Leserbrief: Sindlingen braucht Baugebiete
Leserbrief
Sindlingen braucht Baugebiete
Mit einem Gemisch aus Freude und Erstaunen habe ich den Leserbrief von A. Schubert (Februar-Ausgabe Sindlinger Monatsblatt) zur Kenntnis genommen, in dem er sich deutlich gegen Neubaugebiete und für den Erhalt von Freiflächen ausspricht. Seine Überlegungen münden in der aufreizenden Fragestellung: „Wer hat im Jahr 2014 noch den Wunsch nach städtebaulicher Entwicklung in Form von neuen Baugebieten in Sindlingen?“ Nun, da will ich mich gerne positionieren: Ich hoffe auf neue Baugebiete und verspreche mir davon einen beträchtlichen Zugewinn für Sindlingen!
Sicherlich weist Herr Schubert einerseits auf belastende Rahmenbedingungen hin: Großflughafen, „opulenter Industriepark mit fortwährenden Expansionswünschen“, Verkehrsbelastungen, Versiegelung der Landschaft. Wohl wahr, das ist nicht zu vernachlässigen, auch wenn ich die Auswirkungen des Flughafens und des Industrieparks für Sindlingen (außer ärgerlichen Geruchsbelästigungen) wesentlich weniger störend empfinde als zum Beispiel in klassischen Zeiten des „Kokers“!
Nur, welchen Stellenwert wird unser Stadtteil ohne Neubaugebiete erhalten?
Die Statistik sagt, dass Sindlingen – gemessen an der Kaufkraft – der „ärmste“ Stadtteil im Frankfurter Westen ist. Das heißt in der Folge, dass von unserem Ort nur wenig attraktive Impulse ausgehen, um neue Bevölkerungsschichten anzuziehen. Die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort beschränken sich weitgehend auf die Versorgung mit Gütern des einfachen alltäglichen Verbrauchs. Ansprechende Wohnraumversorgung – bei aller Wertschätzung zahlreicher Modernisierungsaktivitäten von Sindlinger Hausbesitzern – stellt sich gerade in den nächsten Jahren als wichtiger lokaler Standortfaktor für den wachsenden Ballungsraum Rhein-Main neu dar.
Ich fürchte, dass viele Häuser gerade im alten Ortsbereich in ihrer Bausubstanz gefährdet sind. Nun gibt es meines Erachtens zwei Möglichkeiten: Sie werden entweder weiter „verwohnt“ und verfallen, weil Eigentümer/Investoren in den nötigen Renovierungen keine vernünftige/nachhaltige Investition sehen. „Wer will sich schon in Sindlingen niederlassen?“ Oder man investiert in eine positive Zukunft! (Erleben wir nicht derzeit ein solches „Leuchtturm-Projekt“ in der Weinbergstraße, wo ein renommierter Geschäftsmann Millionen investiert, um ein Anwesen derart umzugestalten, dass unser Stadtteil mit seiner verkehrsgünstigen Lage zum Flughafen entscheidend punkten kann?)
Hat ein Stadtteil aber zu wenig Attraktivität, so scheuen potenzielle Investoren, auch private, vor entsprechenden Ausgaben zurück. Und machen wir uns nichts vor, Sindlingen steht als Stadtteil in Konkurrenz zu städtebaulichen Entwicklungen sowohl im Frankfurter Raum als auch in der Main-Taunus-Region. Und in diesem Wettbewerb kann unser Stadtteil meines Erachtens nach nur bestehen, wenn er entsprechende Baugebiete (mit entsprechender Verbesserung der Rahmenbedingungen wie Schulen, Freizeitangebote und so weiter) ausweist. Sicherlich, damit ist die Frage nach der Art der Bebauung noch zu diskutieren. Eine äußerst wichtige Diskussion! Vom Zuzug neuer Familien wird der Stadtteil mit seiner Infrastruktur, mit seinem noch vielfältigen Vereinsangebot aber sicherlich profitieren. Deswegen plädiere ich grundsätzlich für die „Zukunftsvisionen unserer Politiker“: Sindlingen braucht neue Baugebiete!
Dieter Frank
Stadtbezirksvorsteher Sindlingen-Süd