Germania – Das Fest 2012

Der Apfelwein, die Stimmen oder Hans Schlaud?

Warum es in der Germania so harmonisch ist – Festkommers mit viel Gesang

Von Heide Noll

Ein Chor, der kräht. Eine Schirmherrin, die jodelt. Eine Fanfarengruppe, die kräftig auf die Pauken haut: All das erlebten die Besucher im Festzelt des Gesangvereins Germania am Eröffnungsabend. Die Sänger feierten das 140-jährige Bestehen ihres Männerchors und das 35-jährige Bestehen ihres Frauenchors mit einem dreitägigen Fest auf dem Gelände der Sporthalle des Turnvereins Sindlingen.
Etwa 800 Besucher – Sangesfreunde, Sindlinger sowie Freunde des Vereins – füllten die Bankreihen im schön dekorierten Zelt – sofern sie nicht mit Hand anlegten. „Ich gehöre gar nicht zur Germania. Ich bin aber mit einem „Funktionär“ befreundet und helfe gern“, sagte etwa Gregor Bielak. Er übernahm Schichten hinter der Theke. Die Gastgeber selbst waren unermüdlich und vielfältig im Einsatz. In ihren blauen Poloshirts sangen Männer- und Frauenchor sowie der gemischte Chor nicht nur die ersten Lieder des Abends; sie sorgten auch für die Bewirtung der Besucher. Die Vorstände Jochen Dollase (Männerchor) und Traudlinde Peters (Frauenchor) geleiteten Ehrengäste an ihre Plätze, begrüßten Jubilare und sorgten dafür, dass alles lief wie am Schnürchen. Mit Heinz Marosch aus Zeilsheim hatten sie einen kompetenten Partner. Der Chorleiter führte als Moderator angenehm durch den Abend und achtete auch darauf, dass trotz des vielen Auf und Ab kein Durcheinander entstand. „Auf der rechten Seite ist der Aufgang, links der Abgang“, erklärte er und sorgte dafür, dass sich der jeweils nächste Chor rechtzeitig für seinen Auftritt bereit machte.
Zwölf Gesangvereine beteiligten sich am Geburtstagsfest. Sie demonstrierten die ganze Vielfalt des Chorgesangs. Männerchöre, Frauenchöre, gemischte Chöre; Chöre mit A-capella-Ansätzen, mit Klavierbegleitung, mit Musik vom Band oder andren Instrumenten live auf der Bühne; Volkslieder, Musicals, Gospels, Seemannslieder, Trinklieder oder lustige Lieder wie „Der Hahn von Onkel Giacometo“ mit eingebautem Krähen – nichts, was es nicht gab. Herzlicher Applaus war der Dank. Mehrfach spendeten Sänger wie Gäste auch dem Dirigentenpaar Brigitte und Hans Schlaud Beifall. „Woran liegt es, dass große Harmonie bei uns herrscht?“, fragte Jochen Dollase in seiner Ansprache: „Am Apfelwein, an den Stimmen, oder an Hans Schlaud?“ „Es ist eine Symbiose von Apfelwein und Stimmen“, antwortete Traudlinde Peters augenzwinkernd – „und das Ehepaar Schlaud“. Zusammen genommen dirigieren Schlauds die Chöre der Germania seit über 80 Jahren. „Sie sind der Grundstock unseres Erfolgs“, sind sich die Sänger der Germania sowie der anderen Chöre, die die beiden leiten, einig.
Stadtrat Markus Frank als Festpräsident, Nadine Freifrau von Redwitz als Schirmherrin, Claus-Peter Blaschke, Präsident des hessischen Sängerbunds und Franz Ilg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine, hielten ebenfalls kurze Reden. Nadine von Redwitz ist der Germania durch ihre Familie verbunden; die Nichte der verstorbenen Elisabeth von Meister pflegt wie ihre Tante und ihre Mutter freundschaftliche Kontakte zu den Sängern. Sie lebt in Bayern und beendete ihre Ansprache mit einem „bayerischen Gruß“: einem Jodler.
Den fulminanten Auftakt hatten die „Frankfurter Herolde“ mit ihren Pauken und Fanfaren gestaltet. Der Ausklang des Abends übertraf sie aber noch. Sänger aus fünf Vereinen traten als „Konzertchor Hans Schlaud“ auf die Bühne. Alle fünf werden von dem engagierten Dirigenten geleitet, der in diesem Jahr zudem sein 50-jähriges Chorleiterjubiläum feiert. Mit mehreren Beiträgen und schließlich dem „Deutschmeister-Regimentsmarsch“ setzten sie zum rhythmischen Klatschen der Gäste den glanzvollen Schlusspunkt unter einen Festkommers, an den sich Sänger und Besucher sicher noch lange gerne erinnern werden.