Dithmarschen – Gemütlicher Urlaub zwischen Elbe und Eider
Leben im Watt erleben
Dithmarschen – Gemütlicher Urlaub zwischen Elbe und Eider
Von Heide Noll
„Hier sieht man heute schon, wer morgen zu Besuch kommt“, sagen die Dithmarscher. Ungehindert reicht der Blick über das platte Land zwischen Elbe und Eider, über gigantische Kohlfelder, Windräder und Deiche, auf denen Schafe grasen.
Sandstrände und turbulente Badeorte wie in Nordfriesland sucht man hier vergeblich. Die Dithmarscher Nordseeküste besteht aus periodisch trockenfallendem Meeresboden, dem Watt. Sie gehört zum Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer und trägt, wie die gesamte niederländische und deutsche Nordseeküste, seit 2009 den Status eines Unesco-Weltnaturerbes.
Dessen Besonderheiten erläutern Wattführer in allen Badeorten bei den regelmäßig angebotenen Wattwanderungen. Im Ort Friedrichskoog-Spitze beispielsweise zeigt Ingrid Austen, Mitglied der Dithmarscher Wattführergemeinschaft, Neugierigen die typischen Watt-Winzlinge Wattwurm und Wattschnecke, Herzmuschel und Strandkrabbe und natürlich die Nordseegarnele – übrigens auch auf allen Speisekarten zu finden und vorzugsweise auf Brötchen oder mit Rührei ein typisches Küstenessen.
Die promovierte Biologin ist fast jede Woche mit Gummistiefeln und Forke unterwegs. Kinder lernen von ihr als „Schlickpiraten“ die Besonderheiten des Wattenmeeres kennen, Erwachsenen erklärt sie bei biologisch-geologisch angelegten Führungen, was es mit Ebbe und Flut auf sich hat, warum das Watt für viele Vögel so wichtig ist und welcher Naturgeist hier lebt: Ekke Nekkepenn. Der mythische Meermann treibt gerne Späßchen. „Ekke Nekkepenn holt sich seine Opfer“, versichert Inge Austen, wenn ein Gummistiefel im Schlamm stecken bleibt oder ein Wattwanderer im Matsch ausrutscht.
Für die Speisefische der Nordsee ist das Watt die Kinderstube. Einzelheiten dazu erfahren Interessierte im „Multimar Wattforum“ in Tönning. Dort lassen sich die Meerestiere und -pflanzen bequem in Aquarien betrachten. Das ist ein schönes Ausflugsziel bei schlechtem Wetter. Auch den „Big Five“, den fünf großen Tierarten Schweinswal, Seeadler, europäischer Stör, Seehund und Kegelrobbe sind hier etliche Bilder, Schautafeln, Plastiken und interaktive Bildschirme gewidmet.
Heim für Robben
In natura lassen sich zwei davon in Friedrichskoog beobachten. In einer Robbenschutzstation werden verlassene Seehundbabys, so genannte Heuler, aufgenommen, aufgepäppelt und nach Möglichkeit wieder in die See entlassen. Tiere, die das nicht schaffen, finden in der Station ein dauerhaftes Zuhause. Juris und Nemirseta sind solche Tiere. Die Kegelrobben sowie fünf Seehunde leben in den Becken der Station und locken täglich zu den Fütterungszeiten Neugierige an, die die eleganten Schwimmer mit den großen Augen aus der Nähe sehen wollen.
Die große Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel, das Eider-Sperrwerk, der größte Marktplatz Deutschlands in der Kreisstadt Heide und der „Dithmarscher Gänsemarkt“ in Gudendorf sind ebenfalls beliebte Ausflugsziele von Dithmarschen-Urlaubern. Kurios ist das Kohlmuseum „Kohlosseum“. In der früheren Sauerkrautfabrik dreht sich alles um die verschiedenen Krautvarianten.
Kohlgerichte finden sich im September während der Dithmarscher Kohltage (18. bis 23. September 2018) auf vielen Speisekarten. Eine andere regionale Spezialität hat ihren großen Tag am 20. April. Am „Weltmehlbeuteltag“ servieren Restaurants den Serviettenkloß mit geräuchertem Schweinenacken und Kirschsoße.
Die enge Verzahnung von Nordsee, Küstenlinie und Hinterland bündelt sich im Slogan „Meer-Küst-Land“ der lokalen Touristiker. Der Übergang ist fließend, Schwimmen schwierig; selbst bei Flut müssen Badefreunde etliche hundert Meter weit in Richtung offene See laufen, bis ihnen das Wasser auch nur bis über die Knie reicht. Das Strandleben dagegen ist wunderbar entspannt und dank der vielen Strandkörbe auch bei starkem Wind angenehm. Wenn dann noch die Sonne scheint und der Blick weit über Wasser oder Watt und ganz viel Himmel streicht, ist der Alltag ganz weit weg.
Nützliche Netz-Adressen:
www.friedrichskoog.de
www.watterleben.de
nationalpark-wattenmeer.de
seehundstation-friedrichskoog.de