Friedenseiche soll gerettet werden

Auch wenn ein privates Gutachten die Fällung empfiehlt, wird nun der Boden um den Baum entsiegelt

Ein Gutachten, das Gartenbauunternehmer Bernd Krämer in Auftrag gegeben hat, besagt, dass die Sindlinger Friedenseiche nicht mehr zu retten ist. Die Stadt will es aber doch noch einmal versuchen.

Bernd Krämer (l.) und Albrecht Fribolin mit Gutachten und Baum. Foto: mar Im Winter sieht eine Eiche ohne ihre Blätter sowieso kahl aus. Aber die Sindlinger Friedenseiche macht auch im Sommer einen kranken Eindruck. Das Naturdenkmal, das seit mehr als 100 Jahren an der Ecke Farbenstraße / Allesinastraße steht, hat seine besten Tage längst hinter sich. Aber die Sindlinger hängen an dem Baum. Gartenbauunternehmer Bernd Krämer hat jetzt sogar privat ein Gutachten eines Sachverständigenbüros erstellen lassen: „Ich wollte wissen, ob man den Baum noch retten kann.“

Nun steht er mit dem Gutachten und Albrecht Fribolin (CDU), Mitglied im Ortsbeirat 6, unter der alten Eiche. Ihr Fazit: „Der Baum ist nicht mehr zu retten.“ Krämer nennt es sogar einen „wirtschaftlichen Totalschaden“. Die Eiche gehe immer mehr zurück, irgendwann stehe nur noch der Torso da. „Wir haben riesige Kahlstellen ausgemacht“, sagt der Unternehmer, dessen Familie seit Generation in Sindlingen lebt. Zwar sei der Baum noch standsicher, aber von Pilzen befallen. „Es macht einfach alles keinen Sinn mehr.“

Bei der Unteren Naturschutzbehörde, die für den Erhalt solcher Naturdenkmäler zuständig ist, und dem Umweltamt zeigt man sich optimistischer. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, sagt Klaus Wichert, Leiter des Umweltamtes. Schließlich gehe es auch um den historischen Wert der Friedenseiche, die Anfang September 1910 als Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870 / 71 gepflanzt wurde. „Eine Eiche kann sich erholen“, ist sich Wichert sicher.

„Es ist einen Versuch wert“, sagt auch Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, der den 16 Meter hohen Baum erst kürzlich selbst in Augenschein genommen hat. Er hat auch schon einen Plan: „Noch in diesem Jahr soll der Boden entsiegelt werden.“ Erst dann könne man auch genauer untersuchen, wie der Zustand der Wurzeln sei.

Krämer glaubt aber nicht so recht an einen Erfolg. Statt weitere Steuermittel in einen Baum zu investieren, der keine Zukunft habe, „würde ich ihn noch 2012 entfernen lassen und etwas Neues pflanzen“. Eine Eiche solle es aber bitteschön nicht mehr sein, meint Fribolin und verweist unter anderem auf den Eichenprozessionsspinner. „Die Bushaltestelle war schon deswegen gesperrt.“

„Davon sollte man die Finger lassen“, sagt Experte Krämer. Einzig eine amerikanische Roteiche ginge mit „gescheiter Standortvorbereitung“. Sinnvolle Alternativen wären eine Linde oder ein Gingko. „Letzterer war Goethes Lieblingsbaum“, kann sich Fribolin für diese Idee erwärmen. Bis es soweit ist, erhält die Friedenseiche aber eine letzte Chance.ses (ses) Nachdruck aus dem Höchster Kreisblatt.