Eine Liebe fürs Leben

Goldene Hochzeit

Eine Liebe fürs Leben

Gretel und Walter Karrasch sind einander seit 50 Jahren zugetan

Es war die Liebe auf den ersten Blick. Nach dem ersten Tanz wussten Margarethe Heger und Walter Karrasch, dass sie sich wiedersehen wollten – gleich am nächsten Tag. Zwei Jahre später, am 23. August 1963, heirateten die beiden. In diesem Jahr feierten sie ihre Goldene Hochzeit.
Es hätte auch anders kommen können. Als die große, schlanke 22-jährige Kinderkrankenschwester dem 23-jährigen Schweißer beim Tanz im Höchster „Main-Palais“ zum ersten Mal auffiel, kam er nämlich nicht zum Zug. Margarethe, Rufname Gretel, war mit zwei Freundinnen da und als Tanzpartnerin begehrt. „Sie war immer belegt“, erinnert sich Walter Karrasch. Es kam also nicht zu einer Begegnung. Zufällig sah er sie zwei Wochen später aber wieder, im grünen Kittel und mit Gärtnerhut. Die Jugend tanzte zur Fastnacht beim „Schwimmer-Maskenball“ in der Turnhalle der Robert-Blum-Schule. Walter Karrasch sah Gretel, die eine Tischreihe weiter saß, zwar nur von hinten, dachte sich aber: „Mensch, das ist sie doch!“. Er bat einen Freund, der Rücken an Rücken mit ihr saß, sie in seinem Namen um einen Tanz zu bitten. „So kam das dann“, erinnern sich die beiden lächelnd: „Wir haben den ganzen Abend getanzt“. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. „So entwickelte es sich“, erzählen sie.
Ein Jahr später verlobten sich die beiden, heirateten 1963 in der Josefskirche in Höchst sowie im Standesamt im Bolongarogarten. Zusammen wohnen konnten sie allerdings noch nicht. In jenen Jahren herrschte große Wohnungsnot. Noch bis 1964 lebte Margarthe Karrasch im Schwesternwohnheim des Höchster Krankenhauses, wo sie arbeitete, und ihr Mann in einem Zimmer. Erst 1964 bekamen sie eine Wohnung, und zwar in Sindlingen in der Bahnstraße. „Wir hatten ein Stück Garten hinter dem Haus, die Vermieterin war sehr nett, es war ein kleines Paradies“, sagt Gretel Karrasch.
Nach vielen Wechseln in der Jugend waren sie nun heimisch geworden. Denn beide sind Heimatvertriebene. Gretel… Familie verließ das Sudetenland, als sie sieben war. Sie lebte im Odenwald, in Frankfurt, Wiesbaden und, ab 1959, in Höchst. Walter Karrasch kam im Alter von acht Jahren mit seiner Familie 1946 aus Schlesien nach Niedersachsen. Nach der Schule lernte er Schmied und arbeitete dann bei der Maschinenfabrik Breuer in Höchst.
1965 machte sich Walter Karrasch als Spediteur selbständig. 1967 kam Tochter Jutta zur Welt. Später arbeitete Gretel Karrasch zunächst im Labor des Sindlinger Arztes Dr. Knoll und ab 1973 in der Kindertagesstätte 31 in der Pfingstbornstraße. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 1989 blieb sie dort. Daneben fühlten sich Karraschs im Turnverein wohl. Er spielte Indiaka, sie besuchte die Frauengymnastik. „Richtig ‚eingeschweißt‘ wurden wir 1975 bei der 100-Jahrfeier des Vereins“, erzählt Walter Karrasch. Mit seinem zehn Meter langen Lastwagen holte er das Festzelt in Bingen ab. Auch viele schöne Feiern mit den Sportkameraden trugen dazu bei, dass sie sich in Sindlingen äußerst wohl fühlten. Seit geraumer Zeit leben sie nun in der Westenberger Straße. Aus der aktiven Teilnahme am Leben rundum mussten sie sich allerdings zurückziehen. 2003 wurde bei Gretel Karrasch eine seltene Krankheit diagnostiziert, die zum Verlust der Gehfähigkeit führt. Erst am Stock, dann mit dem Rollator konnte sie noch bis Anfang diesen Jahres aus dem Haus. Seither ist sie an den Rollstuhl gebunden. Gretel und Walter Karrasch versuchen, das Beste daraus zu machen und den Humor nicht zu verlieren. Dass sie einander haben, ist die größte Stütze. hn

Hand in Hand durchs Leben: Margarethe und Walter Karrasch sind seit 50 Jahren verheiratet. Foto: Michael Sittig

Hand in Hand durchs Leben: Margarethe und Walter Karrasch sind seit 50 Jahren verheiratet. Foto: Michael Sittig