Eiserne Hochzeit: Happy End auf dem Bauernhof
Eiserne Hochzeit
Happy End auf dem Bauernhof
Nach schweren Kriegsjahren finden Rosel und Herbert Hansen ihr Glück
Er wollte nur Milch holen. Dann ist er geblieben – 65 Jahre lang. Im Juli feierten Rosel und Herbert Hansen Eiserne Hochzeit.
Die Beiden hatten schon viel durchgemacht, als sie sich 1949 auf dem Bauernhof in der Allesinastraße zum ersten Mal begegneten. Herbert Hansen, geboren 1925, stammt aus Westpreußen. Seine Eltern besaßen dort einen landwirtschaftlichen Betrieb. Mit 16 Jahren musste er zum Reichsarbeitsdienst (Bau-Einsatz in Frankreich), wurde anschließend zur Wehrmacht einberufen. In Frankreich überlebte er knapp einen Artillerie-Angriff. Später wurde er verwundet und nach der Genesung nach Russland verlegt. Dort geriet er in Kriegsgefangenschaft. Er überlebte nur aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten, die er in der Landwirtschaft gelernt hatte. In einem Arbeitslager erkrankte er an Malaria. Dank einer Besichtigung des Lagers durch das Rote Kreuz wurde er in ein Lazarett verlegt, wo er wieder einigermaßen gesundete. Bei seiner Rückkehr 1948 wog er nur noch 40 Kilo. Seine Familie war mittlerweile nach Kiel übergesiedelt, weil dort sein Bruder Helmut arbeitete. Helmut Hansen nahm bald darauf eine Arbeit in den Farbwerken Hoechst an und fand eine Wohnung in der Pfingstbornstraße. Er vermittelte Bruder Herbert eine Anstellung als Freileitungsmonteur in Hattersheim und nahm ihn für zwei Wochen bei sich auf.
In jenen Tagen ging Herbert Hansen zum Milch holen und lernte dabei eine junge Frau kennen: Rosel Spengler, Jahrgang 1923. Geboren in Sindlingen, hatte sie nach der Schule zunächst ein halbes Jahr im Markuskrankenhaus Kochen gelernt. Doch die beiden älteren Brüder fielen im Krieg, der Vater, schwer krank, starb 1948. so musste Rosel Spengler alleine mit ihrer Mutter den elterlichen Hof über die Runden bringen. Die Frauen versorgten Ackerpferde, Kühe, Schweine und Hühner, bauten Kartoffeln, Obst und Gemüse an, ernteten und verabeiteten die Produkte. So war es ein doppeltes Glück, dass Herbert Hansen zum Hoftor herein spazierte. Die beiden jungen Leute verliebten sich ineinander. „Wir waren nur ein halbes Jahr zusammen, dann haben wir geheiratet“, erzählt Rosel Hansen: „Es hat einfach gestimmt“.
Herbert Hansen übernahm den Hof, 1950 kam mit Sohn Walter das erste von vier Kindern zur Welt. Der Bauernhof wuchs. Acht bis zehn Schweine; zwei Zugpferde, zehn Kühe und Kälber standen in den Ställen, Kartoffel- und Getreideanbau im Vordergrund. 1956 kauften Hansens ihren ersten Traktor, später auch eine Melkmaschine. Trotzdem blieb für lange Jahre „Urlaub“ ein Fremdwort. Erst in späteren Jahren gönnte sich das Paar jeweils ein paar Tage Auszeit.
Insgesamt freuen sich Rosel und Herbert Hansen heute über vier Kinder, acht Enkel und drei Urenkel. df/hn