Paul Kirchhof – Ein Mann des Volkes
Heimatgeschichte
Ein Mann des Volkes
Gedenkplakette zu Ehren Paul Kirchhofs enthüllt
„Er war ein Mann des Volkes!“ Dieser Ausspruch steht auf seinem Grabstein auf dem Sindlinger Friedhof. Mit diesen Worten beendete aber auch sein Enkel Bernd-Axel Lindenlaub die kurze Ansprache vor dem ehemaligen Wohnhaus Paul Kirchhofs in der Okrifteler Straße 18.
Anlass war eine kleine Zeremonie, in der der Geschichtsverein eine Gedenkplakette zu Ehren Paul Kirchhofs von dessen Verwandtschaft (neben anderen Renate Metz und Carmen Crecelius) enthüllen ließ.
Paul Kirchhof, am 21. Oktober 1902 geboren und am 28. Februar 1953 tödlich verunglückt, bildete mit Paul Apel und weiteren Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der SPD eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Unter anderem verteilten sie die illegale Zeitschrift „Sozialistische Aktion“ der nach Prag emigrierten SPD-Führung in Sindlingen und dem Main-Taunus-Bereich. 1935 wurden er und viele weitere Sozialdemokraten verhaftet, nachdem er eine Mappe mit Exemplaren der „Sozialistischen Aktion“ verloren hatte. Paul Kirchhof wurde wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vom Volksgerichtshof Frankfurt zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Haft erlitt er erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen. Später wurde er noch zum Strafbataillon 999 gepresst.
Nach dem Krieg wurde Kirchhof bei der Straßenbahn wieder als Omnibusfahrer eingestellt. Er stieg rasch zum Fahrmeister und Bahnhofsvorsteher des Omnibusbetriebshofes Höchst und schließlich zum Betriebsdirektor der Frankfurter Straßenbahn auf.
Außerdem stellte er sich sofort wieder für den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens zur Verfügung. Bereits 1946 wurde er zum Stadtverordneten der SPD gewählt. Er gehörte zahlreichen Ausschüssen an. Von 1948 bis 1953 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Frankfurter Römer. Aus dieser Position heraus war er an vielen Projekten des Wiederaufbaues in Frankfurt beteiligt. Sein besonderes Augenmerk galt aber seiner Wahlheimat, dem Frankfurter Vorort Sindlingen, in dem er mit seiner Frau und inzwischen fünf Kindern wohnte.
Nach der Enthüllung der Plakette traf sich die kleine Gesellschaft im Foyer des katholischen Gemeindehauses bei Sekt und Gebäck, um sich hier noch näher mit der Person und der Arbeit Paul Kirchhofs zu beschäftigen. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Dieter Frank, ging dabei unter anderem näher auf die Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft in Sindlingen ein, um den Mut und die Leistungen Paul Kirchhofs noch besser einordnen zu können. Dabei steuerten die Verwandten weitere Details bei, sodass man Kirchhofs Handeln, seinen Mut noch besser verstehen, aber auch besser würdigen konnte. „Es freut uns, dass der Sindlinger Geschichtsverein die Erinnerung an Menschen wachhält, die ansonsten vielleicht in Vergessenheit geraten würden“, sagte Enkel Bernd-Axel Lindenlaub am Ende der Veranstaltung. df