Die Flickschusterei geht weiter

Ludwig-Weber-Schule

Die Flickschusterei geht weiter

„Runder Tisch“ zu Baumängeln, Schadstoffen und Sicherheit

Weitermachen wie gehabt. Das ist das Fazit eines Gesprächs von Eltern und Lehrern der Ludwig-Weber-Schule mit Vertreterinnen des Stadtschul- und Gesundheitsamts.
Wie mehrfach berichtet ist der Flachdach-Bau aus den 70-er Jahren ein Sanierungsfall. Häufig regnet es hinein. Ein Rohrbruch machte mehrere Räume wochenlang unbenutzbar. Immer wieder fielen Deckenplatten herunter. Im Sommer sind die Klassenzimmer zu heiß, im Winter zu kalt, wacklige Gitter, Sorge wegen Schadstoffen – die Liste der Mängel ist lang.
„Dauerhaft Ruhe bekommen wir nur mit einem Abriss und Neubau“, sagten Isabel Prado-Knickmeier und Angelika Kloss vom Stadtschulamt. Doch das hätten die Stadtverordneten aus Kostengründen bislang immer abgelehnt. Also werde repariert, was immer nötig sei – und niemand brauche sich wegen der Sicherheit der Kinder zu sorgen, wandte sich Isabel Prado-Knickmeier an Fatima Oturak-Pieknik. Die Schulleiterin hatte in einem Brief erklärt, dass sie sich außerstande sehe, die Verantwortung zu übernehmen, wenn die baulichen Mängel zu einem Unfall führten. Sie müsse nicht haften, falls etwas passiere, erklärte Prado-Knickmeier, denn „wir als Stadtschulamt haben die Betreiberverantwortung“.
Angelika Kloss hofft, dass bis auf weiteres keine Platten mehr fallen: Die Schäden seien behoben, „es dürfte zur Zeit nichts passieren“. Garantieren könne sie natürlich nichts, sagte sie auf eine Frage des SPD-Ortsbeirats Claus Lünzer. Das Dach solle demnächst teilweise abgedeckt und großflächig überprüft werden. Dabei solle auch das rostige, wacklige Geländer erneuert werden, das zu einem Rettungsweg gehört. Die Ausschreibung werde in Kürze erfolgen. Eine Brandschutzsanierung sei in Vorbereitung.
Zwischenzeitlich seien ein Zuschuss für neue Möbel im Lehrerzimmer sowie die Einrichtung eines Betreuungsraums bezahlt worden. Außerdem erhalte die Schule 997,50 Euro für die Ersatzbeschaffung von Lehrmaterial – etliche Schulbücher hatten den Wasserrohrbruch nicht überlebt.
Eine Schadstoffuntersuchung hat das Stadtgesundheitsamt erstellen lassen. Sie habe ergeben, dass der Schulbetrieb nicht gesundheitsgefährdend sei, sagte dessen Vertreterin Elisabeth Götz. Einzelheiten nannte sie nicht. Sie betonte jedoch, dass immer dann, wenn „bautechnische Eingriffe“ vorgenommen werden, besondere Arbeitsschutzmaßnahmen zu ergreifen seien. Denn die Deckenplatten enthielten zwar kein Asbest, wohl aber künstliche Mineralfasern, die beim Brechen feinen Staub freisetzen. Handwerker müssten entsprechend informiert werden.
Wenn neue Schäden auftreten, sollten sie dem Hausverwalter gemeldet werden, der die Information an sie weitergebe, sagten die Schulamtsvertreterinnen. Sie reichten ihrerseits beim Hochbauamt einen Reparaturauftrag ein, erklärte Isabel Prado-Knickmeier die internen Abläufe. Dann allerdings verliert sich die Spur. Es gibt anscheinend keine Rückmeldungen, ob eine Arbeit ausgeführt wurde oder nicht. Fatima Oturak-Pieknik verwies auf Schadensmeldungen von 2007 und 2009, die bis heute nicht erledigt seien. Die Vertreterinnen des Schulamts bedauerten das, sehen aber keine Möglichkeit, selbst zu kontrollieren: „Wenn wir den Reparaturauftrag erteilt haben, ist der Vorgang für uns erledigt“. Es sei Sache des Hausmeisters vor Ort, ein Auge darauf zu haben und notfalls nachzuhaken, erklärten sie.
Sie gehen davon aus, dass auch weiterhin repariert werden muss, auch wenn erstmals Mittel für die Planung eines Neubaus gewährt worden seien. Ob und wann die 40 Jahre alte Schule tatsächlich neu errichtet wird, ist aber völlig offen „Wir müssen damit rechnen, dass wir noch viel Geld hier ‚reinstecken müssen, damit der Betrieb weiterlaufen kann“, seufzte Prado-Knickmeier. Das nächste sei ein aufwendiger und teurer Sonnenschutz. Die Flickschusterei geht also weiter.
Am Ende bekannten alle Teilnehmer, dass es gut gewesen sei, miteinander zu reden. Die Kommunikation zwischen Schule und Amt habe sich bereits enorm verbessert. Gleichwohl waren nicht alle zufrieden. Nach wie vor herrsche morgens muffiger Gestank im Gebäude. „Es zieht, es stinkt – furchtbar. Und meine Tochter muss hier her“, seufzte ein Vater. hn