Ausverkauf: Elke Erd schließt

Gewerbe

Ausverkauf: Elke Erd schließt

Die Vorsitzende gibt ihr Geschäft auf und scheidet aus der FHHG aus

Zwischenzeitlich hat es sich herumgesprochen: Elke Erd (53 Jahre) schließt ihren Schreibwarenladen in der Hugo-Kallenbach-Straße. Gleichzeitig gibt sie den Vorsitz in der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe (FHHG) ab.
Ihre Kunden bedauern das sehr. „Schreiben Sie, dass wir darüber sehr traurig sind“, sagt Heike Becht. „Ich bin immer froh, dass es noch solche Läden gibt“, sagt Marianne Hertler, hat aber Verständnis: „Natürlich muss es sich auch lohnen“. Genau das tut es aber nicht. „Wenn Sie nur noch für die Versicherungen und das Auto arbeiten, all die vielen Stunden, und am Ende nichts übrig bleibt, muss man aufhören“, seufzt Elke Erd. Auch wenn es schwer fällt. Denn mit der Eröffnung des Schreibwarenladens 2001 erfüllte sie sich einen Traum. „Ich fand schon als Kind Schreibwarenläden toll“, sagt sie.
Trotzdem ging sie zunächst einen anderen Weg. In Zeilsheim aufgewachsen, lernte sie nach der Schule Hauswirtschaftsleiterin. Sie arbeitete in verschiedenen Betrieben und zog 1981, nach der Heirat, zu ihrem Mann Michael nach Sindlingen. Nachdem 1988 Sohn Dennis geboren war, suchte sie eine Teilzeitarbeit in der Nähe. Sie fand sie im Kindergarten Arche, wo sie für die Kinder Frühstück und Mittagessen zubereitete. Als 2001 das Schreibwarengeschäft in der Ladenzeile Hugo-Kallenbach-Straße schloss, ergriff sie die Chance, sich selbständig zu machen. Sie mietete es und eröffnete am 28. April 2001 ihren eigenen Laden.
Anfangs florierte das Geschäft. Schüler kauften Hefte und Füller. Büromaterial, Bastelsachen und Zeitschriften gingen gut, Lotto-Annahme und der Service, Fotos über Nacht entwickeln zu lassen, brummten. Doch „als der Tengelmann schloss, war das der Anfang vom Ende“. Schon damals überlegte sie aufzugeben. Zwar sei die Miete, die der Bauverein als Besitzer des Komplexes verlangt, moderat. Aber die Einnahmen sanken kontinuierlich. Zunehmend wirkte sich die starke Stellung der Discounter aus. „Wenn Aldi zehn Geschenktüten für 1,99 Euro anbietet, können wir Kleinen da nicht mithalten“, sagt Elke Erd. Die Drogeriekette Müller richtete in ihrer Hattersheimer Filiale eine große Schreibwarenabteilung ein. Aufgrund des Siegeszugs der Digitalkameras lässt kaum noch jemand Filme entwickeln. Internet- und Versandhandel tun ein übriges, die kleinen, inhabergeführten Geschäfte zu verdrängen. „Es bleibt nichts mehr übrig“, sagt Elke Erd: „Nur mit Lotto und Zeitschriften geht es nicht“. Steigende Versicherungskosten und häufige Einbrüche machen die Sache auch nicht leichter. In Hattersheim und Okriftel haben schon Schreibwarenläden aufgegeben. In Höchst war gerade Ausverkauf und ab März wird auch Elke Erd die entsprechenden Schilder ins Fenster hängen. Einen Nachfolger hat sie trotz aller Bemühungen nicht gefunden.
Sie bedauert das sehr. „Es hat mir immer Spaß gemacht“, sagt sie. Jedes Jahr richtete Elke Erd zusammen mit den benachbarten Geschäften ein Sommerfest für die Kunden aus: „Sindlingen-Nord hat ja sonst nicht viel“. Außerdem engagierte sie sich seit Beginn ihrer Selbständigkeit im Gewerbeverein. Bald wurde sie Geschäftsführerin, 2011 Vorsitzende. Sie arbeitete unermüdlich daran, die Kollegen zum Mitmachen beim verkaufsoffenen Stadtteilsonntag, Weihnachtsmarkt und Ranzenbrunnenfest zu motivieren. „Das hat sich etabliert“, stellt sie zufrieden fest. Nun hofft sie, dass sich für den Vorsitz ein Nachfolger findet.
Von ihren Kunden verabschiedet sie sich am Samstag, 22. März, mit einer Party, einem vorweggenommenen Sommerfest. Am 29. März schließt sie das Geschäft für immer und macht sich auf die Suche nach einer neuen Arbeit. hn
Räumungsverkauf
Ab dem 5. März ist bei Elke Erd Räumungsverkauf. In ihrem Schreibwarenladen in der Hugo-Kallenbach-Straße gibt sie 50 Prozent Nachlass auf alle nicht preisgebundenen Artikel.

Nur noch bis Ende März betreibt Elke Erd ihren Schreibwarenladen in der Hugo-Kallenbach-Straße. Foto: Michael Sittig

Nur noch bis Ende März betreibt Elke Erd ihren Schreibwarenladen in der Hugo-Kallenbach-Straße. Foto: Michael Sittig