Ranzenbrunnenfest – Vereine zeigen was sie können

Ranzenbrunnenfest

Vereine zeigen, was sie können

Infos, Vorführungen, Spiele und sogar wieder eine Tombola

Von Heide Noll

Trikotwechsel: Mitglieder des Gesangvereins Germania zogen nach ihrer Schicht am Getränkestand das blaue-Germania-Polohemd aus und das violette des Familienkreises über. Dann begann die zweite Arbeitszeit am Grill oder am Ausschank der katholischen Gruppe. Und umgekehrt. „Wir haben recht viele Mitglieder, die in beiden Gemeinschaften aktiv sind“, sagt Jürgen Peters. Und deshalb packten sie beim Ranzenbrunnenfest auch an beiden Ständen mit an.
Am ersten Samstag im September herrschte den ganzen Tag über in der Huthmacherstraße und auf den Mainwiesen Betrieb. Dennoch fiel die Bilanz am Ende gemischt aus. Trotz besten Wetters blieben die Umsätze dem Vernehmen nach nur mittelmäßig.
Am Wetter lag es nicht, es war angenehm. An 24 Ständen bewirteten, unterhielten und informierten Vereine und Einrichtungen die Besucher. Mancher Abgang war zu verkraften. Die Kolpingfamilie, bis vor zwei Jahren mit ihrer überaus beliebten Tombola ein Publikumsmagnet, hat aufgehört. Die Mitglieder sind einfach zu alt. In die Bresche sprang diesmal der Elternverein der Meister-Schule. Lehrerin Barbara Frank von der Schulgarten-AG organisierte mit Hilfe der Eltern eine Tombola. Dritt- und Viertklässler verkauften die Lose, der Erlös soll in den Schulgarten gesteckt werden. Der besteht seit einem Jahr und trägt schon Früchte. „Diesmal haben wir Zierkürbisse und Kartoffeln aus eigenem Anbau dabei, nächstes Jahr hoffentlich noch viel mehr“, sagt Barbara Frank.
Bei den Kleingärtnern genossen die Gäste Waffeln und die beliebten Bratenbrötchen. „Wir wollen zeigen, dass es uns gibt“, sagt Halina Richmann; auch wenn die Kleingärtner sonst eher unter sich bleiben, verstehen sie sich als Mitglied der Vereinsfamilie. Ins Auge fiel schräg gegenüber der rote Stand von SPD und Arbeiterwohlfahrt. Inhaltliche und personelle Nähe führten dazu, dass sich beide diesmal zusammen taten. Kaffee, Kuchen, Cocktails und der erste Federweiße verführten zum Bleiben, gesprochen wurde aber eher über allgemeine Dinge als über Politik. „Das ist heute keine politische Veranstaltung. Wir wollen zeigen, dass wir vorhanden sind, die Leute sollen sich wohlfühlen“, sagt Patrick Hübner, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.
Präsenz zeigten auch das Kinder- und Jugendhaus und der Jugendclub Sindlingen-Süd. Wassermelonenbowle, Milch-Shakes und mit Schokolade überzogenes Obst fanden viele Abnehmer und Jugendclub-Leiter Michael Stöckel Gelegenheit, auf Angebote wie Capoeira und den neuen Mädchen-Treff aufmerksam zu machen. Außerdem macht der Jugendclub demnächst bei einem Hit-Kochduell der Hertie-Stiftung mit: Fünf Jugendclubs treten dabei gegeneinander an und ermitteln denjenigen, der am besten kocht.
Am Stand von Kinder- und Jugendhaus und Abenteuerspielplatz durften alle, die wollten, originelle Spiele ausprobieren. „Der Einsatz hat sich gelohnt“, fasste Mathias Schlossarek zusammen, „wir haben mal wieder in Sindlingen-Süd Präsenz gezeigt, und viele unserer Stammgäste sind hier vorbeigekommen und haben Hallo gesagt“. So konnte er auch gleich darauf hinweisen, dass in es in der ersten Woche der Herbstferien Ferienspiele für Kinder ab sechs Jahren auf dem Abtenteuerspielplatz gibt.
Der Heimat- und Geschichtsverein stellte den Stadtteilkalender 2013 vor. Der Förderkreis für Einrichtungen der katholischen Gemeinde in Sindlingen suchte „Freunde der Orgel“. „Sie spielt noch, aber sie stammt aus dem Jahr 1937 und müsste dringend renoviert werden“, erklärte Gisela Krauter-Thomas. Das Quartiersmanagement verteilte den neuen Stadtteilführer, der Regionalrat informierte über seine Arbeit. Am Stand des Turnvereins zeigten die Trampolinturner, was sie drauf haben. Der Karnevalverein bot nicht nur ein umfangreiches Angebot an Speisen und Getränken, die Garde „Firestars“ baute auch ihre beliebte Wurfbude auf. Am Glücksrad drehen konnten die Besucher am Stand der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe. Der Fußballclub Viktoria musste diesmal zusammenrücken. Der Hof, in dem Gäste früher Platz nehmen durften, stand nicht mehr zur Verfügung. ¬
Die Freiwillige Feuerwehr baute ihren Stand an gewohnter Stelle mit gemischten Gefühlen auf. Nachdem die Polizei einen aus ihren Reihen als mutmaßlichen Brandstifter verhaftet hatte, fürchteten die Brandschützer, von Opfern des Serientäters beschimpft zu werden oder sich doch zumindest rechtfertigen zu müssen. „Man merkt nichts, keiner spricht uns darauf an“, stellte Einsatzleiter Sascha Fölsing erleichtert fest: „Ich glaube, dass die Leute verstanden haben, dass das nichts mit uns zu tun hat“.
Wie üblich klang das Ranzenbrunnenfest offiziell mit einem großen Feuerwerk aus. Wer danach noch nicht nach Hause gehen wollte, fand sich im Hof der „Rosettis“ ein. Die Motorradfreunde sind jedes Jahr Sammelpunkt der Nachtschwärmer, die bei Musik, Chili und kalten Getränken das Ende des größten Sindlinger Fests noch ein wenig hinauszögern.

