St. Dionysius: Kurzweilige Kappensitzung bei den Katholiken
Fastnacht
Familiär, originell, urkomisch
Kurzweilige Kappensitzung bei den Katholiken
Klopfen, Deckel abdrehen und auf die Nase drücken, Fläschchen ansetzen, schlucken: Mit dem Pfläumchen-Ritual beginnt traditionell die Kappensitzung der katholischen Gemeinde in St. Dionysius. Nachdem der Spaß im vergangenen Jahr ausgefallen war, hatte Organisator Wolfgang Schuhmann diesmal keine Mühe, ein Programm zusammenzustellen, das so bunt und lustig war wie das Publikum. Die Gäste trugen originelle Kostüme und zündeten den Akteuren reichlich Raketen – die gesteigerte Form des Beifalls mit Klatschen, Stampfen und „Aaahhh“.
Die erste bekam der Narren-Nachwuchs „Die Tanzraketen“. Sonja Peters hatte mit Kindern einen lustigen Tanz mit Traktor einstudiert. Als sie in der Zugabe die Hände zum Himmel streckten, machten alle mit: „Wir klatschen zusammen, und keiner ist allein“. Die gute Laune zog sich durch den ganzen Abend. Als die „Brezelbube“ Michael Ickstadt und Clemens Weißenberger aus Sossenheim Handkäs und Ebbelwoi besangen, schunkelten alle mit. Die „tanzenden Messdiener“ Gemeindereferentin Claudia Lamargese und Pfarrer Christian Enke wagten den „Time Warp“ mit Weihrauchkugel – zum Schreien komisch. Sie wurden dafür ebenso gefeiert wie die olympischen Schwimmerinnen „Olympic Bella Aquaria“ mit ihren witzigen Wasserspielen.
Dass etliche Gemeindemitglieder auch Angehörige des Gesangvereins Germania sind, zeigte sich in Beiträgen wie dem von Willi Stappert. Als „Sparbrötchen“ schilderte er mal singend, mal reimend Sparbemühungen auf allen Ebenen, vom Limburger „Castell Gandolfo“ bis zu den Pfarrern im pastoralen Raum. „Und eins muss ich noch sagen, da wer ich net müd, bitte erspart uns Griesheim und Nied!“ spielte Stappert auf die Überlegungen an, die Gemeinde weiter zu vergrößern.
Überhaupt ist es ein Markenzeichen der katholischen Fastnacht, dass die Redner ihre Texte selbst schreiben, dabei nicht mit Witzchen auf Kosten gemeindebekannter Figuren sparen. In Mundart vorgetragen, sorgt das für viel Lokalkolorit. Albrecht Fribolin zum Beispiel, sonst als CDU-Vorsitzender und Ortsbeirat aktiv, widmete dem Männerballett des Familienkreises einen Vortrag. Als „verfrühtes Schneeflöckchen“ schilderte er das harte Training, dem sich die nicht mehr ganz jungen Herren unter der Anleitung von Christel Fribolin und Ingrid Sittig unterziehen: „Auch wenn se noch aussehn wie brünstige Hirsche, mer hört die Gelenke bis zum Dalles knirsche“. Doch keine Frage: „E Flöckche muss hibbe, e Flöckche muss tanze, auf dass er wackelt, de fette Ranze!“
Vertraute Figuren boten auch Monika Donat und ihre frühere Jugendgruppe auf – längst alles gestandene Familieneltern. Als Struwwelpeter-Figuren nahmen sie bevorzugt die Geistlichen auf die Schippe, vom Mess-Verweigerer Sauer („Nein, meine Messe les ich nicht“) bis zum „Fliegenden Robert“, dem reiselustigen Pfarrer Steinmetz. Max Ilg gab eine überzeugende Parodie der Hape-Kerkeling-Figur Horst Schlemmer, Willi Stappert und Wolfgang Scheh standen als sie selbst in der Bütt: „Zwei alte Sindlinger“. Bernhard Katzenbach aus Sossenheim sprach über die „Krone der Schöpfung“, den Mann. Ohne Worte kam die „Villa Demenica“ aus. Senioren in weißer Nachtwäsche führten auf einem Alten-Bänkchen die Morgentoilette auf Kommando vor. Doch hatte der Beitrag einen ernsten Hintergrund, denn er wies durch die gnadenlose Überzeichnung auf Probleme in der Pflege hin.
