Sindlingen wird zur europäischen Hauptstadt für Straßenmöbel

Das neuste Gerücht

Sindlingen wird zur europäischen Hauptstadt für Straßenmöbel

Von Mario Gesiarz

Noch will es niemand bestätigen, noch liegt der Vorgang in Brüssel, aber die Gerüchteküche brodelt: Unser Stadtteil soll zur europäischen Hauptstadt für Straßenmöbel ernannt werden. Erste Anzeichen dafür sind bereits seit einiger Zeit rund um den Dalles zu besichtigen: Querungshilfen aus Beton in verschiedenen Größen, ein- und zweiteilig, mit und ohne Schilder, festmontiert und locker. Außerdem Poller und Absperrgitter unterschiedlichster Lackierung, begleitende Straßenmalereien verschiedener Motive, haltbare und solche, die sich in kürzester Zeit selbst auflösen. Dazu rotweiße Baken, diverse Straßenschilder und Installationen für zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen von bis zu 40 Metern Länge. Manche der Objekte wurden in der Nähe unübersichtlicher Kurven aufgebaut, um die Leistungsfähigkeit der modernen Straßenmöbel wirkungsvoll zu demonstrieren.

Schon jahrelang gibt es lustige Straßenmöblierungen im Stadtteil, zum Beispiel an der Einmündung der Heussleinstraße in die Sindlinger Bahnstraße. Doch noch liegt die offizielle Ernennung nicht vor, ist Brüssel wohl noch skeptisch, da ein zu hohes Radleraufkommen an den Ausstellungsorten befürchtet wird und die Ausstellung sich doch an alle Verkehrsteilnehmer richten solle. Die Frankfurter Lobbyorganisation der Radler wiegelt ab, das Fahrradaufkommen in Sindlingens Ortsmitte sei sehr gering, auch könnten einheimische Radler gut angrenzende, übersichtlichere Seitenstraßen nutzen. Somit seien alle Objekte weitgehend frei von Nutzern und könnten von Ausstellungsbesuchern ungehindert studiert werden.

Hingegen ist offen, wie Brüssel mit ergänzenden örtlichen Vorschlägen umgeht. So beantragte der Karnevalverein, in der Zeit vom 11.11. bis Aschermittwoch die Querungshilfen zusätzlich mit einer Bütt‘ auszugestalten und Sindlingern so eine närrisch-humorvolle Gelegenheit für lustige Reden zu bieten. Der Turnverein möchte in den Sommermonaten gern Fitnessgeräte auf den Betoninseln aufstellen und der Fußballverein soll angeblich schon eine Torwand bestellt haben, die am Ampelübergang vor dem Ärztehaus den Passanten die Wartezeit auf grünes Licht verkürzen könnte.

Die Apotheke spendet Erste-Hilfe-Kästen für jede Querungshilfe, das Blumenkontor und eine Gärtnerei möchten die Inseln mit Geranienkästen verschönern, Elternbeiräte hätten gern überdachte Querungshilfen vor Schulen und Kindergärten und Rewe beantragt faltbare Parkplätze vor dem Laden.

Der zuständige Ortsbeirat plädiert für Tribünen am Dalles, um die Ausstellung besser beobachten zu können, und ein ansässiger Fernsehtechniker könnte eine Livekamera spendieren, damit das ganze Geschehen im Internet international zu verfolgen ist.

Ein Teil des Gerüchts scheint sich zumindest zu bewahrheiten: Die Besichtigung kostet keinen Eintritt!

Da geht noch was: zum Beispiel eine Fastnachtsbütt‘ , meint Mario Gesiarz. Fotomontage: Michael Sittig

Da geht noch was: zum Beispiel eine Fastnachtsbütt‘ , meint Mario Gesiarz. Fotomontage: Michael Sittig