Schoppen-Schmiede keltern das beste Stöffche
Kirchweih
Schoppen-Schmiede keltern das beste Stöffche
Jochen Dollase, Markus Krämer und Wolfgang Scheh sind die neuen Ebbelwoikönige
Schüler und Senioren, Sportler und Sänger, Katholische und Evangelische strömten an einem Abend im Oktober ins Gemeindehaus St. Dionysius: Zum 15. Mal wurde dort der Sindlinger Apfelweinkönig ermittelt.
Jüngere und Ältere, Anfänger und alte Hasen waren auch unter den Bewerbern zu finden. „Apfelwein verbindet“, kommentierte Wolfgang Scheh, Kelterer der ersten Stunde. „Super, so viele verschiedene Generationen“, sagte Yvonne Marx aus Zeilsheim dazu. Sie ist mit den „Bembelbuben“ befreundet und erlebte die lebhafte Apfelweinprobe zum ersten Mal. Wie üblich hatten Sindlinger, die selbst keltern, jeweils 15 Liter ihres Stöffchens eingereicht. Eine Jury loste ihnen die Nummern der Bembel zu, die nach einem deftigen Essen auf die Tische kamen, so dass niemand wusste, wessen Ebbelwoi er gerade im Glas hatte.
„Probiert mit leichtem Trinken, aber nicht zu viel“, riet Mitorganisator Wolfgang Schuhmann den Besuchern. „Nur vollständig ausgefüllte Stimmzettel zählen“, empfahl der zweite Organisator Jürgen Peters, bedachtsam zu dosieren – schließlich waren 13 verschiedene Apfelweine zu verkosten.
Das entpuppte sich als echte Aufgabe. Der „Apfelweinkönig“ verbuchte einen Besucherrekord. Rund 150 Tester drängten sich um die Tische mit den Bembeln. „Viel zu voll“, sagte sich mancher und blieb erst mal sitzen. „Leute, schenkt ein und treten dann zurück, damit die anderen auch mal ran kommen“, musste Wolfgang Schuhmann mehrmals mahnen. Wer sein „Stöffche“ im Glas hatte, prüfte anfangs mehr, später eher weniger gewissenhaft Farbe, Geruch und Geschmack. Ratschläge gingen hin und her, und Suchanfragen: „Nimm davon nur wenig, der ist Essig“. „Probier mal den Vierer, der ist gut“. „Wo ist der Fünfer?“ „Leer“. Unermüdlich wurde nachgefüllt, bedenklich schnell gingen die Vorräte zur Neige.
Am Ende gaben 130 Tester ihre Stimmzettel ab. Nach Schließung der Wahlurne stimmten die „Bierlandschrummler“ Hymnen auf den Apfelwein und Rock-Klassiker an, unterstützt durch die Sängerinnen Coco Gerhards, Lisa Giussani und Ralf Bohne. Während Bärbel Gerhards, Traudlinde Peters, Angela Fischer und Ingrid Sittig im Erdgeschoss die Bewertungen von den Stimmzetteln in Computer eingaben, sangen die Gäste im ersten Stock begeistert mit, tanzten und hörten erst auf, als Wolfgang Schuhmann mit Rücksicht auf die Nachbarn die Party beendete. Zu dem Zeitpunkt waren schon 80 Stimmzettel ausgewertet. Der Zwischenstand erschien per Beamer auf der Leinwand hinter der Bühne, so dass alle mitverfolgen konnten, welche Bembel besser und welche schlechter abgeschnitten hatten. Schon zu dem Zeitpunkt lag die Nummer Vier vorn, gefolgt von der Sieben. Daran änderte sich bis zum Schluss nichts. Gespannt warteten die Besucher auf die Auflösung: Wer hat welchen Apfelwein gekeltert?