Das Programm

Für Unterhaltung während des Ranzenbrunnenfests sorgten Männer- und Frauenchor der Germania mit Gesangsvorträgen. Die Purzeltruppe des ersten Sindlinger Karnevalvereins zeigte ihren Pinguin-Tanz. Am Abend spielte die Bigband St. Mauritius aus Goldstein Swing auf dem Kirchvorplatz, auf halbem Weg von da zum Ranzenbrunnen unterhielten Michael Gerster und Friends die Gäste musikalisch.

Ehrengäste:

Oberbürgermeister Peter Feldmann, Stadtrat Markus Frank, Schirmherr Jörg Geywitz, die Stadtverordneten Sieghard Pawlik, Roger Podstatny, Gregor Amann, die Ortsbeiräte Albrecht Fribolin, Claus Lünzer, Petra Scharf, Hubert Schmitt, Bernd Bauschmann (zugleich Vereinsringsvorsitzender Zeilsheim), Helmut Grohmann (Vereinsringsvorsitzender Nied), Ortsgerichtsvorsteher Rolf Wüst, die Sindlinger Stadtbezirksvorsteher Michael Konstantinou und Dieter Frank, Sozialbezirksvorsteherin Gisela Lünzer, Schiedsmann Michael Streubel, Kinderbeauftragte Claudia Ilg. hn

Ranzenbrunnenauszeichnung

Ehrung für großes Engagement

Eröffnet wurde das Ranzenbrunnenfest wie üblich am Brunnen, der ihm den Namen gibt. Franz Ilg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov), und sein Vertreter Michael Konstantiou begrüßten die Gäste und Ehrengäste. Außerdem bedankte sich Ilg bei Markus Werner, der die obligatorischen Schilder gestellt hatte, Rotkreuz-Bereitschaftsleiterin Mary Berk, die mir ihren Helfern den Sanitätsdienst leistete, und der Freiwilligen Feuerwehr, die die Brandwache stellte.
Die Arge Sov ehrte zudem zwei besonders engagierte Bürger mit der Ranzenbrunnenauszeichnung. Gisela Lünzer (65) ist seit 31 Jahren in der sozialen Betreuung tätig, erst als Sozialpflegerin, seit 1990 als Sozialbezirksvorsteherin. „Ich bin Bindeglied zwischen Bürgern, Verwaltung und sozialen Einrichtungen“, schilderte sie ihre Aufgabe, die sie mit großem Engagement und viel Fingerspitzengefühl meistert. Ausdrücklich dankte sie den neun Sozialpflegerinnen, die ihr dabei helfen.
Hans Brunnhöfer (69) engagiert sei seit 1960 im Turnverein Sindlingen. Er begann als Handballer, übernahm in der Abteilung mehrere Jahre die Kasse und war als Schiedsrichter aktiv. Von 1969 bis 1990 fungierte er als Abteilungsleiter, von 1990 bis 2002 als Vorsitzender des Gesamtvereins und seither als zweiter Vorsitzender. Er ist seit über 30 Jahren Mitglied des Kreisspielausschusses des Handballkreises Main-Taunus und Klassenleiter im Bezirk Wiesbaden, erhielt für sein Engagement die silberne Ehrennadel des Hessischen Handballverbands und den Ehrenbrief des Landes Hessen. Der Doktor der Botanik, Zoologie und Biochemie und langjährige Honorarprofessor der Fachhochschule Gießen-Friedberg engagierte sich zudem in verschiedenen Verbänden und Vereinen spwie im Lions-Club Hattersheim-Kriftel. Er gehört zu den Vätern der neuen, vereinseigenen Turnhalle des TV Sindlingen. hn

Turner, Schwimmer und Reiter beleben die Mainwiesen

Am Mainufer war beim diesjährigen Ranzenbrunnenfest viel los. Der Turnverein hatte dort den Zieleinlauf für den Main-Walking-Day aufgebaut und bot bis zum Abend Programm. Kostproben ihres Könnens gaben Judoka, Tischtennisspieler und Volleyballer. Die Zumba-Gruppe führte ihre rhythmische Tanz-Gymnastik nicht nur vor, sondern forderte auch alle Interessierten auf mitzumachen. Für Jugendliche gab es abends eine Disco. Der erste Sindlinger Schwimmclub machte Kindern mit Rollenrutsche, Kinderschminken und Känguruh-Boxen große Freude – und auch mit Pommes Frites. Erwachsene ließen sich gerne auf einen Schoppen oder etwas Deftiges vom Grill nieder. Großartig Reklame für seine Angebote machte der Schwimmclub aber nicht. „Wir haben leider einen Aufnahmestopp“, bedauert Ursula Trompeter: „Wir haben einfach nicht genügend Bahnen, um weitere Schwimmer aufnehmen zu können“. Auch für die Schwimmkurse gibt es eine Warteliste. Nähere Infos, auch zu Wasserball und Wassergymnastik, finden sich unter www.essc01.de im Internet.
Beliebt wie eh und je war das Ponyreiten des Reitervereins. Die jungen Pferdefreundinnen demonstrierten das Voltigieren. Als Schlümpfe verkleidet, turnten Mädchen zwischen fünf und acht Jahren auf dem großen Pony „Vagabund“, das die Trainerinnen Katharina Nix und Svenja Stenzel an der Leine im Kreis gehen ließen. hn