Ehejubiläum – Marianne und Franz Huthmacher heirateten vor 65 Jahren in St. Dionysius
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Ehejubiläum – Marianne und Franz Huthmacher heirateten vor 65 Jahren in St. Dionysius
Ein seltenes Ehejubliäum feierten Marianne und Franz Huthmacher. Die beiden Ur-Sindlinger heirateten vor 65 Jahren, am 19. April 1953, im Alter von 22 und 26 Jahren in der katholischen Kirche St. Dionysius.
Den Kirchturm hatten sie schon als junge Leute immer im Blick. Franz Huthmacher, letzter lebender Enkel des letzten Sindlinger Bürgermeisters Franz-Josef Huthmacher, ist ebenso katholisch wie seine Frau Marianne, geborene Fischer. „Es war uns immer sehr wichtig, dass wir das selbe Gebetbuch haben“, sagt sie.
Ihre Eltern betrieben eine Metzgerei in der Huthmacherstraße, die nach besagtem Bürgermeister benannt ist. Marianne Fischer besuchte die Frauenfachschule in Frankfurt. Dort lernte sie alles, was eine Hauswirtschaftsmeisterin wissen sollte. Zu ihrem großen Bedauern nahm ihr Vater sie nach der Währungsreform 1948 von der Schule. Die junge Frau sollte lieber zuhause mithelfen. „Das hat mich gefuchst“, sagt sie, aber an Widerspruch war nicht zu denken. Später allerdings, mit 50 Jahren, hat sie den Abschluss nachgeholt.
Das Leben in Sindlingen hatte aber auch seine Reize. Bei einer Fastnachtsfeier im katholischen Jugendheim lernte Marianne Fischer einen jungen Mann kennen: Franz Huthmacher. Der gelernte Schlosser war, kaum dass er mit 17 Jahren den Gesellenbrief erhalten hatte, als Soldat eingezogen worden. Mit 19 Jahren geriet er in russische Gefangenschaft. „Hunger und Elend – Das war keine schöne Jugendzeit“, sagt er und schaudert noch heute, wenn er daran zurückdenkt. 1948 kehrte er heim und lernte kurz darauf Marianne kennen.
Anfang 1949 sind sie zum ersten Mal zusammen spazieren gegangen. „Ich war 18. Da habe ich ihm gesagt: Ich bin noch zu jung, ich will noch keinen“, schmunzelt Marianne Huthmacher. Doch er ließ nicht locker, und Weihnachten 1951 verlobten sie sich. Am Hochzeitstag im April 1953 spazierte das Paar an der Spitze einer ganzen Prozession von Verwandten und Freunden vom Elternhaus aus durch die Huthmacherstraße zur Kirche. „Zum Glück war das Wetter gut“, sagt Marianne Huthmacher.
Viele schöne Jahre verbrachten die beiden miteinander. Franz machte seinen Meister und wechselte bald in die Farbwerke Hoechst AG. Nebenbei betrieb er eine eigene Werkstatt für Schmiedearbeiten, wovon manches Sindlinger Tor zeugt. Anfangs lebten die beiden in einem Zimmer im Elternhaus Fischer. Dort kam 1955 Sohn Hubert zur Welt und 1956 Tochter Gertrud. Im selben Jahr kaufte die junge Familie ein altes Bauernhaus nur wenige Schritte entfernt in der Zehnthofgasse, riss es ab und baute neu. 1961 wurde Sohn Berthold geboren.
Franz Huthmachers große Liebe gehört neben Frau und Kindern der Musik. Als Trompeter gründete er die Kolping-Blaskapelle und leitete sie 25 Jahre lang. Noch heute, im Alter von 92 Jahren, spielt er jeden Tag auf dem Instrument, häufig auch bei Beerdigungen wie jüngst bei der Beisetzung von Mädi Schmidt. „Ich muss allerdings dabei sitzen“, sagt er.
Auch Marianne Huthmacher muss mehr sitzen, als ihr lieb ist. „Mir fällt das Laufen schwer“, seufzt sie: „Alles geht so langsam“, das stört die stets rührige Hauswirtschafterin am meisten. Das gilt auch für ihr Hobby Handarbeiten. Ungezählte Paar Strümpfe und Kinderkleider hat sie im Lauf der Jahre angefertigt. Abnehmer finden sich in der eigenen Familie. Zu den drei Kindern kamen sieben Enkel und sechs Urenkel. Die meisten leben nicht in Sindlingen. „Wir haben Kontakt zu allen, aber wir sehen sie nur zwei-, dreimal im Jahr“, sagen Huthmachers. Die eiserne Hochzeit war ein schöner Anlass, wieder einmal alle zusammen zu sehen.
Mit ihren 88 und 92 Jahren sind Marianne und Franz Huthmacher noch immer ein glückliches Paar. Wie hält man es so lange miteinander aus? „Man muss immer an den Anfang denken, wo es so schön war“, schmunzelt Marianne Huthmacher. „Wir verstehen uns gut, und man muss auch mal nachgeben können“, sagt Franz Huthmacher: „Ich bin glücklich, dass ich eine Frau gefunden habe, mit der ich zu Frieden kam“.