Eine-Welt-Verkauf – Für mehr Gerechtigkeit
Eine-Welt-Verkauf
Für mehr Gerechtigkeit
Drei Frauen bieten einmal im Monat fair gehandelte Lebensmittel an
„Wir wollen einen kleinen Beitrag leisten zu mehr Gerechtigkeit“, sagt Rita Schneider. Deshalb schieben sie, Elke Stappert und Ursula Wittwer einmal im Monat im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius zwei Tische zusammen und stellen Kaffee, Kakao, Reis, Honig und Schokolade darauf. Die Produkte haben alle eins gemeinsam: Sie sind fair gehandelt. Ihre Erzeuger erhalten von den zertifizierten Händlern höhere Preise als diejenigen, die für die Konzerne produzieren. Die meisten Waren tragen außerdem ein Bio-Siegel. Der Eine-Welt-Verkauf findet meistens am ersten Sonntag eines Monats nach dem Gottesdienst in St. Dionysius statt, gerne in Verbindung mit dem Kirchcafé.
Die Frauen beziehen die Lebensmittel vom evangelischen Regionalverband, der in Frankfurt ein Zwischenlager betreibt. „Wir fahren hin und holen ab, was wir brauchen“, sagt Rita Schneider. Bei kleineren Mengen nehmen sie Bus und Bahn und transportieren die Sachen in einem Einkaufwägelchen. Wird mehr gebraucht, nehmen sie ein Auto. Die Fahrtkosten bringen die Frauen selbst auf. „Es ist eben ein Ehrenamt“, sagen sie.
Der Eine-Welt-Verkauf geht zurück auf Mitte der 90-er Jahre. Der damalige Pastoralreferent Boßmeyer hatte ihn nach einem Praktikumsjahr in Afrika angeregt. „Es war so die Zeit damals, sich für die „Dritte Welt“ einzusetzen“, erinnert sich Woltera Reinhardt. Zusammen mit Christine Krämer nahm sie die Anregung auf und führte den kleinen Handel in der Gemeinde ein. Anfangs boten die beiden auch Keramikschälchen, Briefpapier, Kerzen und andere gängige Artikel an, beteiligten sich sogar mehrere Jahre lang am Weihnachtsmarkt. Aber der Absatz war unregelmäßig, der Aufwand dafür zu hoch. So konzentrierten sie sich auf das, was gut ging: Kaffee, Kakao, Schokolade, Honig. Als die beiden Frauen aus familiären Gründen keine Zeit mehr hatten, sprangen Woltera Reinhards Mutter Rita Schneider und ihre beiden Mitstreiterinnen ein.
Längst sind sie ein eingespieltes Team. Ihre Kundschaft besteht überwiegend aus Kirchgängern. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst in St. Dionysius kommen sie ins Gemeindehaus und decken sich ein. „Ich hoffe, dass es zu einer gerechteren Bezahlung und Verteilung beiträgt“, sagt etwa Gisela Krauter-Thomas. Dafür nimmt sie den im Vergleich zum Einzelhandel höheren Preis gerne in Kauf. Thomas Keller denkt ebenso. „Ich hoffe, dass zehn Prozent von dem, was ich hier mehr bezahle, beim Erzeuger ankommen“, sagt er und packt zwei Päckchen Reis ein. Johanna Hart ist ebenfalls Stammkundin, sie kommt alle vier Wochen, um Kaffee und Schokolade zu holen. „Es ist weit und breit die einzige Schokolade mit Vollrohrzucker“, sagt sie.
Viele runden auf, wenn sie bezahlen. So kommen im Jahr immer nochmal 100 bis 150 Euro extra zusammen. „Dieses Geld spenden wir an ein Frauenhaus in Indien“, sagt Rita Schneider. So helfen die Frauen doppelt, durch die Spende und durch den Verkauf der fairen Waren. Altmodisch, ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert oder überholt sei das nicht, sind sie sich einig. In Höchst bietet die katholische Gemeinde ebenfalls Eine-Welt-Waren an, am ersten Samstag eines Monats sogar mit einem eigenen Stand auf dem Marktplatz. Und auch andernorts haben die fair gehandelten Produkte ihren festen Platz. Rita Schneider (75 Jahre), Elke Stappert und Ursula Wittwer (59) jedenfalls stehen zu ihrem Ehrenamt, sagt Rita Schneider: „Wir halten es für eine gute Sache, dass die Erzeuger so ein bisschen mehr bekommen. Es gibt in diesen Ländern so viel Elend und Ausbeutung, es werden Hungerlöhne gezahlt. Wie gesagt: Es ist ein kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit“. hn
Der nächste Eine-Welt-Verkauf ist im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius am Sonntag, 9. Februar, in Verbindung mit dem Kirchcafé nach dem 9.30 Uhr-Gottesdienst.