Kinder- und Jugendhaus: Kunst nimmt keine Rücksicht bei den Ferienspielen
Kinder- und Jugendhaus
Spucke, Spaß und Farbenspiele
„Kunst nimmt keine Rücksicht“ bei den Ferienspielen
Kunst nimmt keine Rücksicht. Auch nicht auf Plüschtiere. Während der Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz tunkten Kinder Stofftiere in flüssigen Beton und formten so steinerne Skulpturen – Teddys für die Ewigkeit.
„Kunst nimmt keine Rücksicht“ war Titel und Thema des zweiwöchigen Ferienprogramms des Kinder- und Jugendhauses. Kinder von sechs bis zwölf Jahren verbrachten die Wochentage auf dem Gelände am Rand der Kleingärten sowie auf dem benachbarten Beach-Platz „Strand 931“, der normalerweise den Jugendlichen vorbehalten ist. Dort spielten sie Volleyball und Fußball, planschten in Plastik-Pools und dachten über Kunst nach. Denn eine der Fragen, die es zu beantworten galt, war: Was ist Kunst eigentlich?
Die schönsten Antworten wurden gesammelt und beim Abschlussfest vorgestellt. Etwa: „Kunst ist Kunst und ist unbeschreiblich“ – Tobias, neun Jahre. „Kunst muss kein Bild sein“ – Giulia, zehn Jahre. „Wenn man auf den Boden spuckt, dann ist das Kunst, weil es doch unglaublich ist, wie viele kleine Blasen ein Bild ergeben“ – Aaron, 12 Jahre. Die versteinerten Plüschtiere jedenfalls wurden als Kunstobjekte den Eltern und Geschwistern präsentiert, ebenso alte Gläser, mit Spachtelmasse, Farbe und Steinen verziert, „Abi-Schweine“ aus Pappmaché, Kunstdrucke, Vogelhäuschen und Bienenhotels. Viele der Anregungen und die Anleitung dazu brachte Betreuerin Meike Bartelt mit. Sie zeigten den Kindern auch, wie aus alten weißen Laken bunte Stoffe gebatikt und anschließend peppige Kissen daraus genäht werden. Die Theatergruppe formte Gipsmasken für das Stück „Farbenspiele“. Elf Kinder entwickelten mit Willi Schellen, Mitarbeiter im Kinder- und Jugendhaus mit theaterpädagogischer Ausbildung, ein doppelsinniges Aktionstheater. Darin brechen drei bunte Gestalten in den Alltag der weißen Leute ein, die „im Rahmen“ leben. Die Weißen fühlen sich bedroht, werfen Wasserbomben auf die Bunten, die werfen bunten Staub zurück. Noch weitere Effekte führen dazu, dass am Ende „der Rahmen gesprengt“ wird, alle bunt und frei sind wie die Kunst. Folgerichtig lautet das Fazit: „Der Mensch ist das größte Kunstwerk“.
Kunst am Bau gehört natürlich ebenfalls zum Abenteuerspielplatz. Wie in jedem Jahr werkelten die Kinder an Holzhütten, diesmal unterstützt von Ake Hülsmann. Der Vierzehnjährige war bis vor zwei Jahren selbst noch als Teilnehmer bei den Ferienspielen dabei. „Meine Mutter hat mich als Betreuer angeboten“, erzählt er lachend: „Ich könnte doch erste Hilfe leisten, hat sie gesagt, weil ich an der Heinrich-Böll-Schule Schüler-Schulsanitäter bin“. So kam es, dass er nun zwei Wochen lang ehrenamtlich mitgearbeitet hat. Während die Kinder den Betreuern mit Goldmedaillen für die schöne Zeit dankten, erhielt Ake Hülsmann beim Abschlussfest eine ganz neue Auszeichnung: den „Goldenen Hammer für besondere Leistungen im Hüttenbau“.
Besondere Verdienste erwarb sich zudem die Sindlinger Freiwillige Feuerwehr. Sie rückte mit großer Mannschaft und einem Löschwagen an einem Nachmittag an, baute eine Wasserrutsche auf, verteilte Wasserpistolen und ließ eine schimmernde Wand aus Wasser zum darunter Durchspringen entstehen. „Das ist auch irgendwie Kunst“, sinnierte ein Mädchen.
Bei anderen Objekten dagegen waren sich die Ferienspielkinder nicht so sicher. Deshalb hing unter bunte Plastikfolien, die um einen Baumstumpf gewickelt waren, ein Schild mit der Frage: Ist das Kunst?
In der dritten Ferienwoche bot das Kinder- und Jugendhaus den Kindern verschiedene Ausflüge an. Außerdem reisten zwei Betreuer mit einer Gruppe Jugendlicher zu einem Feriencamp. Seit dem 8. September herrscht in der Einrichtung wieder regulärer Betrieb. hn