Befreit auflachen konnten die Zuschauer im ausverkauften Saal dagegen bei den Ebbelwoikönigen. Stefan Daube und Jörg Peters, mit Krone, Schärpe und Bembel, grüßten huldvoll. Doch Sonja Peters stellte schnell klar: „Sie wär’n es niemals, wenn ich net wär. Ich bin die, die ihne erklärt, wie mer Äppel pflückt und richtig vergärt. Ich schmeck die Brüh ab, bring sie zur Spitzenklasse“. Deshalb stehe ihr der Titel zu: „Queen Sonja“. Weitere Höhepunkte waren die tanzenden Männer. Die „Schneeflöckchen“ haben ernsthafte Konkurrenz durch junge Herren bekommen. „Die Bierleader“ rappten in Jeans und Unterhemd, schwebten in Sommerkleidchen umeinander und schwangen am Schluss nur noch mit Shorts bekleidet die Beine beim Can-Can.
„Guckt se Euch an, so sahen die Schneeflöckcher früher auch mal aus“, ulkten die Moderatoren Bärbel Gerhards und Norbert Schulze. Heute seien die Flöckchen doch eher Hagelkörner. Aber sie haben es immer noch drauf. Als Reisende aus dem Morgenland tanzten sie in den Saal, boten anschließend eine mitreißende Show mit rasanten Kostümwechseln hinter der vorgerückten Kulisse. Da hielt es viele Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Am Ende versammelten sich alle Mitwirkenden auf der Bühne, warfen Luftballons und ließen die urkomische, familiäre Fastnachtssitzung mit einer Polonaise durch den Saal ausklingen. hn

„Resi, I hol di mit meim Traktor ab!“ Zu diesem Lied zeigte der närrische Nachwuchs einen Tanz.
Fotos: Michael Sittig

Was wärt Ihr ohne mich? „Queen Sonja“ liest den Ebbelwoikönigen Jörg Peters und Stefan Daube die Leviten.
Katholische Fastnacht
Ehrung
„Er jammert und klagt, haste Dein Vortrag schon parat?“ Spätestens an Weihnachten macht sich Wolfgang Schuhmann auf die Suche nach Beiträgen für die Fastnachtssitzung der katholischen Gemeinde. „Er sagt, er hätte zu wenig, und dann wird die Sitzung doch wieder so lang“, ulkten die Moderatoren Bärbel Gerhards und Norbert Schulze: „Aber ohne ihn geht es nicht“, das zeigte das vergangene Jahr. Schuhmann war aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen, es gab zu wenig Mitwirkende und die Sitzung fiel aus. Deshalb wurde dieses Jahr eine Ehrung nachgeholt, die ihm schon 2013 zugestanden hätte: „Schumi“ Wolfgang Schuhmann organisiert seit 25 Jahren die Fastnachtssitzung. Dafür erhielt er eine Faschings-Ehrenkrone.
Hilfe
Ohne umfangreiches Engagement ist so ein Abend nicht zu stemmen. Geholfen haben: Monika Schuhmann und Bepi Schmidt, die sich um die Verpflegung kümmerten. Die Damen des „Aktiven Donnerstags“, die den ganzen Nachmittag über Brötchen geschmiert haben. Die Helfer am Ausschank: Traudlinde und Jürgen Peters, Claus Mettin, Angela Fischer, Peter Schubert, Teddy Kristic und Bepi Schmidt, sowie Svenja Bohne, Lea Schulze und Laura und Corinna Gerhards, die die Gäste an den Tischen bedienten, und David Fischer und Lauri Dill, die als „Hausmeister“ die nötigen Handgriffe auf der Bühne vornahmen.
Aktive
Kein Fest ohne Musik: Alleinunterhalter Lothar Kleber begleitete die Vorträge und spielte Schunkel- und Stimmungslieder. „Die Tanzraketen“ sind: Leif und Ida Peters, Marie Gürtler, Cara und Lena Hollewik, Carolin Sommerschuh, Trainerin: Sonja Peters. „Olympic Bella Aquaria“: Conny Ehret, Bärbel Gerhards, Ingrid Schubert, Manuel und Peter Teske, Traudi Peters. „Die Bierleader“: Niklas Wambach, Alex Jost, Sascha Sittel, Johannes Sittig, Marcel und Daniel Gemander. Trainerin: Luise Spahn. Villa Demenica: Susanne Scharmann, Patrick und Simon Stappert, Andrea Schwarz, Ute und Gerard Wäger, Silke Kolb, Isabell Dollase, Andre Erbes. „Die Schneeflöckchen“: Walter Schmoll, Albrecht Fribolin, Harald Fischer, Wolfgang Schuhmann, Peter Teske, Jürgen Peters und Michael Sittig. Trainerinnen: Christel Fribolin und Ingrid Sittig