Kaffee mit Nachhall
Kaffee mit Nachhall
Buchstütze Senioren erhalten Literaturtipps am Nachmittag
Ein Tässchen Kaffee, ein Keks und viel Anregung: Das genossen die Besucherinnen des ersten Büchernachmittags für Senioren, zu dem der Förderverein Buchstütze der Stadtteilbücherei eingeladen hatte.
Dessen Vorsitzender Mario Gesiarz und Büchereileiterin Annette Moschner gaben im Seniorentreff in der Edenkobener Straße Auszüge aus vier Büchern wieder. Das geschah ganz zwanglos und in angenehmer Gesprächsatmosphäre. Zunächst stellte Mario Gesiarz den Förderverein vor, dessen 32 Mitglieder in den vier Jahren seit der Gründung schon 6000 Euro an Spenden für den Etat der Sindlinger Bücherei zusammen getragen haben. „Vor allem bei Bücherflohmärkten während der Stadtteilfeste in Sindlingen und Zeilsheim kommt viel zusammen“, sagte er. Der Stoff dürfte auch so bald nicht ausgehen, „wir haben noch wahnsinnig viele Bücher“, erklärte Gesiarz. „Schade, ich hatte gehofft, noch etwas loszuwerden, darunter Konsalik“, sagte eine Besucherin. „Konsalik? Tonne“; antwortete Mario Gesiarz: Dieser Autor ist zur Zeit gar nicht gefragt.
Die Buchstütze betreut auch den Bücherschrank am Richard-Weidlich-Platz und organisiert Lesungen. Ihre erfolgreichste Veranstaltung ist das Bücher-Essen, das im November schon zum 19. Mal stattfand. „Dabei habe ich öfter einmal die Klage gehört, dass es Leuten abends zu spät und zu dunkel ist, um zu so einer Veranstaltung zu kommen. Deshalb bieten wir nun dieses Literaturcafé am Nachmittag an“, sagte Gesiarz.
Annette Moschner unterstützte das gerne. Sie wies darauf hin, dass die Stadtteilbücherei zwar ihren Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit sieht, aber eben nicht nur: „Wir bieten auch viel für Erwachsene an“, versicherte sie: „Das ist eine wahre Fundgrube.“ Zumal neben den gebundenen auch Hörbücher, Zeitungen und Zeitschriften und DVDs mit Filmen und Musik zum Bestand gehören. „Und das Beste: Was wir nicht haben, können wir bestellen“, sagte sie. Eine Besucherin nickte zustimmend. Sie leiht regelmäßig Bücher aus. „Ich habe schon immer viel gelesen. Hier in Sindlingen schätze ich die Nähe und die ruhige Atmosphäre“, sagte sie.
Den meisten Leserinnen im Literaturcafé und auch Mario Gesiarz ist dabei das Gefühl, ein Buch in der Hand zu haben, wichtig. „Vielleicht ist das eine Generationensache“, vermuteten sie, denn die Onleihe boomt, erklärte Annette Moschner. Das ist die Möglichkeit, Bücher elektronisch auszuleihen. Dafür müssen Lesefreunde noch nicht mal aus dem Haus gehen. Die Bücher werden auf ein Handy, einen Computer oder ein elektronisches Lesegerät, einen so genannten E-Book-Reader, heruntergeladen und verschwinden nach Ablauf der Leihfrist von selbst wieder.
Fürs Vorlesen jedoch hatten sowohl Annette Moschner als auch Mario Gesiarz solide, gebundene Literatur mitgebracht. Die Büchereileiterin stellte „Tage mit Echo“ von Peter Härtling vor. Darin finden sich viele Verbindungen und Berührungspunkte zum Leser. Eine davon ist der Titel. „Bücher haben in der Regel einen Nachhall im Kopf“, sagte Annette Moschner.
Mario Gesiarz präsentierte anschließend „Die Hauptstadt“ von Robert Menasse. In dem Roman des diesjährigen Buchpreisträgers der Frankfurter Buchmesse geht es um die EU-Bürokratie in Brüssel. „Im Grunde ist es ein Plädoyer für ein Europa der Regionen. Ein Buch für EU-Kritiker und solche, die es werden wollen“, sagte er. Mit „Im Wald“ von Nele Neuhaus und „Ostfriesenschwur“ von Klaus-Peter Wolf hatte er außerdem noch zwei Krimis im Gepäck. hn