Was können die Erstklässler
Sportkreis Frankfurt/Turnverein
Was können die Erstklässler?
Sporttest soll Stärken und Schwächen an den Tag bringen
Mit dem Programm „Schulkids in Bewegung“ gehen Stadt, Sportkreis und Vereine gegen den verbreiteten Bewegungsmangel bei Kindern an. Jetzt wurde das Programm um einen Test erweitert.
„Lass Dich hängen“ – das hört sich nicht nach Sport an. Ist es aber. Jeweils zwei Kinder klammern sich mit dem Rücken zur Sprossenwand an eine der Stangen und lassen die Beime baumeln, so lange es geht. Sportstudentin Sonja Thiel stoppt die Zeit, die sie für die Kraftübung brauchen.
An weiteren Stationen balancieren Kinder der Eingangssklasse der Ludwig-Weber-Schule über eine Wippe, fangen Gummibälle, die vom Boden zurück prallen, prellen Bälle mit der Hand, kicken sie mit den Füßen, sprinten über 20 Meter oder versuchen sich an einer Koordinationsübung, die an „Hickelhäuschen“ erinnert. Zwölf Stationen umfasst der Parcours in der – wegen der vielen ausgefallenen Lampen – recht schummrigen Turnhalle der Grundschule.
Den 18 Kindern sehen deutlich mehr Erwachsene zu. Landtagsabgeordneter Uwe Serke, Frankfurts Sportdezernent Markus Frank, Sportkreisvorsitzender Roland Frischkorn, Turnvereinsvorsitzender Michael Sittig und etliche Medienvertreter beobachten die Kleinen beim Sport- und Motoriktest für Erstklässler im Rahmen des Proogramms „Schulkids in Bewegung“, kurz Skib.
Dieses Programm gibt es schon länger. „Bei den Schuleingangsuntersuchungen wird bei den Kindern immer häufiger Bewegungsmangel festgestellt“, sagt Frischkorn: „Wir als Sportkreis haben überlegt: Was können wir tun?“ So entstand die Idee, mehr Bewegungsangebote für Erstklässler zu schaffen. Der Dachverband entwickelte in Zusammenarbeit mit den Vereinen einfache Bewegungsangebote für eine zusätzliche Sportstunde an den teilnehmenden Grundschulen. Durchgeführt werden sie von Vereinsmitgliedern, Studenten oder, wie in Sindlingen, von jungen Leuten, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Sportverein absolvieren. 3400 Erstklässler an 32 Frankfurter Grundschulen wurden auf die Art schon „in Bewegung gebracht“, bilanziert Frischkorn. Die Stadt unterstützt das mit 150 000 Euro, sagte Sportdezernent Markus Frank: „Das ist gut angelegtes Geld, sowohl für die Kinder als auch für die Vereine“, findet er. „So wollen wir auch Nachwuchs für die Vereine gewinnen“, ergänzt Frischkorn.
Nun gehen Stadt, Sportkreis und Vereine noch einen Schritt weiter und lassen die Erstklässler einen „Skib-Test“ durchlaufen. An jeder Station des Parcours notieren die Betreuer Stärken und Schwächen der Kinder. Darüber berichten sie den Eltern in einem Brief und geben Empfehlungen, welche Sportarten für ihr Kind geeignet sein könnten. „So können wir zielgerichtet feststellen: Was ist zu empfehlen, wo gibt es Mängel? Nicht zuletzt soll Sport ja auch Spaß machen“, sagt Roland Frischkorn.
Stadt und Sportkreis sind stolz auf ihre Vorreiterrolle. Während bundesweit über die Einführung von Fitness-Tests an Grundschulen diskutiert werde, sei Frankfurt schon einen Schritt weiter, sagte Frank. Frischkorn wünscht sich, dass das Land die Rhein-Main-Region zur Modellregion macht und die gute Sache finanziell fördert.
Der Skib-Test wurde in Zusammenarbeit mit der Goethe-Uni entwickelt, die den Verlauf auch dokumentiert. Er wird am Anfang und am Ende eines Schuljahres durchgeführt, so lässt sich feststellen, ob sich durch die zusätzliche Sportstunde die Defizite in der Bewegungsfähigkeit verringert haben. Der Skib-Test wurde bis zu den Herbstferien an derzeit 28 beteiligten Schulen in 18 Stadtteilen durchgeführt. Der Turnverein ist seit 2011 Kooperationspartner in Sindlingen. Derzeit betreuen die FSJler Cajetan Richter und Felix Huthmacher sechs Gruppen mit Schwerpunkt Ballsport an der Ludwig-Weber-Schule, zwei an der Meister-Schule und eine an der Käthe-Kollwitz-Schule. hn