Von hinten nach vorn rief Wolfgang Schuhmann die Teilnehmer auf die Bühne. Wally Hedtler, zur Zeit auf Heimatbesuch, hängte jedem als „Frau Rauscher“ einen Ring Fleischwurst um den Hals. Die „Bembelbube“ auf Platz Drei und Hasso Hör auf Platz Zwei bekamen gut bestückte Fresskörbe. Der blumengeschmückte Siegerbembel ging an die „Schoppen-Schmiede-Sindlingen“: Jochen Dollase, Markus Krämer und Wolfgang Scheh. Allesamt erfahrene Kelterer, teilen sie sich ohnehin den Keller und gingen diesmal als Trio an den Start. Alleinunterhalter Lothar Kleber stimmte einmal mehr „Frau Rauscher“ an und Wolfgang Schuhmann strahlte: „Fantastisch, fantastisch. Es war ein bisschen voll, aber gut“, freute er sich über den fröhlichen Abend. Und angesichts der vielen jungen Besucher wie auch des Kelter-Nachwuchses braucht der katholischen Gemeinde um die Zukunft der Traditionsveranstaltung nicht bange zu sein.
Ergebnisse
Platz Bembel Kelterer
1 4 Schoppen-Schmiede-Sindlingen – Jochen Dollase, Markus Krämer, Wolfgang Scheh.
2 7 Hasso Hör
3 5 Bembelbube – André Erbes, Ralf Riemenschneider, Patrick und Simon Stappert
4 6 Jürgen Peters
5 13 Gärfreunde – Gernot Kölbl, Gerald Carda, Martin Bertelmann
6 10 Markus Werner
7 8 Edwin Reinhardt
8 9 Jupp Riegelbeck
9 1 Stefan Daube und Jörg Peters
10 12 Mathias und Kevin Pauli
11 3 Bembel-Ultras 2 – Rainer Lesniewski, Norbert Neder
12 2 Harald Fischer
13 11 Mathias Schmidt und Ralf Teichmann
Übrigens…
Vor der Verkostung feierte die katholische Gemeinde St. Dionysius den Weihetag ihrer Pfarrkirche mit einem Festgottesdienst. Der Frauenchor Germania gestaltete ihn musikalisch.
In der Küche und hinter der Theke des Gemeindehauses arbeiteten Helfer im Akkord, um Essen und Getränke auszugeben. Etliche waren schon früh am Tag ins Gemeindehaus gekommen, stellten und schmückten Tische und Bühne. Genauso viele kehrten am Sonntag und Montag zurück, um aufzuräumen, zu spülen, zu putzen und die geliehenen Bembel ihren Besitzern zurück zu bringen. „Ein großer Dank an alle, die vorbereitet haben und hier helfen“, sagte Wolfgang Schuhmann.
„Wir können die Probe auch in diesem Jahr für fünf Euro pro Stimmzettel machen, weil uns der Globus-Markt in Hattersheim durch großzügige Sachspenden unterstützt hat“, sagte Jürgen Peters. Der Markt spendete die Trostpreise, die Fresskörbe und sogar die Kugelschreiber zum Ausfüllen der Zettel. „Ohne diese Spenden könnten wir den Preis nicht halten“, erklärte Peters.
75 Rippchen, 30 Würste, riesige Töpfe voll Sauerkraut, etliche Portionen Handkäs und Brezeln vertilgten die Besucher. Am Ende waren nur noch ein paar Schmalzbrote übrig.
Mit originellen T-Shirts fielen mehrere Besucher auf. Sei es ein Rippenmuster wie beim Apfelweinglas, ein Lob auf das „Heilige Stöffsche“ oder ein Insider-Witz („Uff Dauer kannsde Äbbel net vermeide – The Apple bites back) – die Apfelweinfreunde zeigten Flagge. Sogar die Bierlandschrummler kamen nicht daran vorbei und outeten sich als „Hell’s Bembels“.
„Urgestein“ Jupp Riegelbeck brauchte ein wenig länger für den Weg zur Bühne. „Komm vor, die Frau Rauscher wart uff Dich, um Dich zu küsse“, ermunterte Wolfgang Schuhmann den Freund.
„Hurra, nicht die Rote Laterne“, freute sich Harald Fischer über den vorletzten Platz. Seinen Kollegen rief er zu: „Ich bring am Montag einen Bembel mit“. „Bloß nicht“, wehrten die in gespieltem Entsetzen ab.
hn