Sisyphosarbeit im Dienst des Stadtteils
Sisyphosarbeit im Dienst des Stadtteils
Rolf Resenberger von FFMtipptopp bekämpft die schlimmsten Dreckecken
An der Haltestelle Westenberger Straße, Fahrtrichtung Höchst, herrschten häufig Zustände wie in einem Slum. Unzählige Zigarettenstummel, Papiertüten und -taschentücher, Plastikfetzen, Kaffeebecher, Getränkebehälter und was sich sonst noch denken lässt türmten sich unter den Bänken. Der Großteil des Mülls stammt aus dem Supermarkt und den Geschäften, die sich rundum in der Ortsmitte konzentrieren.
„Hier ist dringender Handlungsbedarf“, schrieb Albrecht Fribolin (CDU), Ortsbeirat und Vorsitzender des regionalen Präventionsrates, an alle, die es angeht: die Müllabfuhr, die Stadtreinigung, die Verkehrsbetriebe. Sein Hilferuf wurde erhört. Seit nunmehr fast acht Wochen räumt Rolf Resenberger vom Stadtteilservice FFMtipptopp den Dreck weg. Seither ist es merklich besser geworden.
Der meiste Müll liegt an Bahn- und Busstationen
Auch die Grünfläche vor dem Hotel Post hält der Mann in der gelben Warnweste sauber. Von Montag bis Freitag, täglich rund vier Stunden am Vormittag, läuft er die Sindlinger Straßen zwischen dem Friedhof und dem Aldi-Markt am Zeilsheimer Ortsrand ab, sowohl Durchgangs- als auch Nebenstraßen. Es ist eine Sisyphosarbeit. Kaum ist ein Platz geräumt, werfen die Nächsten wieder etwas hin. Nach vier Wochen Einsatz kennt Resenberger bereits die übelsten Stellen: die Bahnhöfe, an denen vor allem pfandfreie Getränkebehälter auf dem Boden landen, und eben die Haltestelle am Dalles.
„Unangenehm ist Hundekot. Den versuche ich mit Papier und dem Picker aufzuheben. Schlimm sind Glasscherben, denn die kann ich nicht in den Sack tun“, sagt Rolf Resenberger. Er sammelt sie dennoch und entsorgt sie im Mülleimer an der Haltestelle. Alles andere füllt er in einen speziell von der FES bereit gestellten und bedruckten Sack und stellt ihn unter den Eimer. Dort nimmt ihn die Müllabfuhr mit.
Der Einsatz wirkt sich positiv aus
„Eigentlich dürfen wir hier gar nicht reinigen, das ist Sache der Verkehrsgesellschaft Frankfurt“, sagt Mark Schnieders, Assistent der Geschäftsleitung der Servicegesellschaft für Frankfurt und Grüngürtel GmbH (SFG), zu der der Stadtteilservice FFMtipptopp gehört. Die SFG ging aus der früheren „Werkstatt Frankfurt“ hervor und hilft Langzeitarbeitslosen bei der Wiederaufnahme einer regulären Tätigkeit und Wiedereingliederung in ein selbstbestimmtes Leben. Nach der Berichterstattung über die verheerenden Zustände am zentralen Punkt Sindlingens entschied die Geschäftsleitung, einen engagierten und zuverlässigen Mitarbeiter zu schicken.
Seit Rolf Resenberger dreimal pro Woche jeweils eine halbe bis dreiviertel Stunde hier aufräumt, ist es merklich besser geworden. Zwar müllen Tippelbrüder, unerzogene Jugendliche und asoziale Erwachsene die Haltestelle und die benachbarte Grünfläche noch immer zu, aber der Dreck bleibt nicht so lange liegen und sammelt sich nicht mehr so stark an. Auch auf Sperr- und Sondermüll hat Resenberger ein Auge. Wenn er welchen findet, meldet er das weiter. Die Frankfurter Entsorgungs- und Service-GmbH (FES) kümmert sich dann darum.
Der Umgang mit dem Abfall macht dem 48-Jährigen nichts aus. „Ich stamme aus dem Allgäu, aus einem kleinen Ort. Dort habe ich auf der Gemeinde gearbeitet, ich war fürs Ortsbild zuständig“, sagt er: „Ich kenne die Arbeit. Das mache ich gerne, ich bin gerne draußen“.
Noch elf Monate im Einsatz
Sindlingen mit seinem dörflichen Charakter gefällt ihm gut. Er war zur Therapie in der Villa unter den Linden des Deutschen Ordens und lernte bei verschiedenen Praktika auch Sindlinger Betriebe kennen. „Ich fühle mich hier ein bisschen wie zuhause und sehr wohl“, sagt er. Dankbar ist er für die Unterstützung, die er in einer betreuten Wohnung und durch die pädagogische Fachkraft der SFG erhält. „Das ist gut, um wieder in einen Arbeitsalltag und einen geregelten Tagesablauf zu kommen“, sagt er. Noch elf Monate wird er den für die Allgemeinheit so wertvollen Dienst mit Greifzange und Mülltüte leisten. Doch schon jetzt sucht er nach einer Wohnung und einer Arbeitsstelle, um dann wieder für sich selbst sorgen zu können.
Hervorgegangen sind die Stadtteilreiniger aus dem Projekt „Ortsdiener“ der früheren Werkstatt Frankfurt, sagt Mark Schnieders. Schon damals war es Ziel, die Teilnehmer wieder ans Arbeitsleben zu gewöhnen. Insgesamt 66 Stellen gibt es für den Stadtteilservice, allerdings sind derzeit nur 50 besetzt. Schuld ist die späte Regierungsbildung in Berlin, die zur Folge hatte, dass Etatpläne verzögert, Geldmittel nicht freigegeben und Maßnahmen gestrichen wurden. Das wirkte sich über die Arbeitsämter und Jobcenter auch auf die SFG und den Stadtteilservice aus. hn