sollte.

Nach Ende des zweiten Teils überschüttete das dankbare Publikum Chor und Meister mit minutenlangem, frenetischen, stehenden Applaus, der nicht enden wollte und drei Zugaben zur Folge hatte – ein Meilenstein des Chorgesangs und ein wertvoller Nachmittag.

Für die Germania-Sänger war der Höhepunkt zugleich ein Ende. Vier Tage später verabschiedeten sie sich von Hans Schlaud (Siehe Bericht oben). jodo

200 Sänger, ein Dirigent: der Konzertchor Hans Schlaud im Wiesbadener Kurhaus. Foto: Andrea Schwarz

200 Sänger, ein Dirigent: der Konzertchor Hans Schlaud im Wiesbadener Kurhaus. Foto: Andrea Schwarz

 

Männerchor verabschiedet Hans Schlaud

Männerchor verabschiedet Hans Schlaud

Germania Nach 51gemeinsamen Jahren endet eine Erfolgsgeschichte – Trennung in Freundschaft und ein wenig Wehmut

Es hatte sich schon herumgesprochen, jetzt ist es offiziell: Der Männerchor Germania und sein Leiter Hans Schlaud trennen sich. In aller Freundschaft, mit Wehmut und vor allem: nach einem halben Leben.

51 Jahre lang leitete Schlaud den Männerchor. Große Erfolge feierten sie zusammen, füllten Konzerthallen, sangen vor Papst und Bundespräsident. Dort, wo alles anfing, trafen sich Hans Schlaud und einige der Sänger nun am letzten gemeinsamen Tag. Im „Bayrischen Hof“ in der Allesinastraße gab er als Zwanzigjähriger den Germanen 1965 die erste Singstunde. Die Gaststätte existiert schon lange nicht mehr. Sänger Norbert Neder hat den ehemaligen Tanzsaal in ein Büro umgebaut. Auch wenn alles nun ganz anders aussieht, schwelgten der Dirigent und seine Sänger ein wenig in Erinnerungen, bevor sie ins katholische Gemeindehaus spazierten. Dort wartete das Gros des Chores und applaudierte, als Schlaud eintrat. In einer kleinen Ansprache dankte er dafür, dass sein Wunsch nach einem undramatischen Abgang erfüllt wurde. „Ich wollte keinen pathetischen Abschied, kein Abschiedskonzert“, sagte Schlaud.

Zumal er gerne weiter gemacht hätte. Was er nicht mehr will, ist die Teilnahme an Wettbewerben. Viele Sänger aber sehnen sich danach, sich mit anderen zu messen. „So fügt es sich“, sagte Schlaud und versicherte, dass er dafür Verständnis habe. „Ihr wünscht das, und ich hoffe, dass es Früchte trägt, sich rentiert und ihr das Richtige macht im Sinn der Germania“, sagte er und bedankte sich „für viele, viele Jahre voller Erlebnisse, schöner Dinge und Erinnerungen. Ich gebe Euch ungern her.“

Ein Trost ist ihm, dass er seine drei übrigen Chöre weiter führt. Gemeinsam mit ihnen hat der Männerchor Germania nur wenige Tage zuvor ein hoch gelobtes Konzert im Wiesbadener Kurhaus gegeben (Siehe Bericht unten). Diesem Höhepunkt folgte nun der Abschiedsabend dort, wo sie in den vergangenen Jahrzehnten Woche für Woche gemeinsam geprobt haben.

„Er war für die Germania ein Glücksfall“, sagte Günter Hennemann. Er schenkte dem scheidenden Dirigenten ein selbst gemaltes Aquarell. Vorsitzender Jochen Dollase fand es „wunderbar, dass wir hier stehen und uns in aller Freundschaft trennen.“ So viel Dank, „wie man aussprechen müsste, kann man gar nicht“, sagte er und zitierte einen bei Schlaud-Sängern beliebten Vers: „Überall, wo der Hans Schlaud singt, da ist es schön“, und alle Sänger fielen ein.

Seinem Nachfolger Ulrich Dörr hinterlasse er ein gut bestelltes Haus, sagte Schlaud. Sollte einmal Not am Mann sein, sei er gerne bereit auszuhelfen und bei einem Auftritt zu dirigieren, versprach er: „Ich tu‘s mit Freuden“.

Anschließend verbrachten der Chor und sein Ex-Leiter einen entspannten, familiären Abend miteinander. Schlauds Humor und sein angenehmer Umgang werden vielen fehlen. Nicht nur Sängern der ersten Stunde wie Werner Ullrich, Karl-Josef Neuser, Manfred Neuser, Karl-Dieter Becker und Jupp Riegelbeck fiel der Abschied schwer.

Die Germania und Hans Schlaud, das war eine Erfolgsgeschichte. Nun ist sie zu Ende. Was bleibt, sind Lieder – nicht nur Mitschnitte auf CD, sondern vor allem solche, bei denen sie auch in Zukunft aneinander denken werden. hn

Alles Gute, Hans Schlaud (vorne rechts): Germania-Vorsitzender Jochen Dollase (daneben) und der Männerchor verabschiedeten sich von ihrem langjährigen Leiter.

Alles Gute, Hans Schlaud (vorne rechts): Germania-Vorsitzender Jochen Dollase (daneben) und der Männerchor verabschiedeten sich von ihrem langjährigen Leiter.

 

Ein Bild des Chors aus den Anfangsjahren von Hans Schlaud bei der Germania zeigte ihm Jupp Riegelbeck. Fotos: Heide Noll

Ein Bild des Chors aus den Anfangsjahren von Hans Schlaud bei der Germania zeigte ihm Jupp Riegelbeck. Fotos: Heide Noll