Närrische Weiber tanzen auf den Stühlen

Närrische Weiber tanzen auf den Stühlen

SKV Weiberfastnacht Großartige Stimmung, tolle Sitzung – Frauengruppe lässt den Klassiker wieder aufleben

Männerversteher, Männerverspotter, Erotik und ausgelassener Tanz: Die wieder belebte Weibersitzung des Ersten Sindlinger Karnevalvereins punktete mit allem, was Närrinnen mögen. Sitzungspräsidentin Roswitha Adler, die mit ihren Ratskolleginnen Inge Janker und Henni Bender in Clownskostümen einmarschierte, sagte die beliebten Playback-Vorstellungen der SKV-Frauengruppe, Büttenreden und Gardetänze an.

Beim Auftritt der Garde „Giants“ als Vogelscheuchen, der Garde „Firestars“ in Schwarz-Weiß, der Büttenrede von Renate Metz, die sich über die „lieben Männer“ ausließ, die „zeitweise so unnütz wie Unkraut und Kopfweh sind“, dem Gesang der „Männerversteherinnen“ Heidi Derstroff, Petra Harmuth und Inge Janker, einem Medley der „Prinzen“ zum Mitsingen und dem Solo von Tanzmariechen Jana Schröder verging die Zeit bis zur Pause wie im Flug – nicht zu vergessen der Beitrag der „Colour Sisters“ vom Närrischen Komitee Antonius im Westend. Erotik pur im schicken, knappen Outfit verströmten drei Männer, die dem dortigen Männerballett angehören. Der Applaus der Damen war ihnen sicher.

Etliche standen zu der Zeit schon auf den Stühlen und wiegten sich im Rhythmus der Musik. Bewirtet wurden sie dabei vom Männerballett des SKV, das Frauenkleider trug. Die Pause nutzten die etwa 50 überwiegend phantasievoll kostümierten Gäste, um ausgelassen zu tanzen. Trotzdem nahmen sie alle brav wieder Platz, als Rosi Adler den zweiten Teil einläutete. Auf ihre Frage „Tut Euch die Sitzung gefalle?“ scholl ihr ein kräftiges „Jaaaa“ entgegen. So ging es turbulent weiter mit einer „Gruppe aus längst vergangenen Tagen“ – Marina Erbes, Petra Harmuth, Christa Hauff, Gabriele Kümmeth und Elke Streubel von der Frauengruppe tanzten mit dunkel geschminkter Haut, schwarzen Locken und Glitzeranzügen als „Boney M.“ in den Saal und trieben mit ihrem Playback die Zuschauerinnen gleich wieder auf die Stühle. „Ob Daddy Cool, ob Babylon, da hängt unser Herz doch heut noch dran. Denn diese tollen Lieder hört Frau immer gerne wieder“, lobte die Präsidentin.

Huhu Ma-hädels: Gruß aus Rio

Ein weiterer Höhepunkt marschierte postwendend ein: Bernd Bruch, Klassiker der Weiberfastnacht, Stichwort: „Huhu Ma-hädels“. Als Kölner Karnevalsprinzessin mit blonden Zöpfen und Sprachfehler machte der Höchster seine Witzchen über die Schwächen von Na-haviga-hationsgeräten. Vergebliche Versuche, Sa-hindlingen zu finden, endeten damit, dass er das Gerät mit der weiblichen Stimme als „dumme Kuh“ beschimpfte – und in Zeilsheim landete. Aber natürlich fehlt bei diesem Urgestein der Fassenacht auch nicht das Ausziehen. In diesem Fall fiel das Prinzessinnenkleid zu Gunsten eines Aufblas-Kostüms mit Maximum-Mieder und Monster-Brüsten. Am Ende tanzte Bruch, der in dieser Kampagne seinen Abschied von der Narrenbühne nimmt, im silbrigen Karneval-in-Rio-Kostüm, mit viel nackter Haut und Federschmuck auf dem Kopf.

Am Ende mit weniger an

Tütterig, wackelig, grauhaarig zitterte sich danach das SKV-Männerballett in den Saal. Als alte Damen kostümiert, zeigten die Männer einen kessen Hüftschwung und einen flotten Tanz mit gefälliger Choreografie. Was Showtanz ausmacht, wissen die SKV-„Firestars“. Sie beherrschen ihn aus dem Effeff, wie sie mit ihrer Interpretation von „Tarzan“ bewiesen. Ihr Auftritt wäre ein würdiger Höhepunkt gewesen, und war es auch bei der Prunksitzung. Bei einer Weibersitzung aber gehört der Schlusspunkt den Herren. Anfangs im Bundeswehr-Kostüm, am Ende mit weniger an riss „Dancing Disaster“ vom TV Okriftel die Zuschauerinnen mit einer fantastischen, akrobatischen Darbietung zu Begeisterungsstürmen hin. Danach schwoften und schwelgten die närrischen Weiber noch lange zur Stimmungsmusik von DJ Olli Fröhlich. Platz zum Tanzen war genug – Es hätten gerne ein paar mehr Besucherinnen sein dürfen. Die Stimmung aber war top, stellte der SKV zufrieden fest. Gut, dass es wieder eine Weibersitzung gibt. hn

Irritierender Anblick: die „Firestars“ schwarz-weiß des Sindlinger Karnevalvereins. Fotos: Sittig

Irritierender Anblick: die „Firestars“ schwarz-weiß des Sindlinger Karnevalvereins. Fotos: Sittig

Hübsche Vogelscheuchen: die Garde „Giants“, ebenfalls vom Sindlinger Karnevalverein.

Hübsche Vogelscheuchen: die Garde „Giants“, ebenfalls vom Sindlinger Karnevalverein.

Prächtig amüsiert haben sich die Besucherinnen der Weiberfastnacht...

Prächtig amüsiert haben sich die Besucherinnen der Weiberfastnacht…

während sich die „Colour Sisters“ in die hohen Stiefel quälten.

während sich die „Colour Sisters“ in die hohen Stiefel quälten.