Rennen, was das Zeug hält

Meister-Schule

Rennen, was das Zeug hält

Bewegungsprojekt „Speed4“ soll Schülern Spaß am Sport vermitteln

Gebannt blickt Andreas nach vorn, auf die Tafel mit der Aufschrift „Speed4“. Rote Lichter signalisieren: warten. Dann geht rechts ein grünes Licht an – das ist der Startschuss. Andreas sprintet rechts an fünf Hütchen vorbei, wendet und rennt im Slalom zurück, so schnell er kann. Manuel Beithner drückt auf das Steuerungsgerät, und schon druckt es einen Zettel aus, ähnlich einem Kassenbon. Darauf sind Andreas` Reaktionszeit, seine Antrittsschnelligkeit (Sechs-Meter-Sprintstrecke), seine Wendigkeit (beim Umrunden des letzten Hütchens) und die Zeit, die er für den Slalom gebraucht hat, vermerkt. Macht zusammen eine Gesamtzeit, die bei den Schülern im Schnitt zwischen fünfeinhalb bis knapp acht Sekunden liegt.
Für die Grundschüler der Meister-Schule war das ein großer Spaß. Immer zwei Klassen gleichzeitig verbrachten am Sporttag eine Stunde in der Sporthalle des Turnvereins damit, zu rennen, was das Zeug hält. „Wir bewegen Kinder“ ist das Motto der Sportinitiative „Speed4“. In Zusammenarbeit mit Universitäten, sportwissenschaftlichen Instituten und weiteren Partnern, nicht zuletzt Sponsoren, touren Übungsleiter wie Manuel Beithner und Daniel Günter durch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland und versuchen, Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln. Für die Schulen ist das Angebot kostenfrei. Sie müssen nur die Halle stellen und den Zeitplan für ihre Schützlinge ausarbeiten. „Das war problemlos“, sagt Mareike Schramm, Grundschul-Sportkoordinatorin an der Meister-Schule.
Vier Rennstrecken sind nebeneinander aufgebaut, aber die Schüler laufen nicht gegeneinander, sondern ausschließlich für sich selbst. Jeder Parcours ist computergestützt, hat Lichtschranken und eine eigene Steuerung, die das Startsignal und die Laufseite (rechts oder links von den Hütchen) per Zufallsgenerator gibt. Sechs- bis achtmal treten die Schüler an. „Jeder sieht, wie er immer besser wird. Die Kinder stehen nicht im Wettkampf mit anderen, sie messen sich ausschließlich mit sich selbst. Das ist ein großer Anreiz“, sagt Mareike Schramm. Auch weniger sportliche Kinder sehen Erfolge. Das motiviert, hoffen die erwachsenen Sportler. „Es geht darum, Freude am Sport zu wecken, auch über den Schulsport hinaus“, sagt die Lehrerin. Immerhin werden Bewegungsmangel und Übergewicht schon bei Kindern mittlerweile als gesellschaftliches Problem wahrgenommen. „Die Kinder sollen einfach Spaß am Laufen haben“, ergänzt Manuel Beithner: „Ziel der Initiative ist es, die Kinder langfristig zum Sport zu bewegen“. Dazu soll die Zusammenarbeit mit Vereinen beitragen, die die Schlussveranstaltungen organisieren.
Pro Stadt oder Region werden alle Teilnehmer zu einem Finale eingeladen. Sindlingern zählte zu Hofheim und Umgebung, deshalb nahmen die Schüler am dortigen Finale von insgesamt 16 Schulen teil. Dabei ging es dann doch in Richtung Wettkampf. Der schnellste je Jahrgang konnte einen Pokal gewinnen. Medaillen mit Maskottchen „Speedy“ gab’s für alle, außerdem durften sich die Kinder Überraschungspreise bei den Sponsoren abholen.
Eine kleine Hürde stand jedoch noch vor der Teilnahme. „Seid Ihr fit dafür?“, fragte Beithner: „Das überprüfen wir besser“. Dazu sollte der oder die Schnellste gegen ihn antreten. Giulia (zehn Jahre) hatte eine Bestzeit von 5,5 geschafft. „Wenn sie gewinnt, dürft Ihr alle zum Finale“, lockte der Sportler. Kräftig feuerten die Kinder ihre Mitschülerin an, und tatsächlich: Sie übertraf sich selbst, lief 5,05 und war damit zwei Hundertstel schneller als Manuel Beithner. hn

Um was geht, erklärten Manuel Beithner (rechts) und Daniel Günter den Meister-Schülern. Fotos: Michael Sittig

Um was geht, erklärten Manuel Beithner (rechts) und Daniel Günter den Meister-Schülern. Fotos: Michael Sittig

Im Slalom zurück: Wendigkeit war eine der Fertigkeiten beim Lauftraining „Speed4“.

Im Slalom zurück: Wendigkeit war eine der Fertigkeiten beim Lauftraining „Speed4“.