Fast alle Sindlinger lassen beim Obsthof Werner pressen
Fast alle Sindlinger lassen beim Obsthof Werner pressen
Ein Kelter-Profi ist Markus Werner. Der Besitzer des gleichnamigen Obsthofs an der Okrifteler Straße presst nicht nur die Äpfel fast aller Sindlinger Hauskelterer, sondern auch solche von seinen eigenen Bäumen. Das Ergebnis wird unterschiedlich bewertet. „Ich nehme keine Streuobst-Äpfel, deshalb schmeckt mein Apfelwein milder als andere“, sagt er.
Die Apfelernte dieses Jahres sei von der Menge her sehr gut, erklärt der Obstbauer. Der Absatz jedoch gestalte sich schwierig. Aufgrund des europäischen Embargos gegen Rußland sei für polnische Apfelanbauer der Absatzmarkt weggebrochen. Sie überschwemmten nun den deutschen Markt. Großkeltereien würden kaum mehr als die Lieferkosten bezahlen. Deutsche Erzeuger bleiben auf ihren Kelteräpfeln sitzen. Werner selbst ist nicht so stark betroffen, weil er kaum an Großkeltereien liefert. Er lebt vor allem vom Direktverkauf auf Wochenmärkten, im Ladengeschäft am Richard-Weidlich-Platz und im Hofladen. Dort bekommen die Kunden nicht nur Äpfel und andere Früchte, sondern auch Säfte, Apfelwein, Apfelchips, Gelees und vieles mehr aus eigener Herstellung. Trotzdem wird es Markus Werner dieses Jahr etliche Äpfel an den Bäumen hängen lassen. Angesichts der niedrigen Preise wäre das Pflücken zu teuer.
Für die Selbstkelterer gilt diese Einschränkung nicht. Von Kleinstmengen wie ein, zwei Zentnern bis hin zu 1,6 Tonnen Äpfeln bringen sie ihre Ernte zum Obsthof. Markus Werner und seine Helfer füllen das Obst kistenweise in eine Apfel-Waschanlage. Von dort werden sie automatisch in einen Häcksler und dann in die Presse weitergeleitet. Verschieden große Walzen üben zunehmend Druck auf die Fruchtstückchen aus, bis nur noch trockener Trester übrig bleibt. Den Saft füllt Werner in Behälter, die die Besitzer der Äpfel dann abholen. Zuhause füllen sie den Most in ihre Gärballons. Einige setzen Gärhefe zu, andere nicht – da scheiden sich die Geister. hn