Frauenchor Germania: Frisch und voller Ambitionen
Frauenchor Germania
Frisch und voller Ambitionen
Herbstkonzert „Musica e Vino“: Der Funke springt über
Locker, beschwingt, ambitioniert: Aufbruchsstimmung vermittelte der Frauenchor Germania bei seinem Herbstkonzert „Musica e vino“. Weit über 200 Zuhörer drängten sich in der evangelischen Kirche, um den ersten großen öffentlichen Auftritt des Chors seit dem Dirigentenwechsel im Januar mitzuerleben
Die Germania-Sängerinnen selbst mussten zunächst draußen bleiben. „Wegen Überfüllung geschlossen“, witzelte ein Spätankömmling: Die evangelische Kirche war proppenvoll und die erste Runde gestalteten Gäste aus Saulheim. Der Chor „Incognito“ wird wie die Germaniafrauen von Michael H. Kuhn geleitet. Die 14 Auswahlsängerinnen mit den starken Stimmen unterstützen die Sindlingerinnen, denn „ alleine hätten wir das Konzert nicht stemmen können“, sagte Vorsitzende Traudlinde Peters.
Musica e Vino: Die Rheinhessinnen verbanden Musik und Wein in Form einer symbolischen Weinbergsfahrt. Der Traktor tuckert, die Rebstöcke leuchten in herbstlichen Farben und an der ersten Station wird ein Grauburgunder ausgeschenkt, sagt die Moderatorin: weich, zart und lieblich. Genauso klingen die beiden ersten Stücke. Sanft säuselt der Wind, samtig und tiefgründig schmeckt der Dornfelder, reich an Rhythmen, Stimmungen und Tonlagen das dazu passende Stück „Loch Lomond“. Durch die Abendsonne führt die Fahrt zum lieblich-blumigen Silvaner und schließlich zur Weinbergshütte, in der schon der Frauenchor Germania wartet.
Dessen Sängerinnen applaudierten den Gästen genauso begeistert wie die Zuschauer. Eine knappe Stunde des Herbstkonzerts „Musica e Vino“ haben die Saulheimerinnen gestaltet und eindrucksvoll demonstriert, was durch Talent und Übung aus Frauenstimmen heraus zu holen ist. Ein Ansporn für die Germania, die von ihrem neuen Chef mitunter ganz schön rangenommen wird. „Wir proben mit sehr viel Power und Spaß und merken in jeder Probe, dass wir noch sehr viel lernen müssen“, sagte Traudlinde Peters: „Auch wenn der Chor manchmal atemlos seinem Tempo hinterher hecheln muss: Wir nehmen das Hecheln als Atemübung und freuen uns auf die Herausforderungen der kommenden Jahre“.
Dabei haben die Frauen gewiss keinen Grund, ihre Leistung kleinzureden. Mit zehn Stücken spannten sie einen Bogen von getragenen Kirchenliedern zu Musicals und Volksliedern, von ihrer Vergangenheit, die von Dirigentin Brigitte Schlaud geprägt war, über ihre neue Ausrichtung unter Michael H. Kuhn bis hin zur Verbindung von beidem. So eröffneten sie ihren Teil des Konzerts auf ihren Wunsch hin mit dem „Abendlied“ von Joseph Rheinberger. Beim letzten Konzert mit Brigitte Schlaud im vergangenen Jahr hatten sie es ebenfalls vorgetragen. „Lascia, ch’io pianga“ (aus Händels Oper Rinaldo). Was „Incognito“ vorher im Kleinen zeigte, demonstrierten die über 50 Germania-Frauen nun im Großen. Wenn so viele Sängerinnen die Töne anschwellen lassen bis zum Forte, füllt sich das Kirchenschiff mit Klang. Ebenso wenn sie, „Dank sei dir, Herr“ (ebenfalls Händel), nach der Einleitung durch die Sopranistinnen Astrid Christ, Martina Lehner-Kuhn und Regina Schwab alle Inbrunst in den Segenswunsch legen.
Aber sie können auch anders. Anrührend die „Boote in der Nacht“, ein Stück aus dem Musical Elisabeth, wehmütig und nicht weniger innig das lettische Lied „Wo nur warst Du, Balelini“. Rund, harmonisch und voller Fülle (die Saulheimerinnen hätten es vielleicht dem Dornfelder zugeordnet) „The heart will dance“. „Nun folgt das erste Stück, das wir gemeinsam gelernt haben“, kündigte Kuhn ein Spiritual an: „Ev’ry time I feel the spirit“. Sportlich auch das südamerikanische Volkslied „Un poquito cantas“. Frisch und fröhlich klingt das, die Sängerinnen wippen leicht im Takt, strahlen, sie spüren: Der Funke springt über. Das gilt auch für das letzte Stück, ein Erbe aus dem früheren Repertoire, neu aufbereitet (was der Chor zunächst verwirrend fand, sagte der Dirigent): „African Alleluia“.
Vier Sängerinnen von „Incognito“ singen bereits fest bei der Germania mit. Für die Zugabe kommen auch die übrigen nach vorn, und alle zusammen singen noch einmal „The heart will dance“. Das Herz tanzt und spiegelt die Stimmung des Abends. „Wir danken Ihnen, dem Publikum, für die spürbare Sympathie, die sie uns entgegenbringen. Das spornt uns immer wieder an“, dankte Traudlinde Peters den Zuhörern. Die folgten gerne der Einladung zum „Vino“ im Gemeindehaus. Bei Wein aus Rheinhessen und passenden Häppchen saßen Sängerinnen und Besucher noch lange zusammen. hn