Vergessen geht schnell
Vergessen geht schnell
Volkstrauertag VdK richtet Gedenkstunde auf dem Friedhof aus
Gedenken, trauern, erinnern. Verstehen, aufstehen, helfen. Der Volkstrauertag gibt jedes Jahr Anlass innezuhalten und nachzudenken über den Lauf der Welt und das Handeln des Menschen. Viele Jahre lang hatte die Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) dazu eine Gedenkstunde auf dem Friedhof organisiert. Doch immer weniger Bürger nahmen daran teil. Deshalb sagte der Dachverband der Vereine den Termin vergangenes Jahr ab.
Der Sozialverband VdK, der ursprünglich als Verband der Kriegsversehrten gegründet wurde, wollte den Gedenktag aber nicht sang- und klanglos untergehen lassen. So übernahm er in diesem Jahr die Organisation. Bariton Franz Ilg sang „Heilig“ von Schubert und „Ich bete an die Macht der Liebe.“ Die Feuerwehr stellte mit zwölf Mann und einer Fahne die Ehrenwache, rund 30 weitere Bürger und Vereinsvertreter fanden sich in der Trauerhalle ein. Dort ermutigte Pfarrer Sauer von der katholischen Gemeinde die Besucher, dafür einzutreten, dass niemand wegen seiner Herkunft, seines Aussehens oder vielleicht auch nur, weil er anderer Meinung ist, geächtet und verfolgt werden soll. Auch und gerade wenn der Eindruck bestehe, dass Orte oder Stadtteile rechtsfreie Räume geworden seien, sei es Pflicht, die Stimme zu erheben. „Opfer sind wir schnell, vergessen noch viel schneller“, sagte der Pfarrer, und: „Wir müssen neu lernen, Demokraten zu sein, damit Diktatoren nicht wiederkommen.“
Andreas Rühmkorf, Vorsitzender der Arge Sov, stellte fest, dass heute mit rund 60 Millionen Menschen so viele auf der Flucht seien wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Mehr als 30 Kriege seien daran schuld, aber auch Willkürherrschaft und Hunger. Die Menschen suchten Sicherheit, Arbeit und Brot. Es sei eine zutiefst christliche Pflicht zu helfen. Jedoch gehe es ihm wie wahrscheinlich vielen, sagte Andreas Rühmkorf: Er sei gespalten zwischen Mitleid und der Frage, ob wir die ganze Welt retten können. Umso wichtiger sei es, überall auf der Welt für menschenwürdiges Verhalten einzutreten. „Wir müssen uns weltweit um unsere Nachbarn kümmern, sonst lassen uns Unrecht, Gewalt und Terror nicht los“, sagte er, und weiter: „Toleranz ist der Schlüssel zum Frieden. Das Gedenken an die Opfer früher und heute nimmt uns in die Pflicht, am Volkstrauertag Menschen und Menschlichkeit in den Mittelpunkt unseres täglichen Handelns zu stellen.“
Anschließend wurden am Kriegerdenkmal ein Kranz der Stadt Frankfurt und ein Gesteck vom VdK niederlegt. hn