Serie Handel, Handwerk und Gewerbe: „Karins Petite Cuisine“
Serie Handel, Handwerk und Gewerbe
Hähnchen, Häppchen, Luftballons
Geheimtipp für Mittagstisch und Partyservice: „Karins Petite Cuisine“
Sindlingen hat seinen Einwohnern einiges an Geschäften und Dienstleistungen zu bieten. In einer Serie stellen wir die Mitgliedsbetriebe der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe vor. Heute: Karins Petite Cuisine
Pommes, Currywurst oder Hamburger – Damit fing es an. Heute spielt die klassische Imbissküche in „Karins Petite Cuisine“ aber nur noch eine Nebenrolle. Die Imbissstube an der Bahnstraße gilt vielmehr als Geheimtipp für gute, preiswerte Mittagsgerichte und exzellenten Party-Service.
Vor über 30 Jahren, am 21. Dezember 1983, eröffnete Karin Karpucelj die kleine Gaststätte. „Ich dachte mir, dass so etwas fehlt in Sindlingen“, sagte sie. Erfahrungen mit dem Imbissbetrieb hatte die gelernte Friseurin in Höchst gewonnen. Dort half sie Ende der 70-er Jahre im Hähnchengrill am Hertie aus.
Dabei schlug die gebürtige Sulzbacherin ursprünglich einen anderen Weg ein. Als Friseurin arbeitete sie im Hotel Frankfurter Hof, damals erstes Haus am Platz. 1962 heiratete sie Ossi Fritsch, der bei der Viktoria Fußball spielte. Die beiden zogen nach Sindlingen, lebten zeitweise in den USA und hatten zwei Töchter miteinander. Die Ehe wurde später geschieden, ebenso die zweite mit Janez Karpucelj, von dem ihr ein Sohn und der Nachname geblieben sind.
Karin Karpucelj wollte auf eigenen Füßen stehen. 1979 meldete sie einen Partyservice an. „Ich habe oft in der katholischen Kirche St Kilian gekocht, zu Veranstaltungen, Hochzeiten und so weiter“, sagt sie. Als Apotheker Alexander Krauß sein Reformhaus schloss, mietete sie die Räume, investierte in den Umbau und richtete das Stübchen mit Hilfe von Freunden gemütlich ein. „Anschließend schrieben alle Helfer einen Vorschlag für einen Namen auf einen Zettel, und dann haben wir gelost“, berichtet sie. „Futterecke“ oder „Würstchenbude“ blieben in der Lostrommel – gezogen wurde „Karins Petite Cuisine“ – Karins kleine Küche.
In den ersten Jahren ging ihr Lebensgefährte Harald Holzhauser zur Hand. Gemeinsam meisterten sie die langen Arbeitstage. Anfangs waren vor allem die klassischen Mitnahmegerichte gefragt. „Bis zehn Kilogramm Pommes am Tag habe ich damals verkauft“, erinnert sie sich. Der Betrieb lief gut, „abends war oft kaum noch ein Stehplatz frei“, erzählt sie. 1985 kaufte sie das ganze Haus. In den oberen Stockwerken richtete sie Zimmer für Monteure ein. Zusätzlich betrieb sie weiter den Partyservice.
„Stammkunden haben mich gebeten, doch auch mal Kartoffeln und Gemüse anzubieten“, sagt die Inhaberin. Daraus entwickelte sich der täglich wechselnde Mittagstisch. Nudeln, Schnitzel, Hähnchen, Eintopf oder Fisch – „Richtige Hausmannskost eben“, sagt die Köchin. Vor allem Alleinstehende schätzen den Service, holen sich täglich ihr Mittagessen, manchmal auch Frühstück: Kaffee oder Tee und belegte Brötchen gehören am Vormittag zum Angebot. Auch der Partyservice läuft weiterhin gut. Firmen, Vereine und Privatleute weit über Sindlingen hinaus lassen sich gerne von Karin Karpucelj beliefern. Beim Herrichten der Platten mit Häppchen, Kanapees, Fingerfood oder Salaten helfen häufig Kinder und Enkel. Sonst betreibt sie die „Petite Cuisine“ mittlerweile weitgehend allein.
Es ist lange nicht mehr so viel los wie vor 20, 30 Jahren. „Viele meiner älteren Kunden sind gestorben, Monteure achten heute noch mehr aufs Geld, und junge Leute kommen hier kaum rein“, sagt sie. Karin Karpucelj ist selbst Rentnerin, feierte Anfang Februar ihren 70. Geburtstag. Kurz überlegte sie aufzuhören. Ihre Stammgäste waren entsetzt. „Wo sollen wir denn hingehen?“, fragten sie. „Und ich mach’s ja auch gerne“, sagt die Geschäftsfrau mit den kurzen blonden Haaren.
Die Atmosphäre ist familiär, abends sitzen Wirtin und Kunden oft zusammen und würfeln. Der Betrieb war schon öfter als „Kult-Imbiss“ im Fernsehen zu sehen. Am Stadtteilsonntag gehört Karin Karpucelj mit ihren Nierenspießen sozusagen zum Inventar. Am Fastnachtssonntag sind alle Sindlinger eingeladen, beim Aufblasen von 500 Luftballons für die Deko zu helfen und gemeinsam zu feiern. Am Rosenmontag ist das dann bunt geschmückte Haus Dreh- und Angelpunkt, wenn im oberen Stockwerk der Moderator die Nummern des Kinderfastnachtszuges ankündigt. Dem Karnevalverein ist Karin Karpucelj besonders verbunden. Bis vor wenigen Jahren stand sie regelmäßig bei den Sitzungen in der Bütt. Heute zieht sie ruhigere Beschäftigungen vor: „Ich häkele, das entspannt mich“. Ein wenig mehr Zeit dafür gönnt sie sich seit Jahresbeginn. Montags schließt sie die „Petite Cuisine“ schon um 14 Uhr. Dienstags bis freitags ist wie gewohnt von 10 bis 19 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. hn