Industriepark – Sonniger, stinkiger Sonntag

Industriepark

Sonniger, stinkiger Sonntag

Abwasser und Unfall: Nachbarn beklagen „unzumutbare Zustände“

Eine böse Überraschung erlebten die Nachbarn des Industrieparks Mitte August. Übler Gestank ab 10 Uhr vormittags verdarb den Anwohnern der Pfingstbornstraße, des Lachgrabens und der Gustavsallee den sonnigen Sonntag. Es war schlimmer als in den Tagen zuvor, an denen der unangenehme Geruch der Entsorgungsanlagen des Industrieparkbetreibers Infraserv wie stets bei Ostwind über Sindlingen strich; jene Belästigung war immerhin angekündigt gewesen. Infraserv hatte Abwasser aus einer Reinigungsanlage zurückgehalten, das bis zum vollständigen Abtransport faulig-muffige Gerüche freisetzte. Infraserv hatte schon im Vorfeld um Entschuldigung gebeten.
Doch der Gestank an diesem Sonntag übertraf das noch. Eine Anwohnerin aus dem Lachgraben rief sofort die Störungsstelle des Unternehmens an und erfuhr, dass es sich diesmal nicht um eine Reinigungsarbeit, sondern um einen Störfall an einem Lastwagen handele, berichtet Ortsbeirat Claus Lünzer. Auch Anwohner der Pfingstbornstraße beschwerten sich über den Gestank, der bis in die Mittagsstunden anhielt, ebenso Bürger aus der Gustavsallee. Da bereits in der Woche davor „unzumutbare Zustände“ herrschten, „ist ein Grad erreicht, der so nicht mehr zumutbar ist“, schreibt Lünzer in einer Mitteilung. „Wir sind uns durchaus bewusst , dass wir einen großen Chemiekonzern in unserer unmittelbaren Nähe haben. Anderseits haben die Anwohner ein Recht auf Lebensqualität. Es kann auch nicht angehen, dass Gäste nur noch nach Abfragen der Windrichtung eingeladen werden können“, findet der Ortsbeirat.
Den Gestank am Sonntag verursachte allerdings nicht die Abwasserreinigung oder Biogasgewinnung, sondern eine Chemikalie, die beim Entladen eines Lastwagens am Samstag Nachmittag ausgetreten war. Es handelte sich um Butraldehyd, eine leicht entzündliche, reizende stinkende Flüssigkeit. Bei dem Unfall wurden drei Mitarbeiter verletzt, von denen einer ins Krankenhaus kam. Die Chemikalie sei vollständig aufgefangen worden, teilte Infraserv mit. Der Geruch dagegen machte nicht an der Werksgrenze Halt. Schon geringe Konzentrationen in der Luft würden als unangenehm empfunden, weiß der Industrieparkbetreiber. Und da Ostwind herrschte, bekamen es die Sindlinger ab. hn