Gaudi auf der närrischen Alm

Gaudi auf der närrischen Alm

Sindlinger Karnevalverein Prunksitzung diesmal sogar mit Protokoll

Lächelnd, leichtfüßig, wie schwerelos wirbelte Solistin Jana Schröder über die Bühne. Seit fünf Jahren können die Fastnachter dem Tanzmariechen des Ersten Sindlinger Karnevalvereins beim Wachsen zusehen, körperlich wie tänzerisch. Der kräftige Beifall am Ende ihres Solos galt ihr wie Trainerin Bianca Seelmann.

Tanzmariechen Jana Schröder

Tanzmariechen Jana Schröder

Schon für Janas Auftritt bei der Prunksitzung des Ersten Sindlinger Karnevalvereins hätte die Bühne im ehemaligen Bürgerhaus nicht kleiner sein dürfen. Das galt erst recht beim gemeinsamen Marsch von Tanzkäfern und Giants. „Beide Gruppen sind zur Zeit im Umbruch“, sagte Sitzungspräsident Peter Thalau, der gewohnt souverän durchs Programm führte. Damit trotzdem alle auftreten können, übten die Trainerinnen Saskia Eichhorn und Andrea Schröder mit den Sieben- bis Zehnjährigen und Zehn- bis Fünfzehnjährigen einen gemeinsamen Marsch ein. „Es war nicht ganz einfach, die beiden Gruppen, die tänzerisch auf unterschiedlichem Niveau sind, zusammen zu bringen“, erläuterte Andrea Schröder. Doch das Experiment ist gelungen, das Ergebnis sehenswert.

Die Tanzkäfer verbreiten Hüttengaudi

Die Tanzkäfer verbreiten Hüttengaudi

Das galt auch für die folgenden Schautänze. Die „Purzel“ (vier bis sieben Jahre) drehten in Dirndln ihre Runden, die Tanzkäfer übermittelten bei ihrer „Hüttengaudi“ in kurzen Lederhosen viel Freude und Fröhlichkeit. Beide nahmen damit das Motto der Prunksitzung „Auf der Alm“ auf. Die Giants dagegen bewiesen mit ihrem Schautanz „Ausbruch aus dem Gefängnis“, dass sie würdige Nachfolgerinnen der großen Garde „Firestars“ sind, die stets ausgefallene und aufwändige Schautänze vorführte. Die Firestars selbst gingen diesmal neue Wege und Schritte mit einem Tanz zu Musik von DJ Bobo.

Die Giants

Die Giants

und die Firestars

und die Firestars

Welch ein Kontrast zum Männerballett. Die Truppe brachte einen Maibaum als Mittelpunkt ihres Ringelreihens in Dirndln und Lederhosen mit. Da einige der Herren recht kräftig gebaut sind und sich auch noch mit reichlich Füllmaterial und Perücken in dralle Blondinen verwandelten, wirkte das weniger elegant als vielmehr äußerst lustig.

Die "Schoppedales"

Die „Schoppedales“

Die Lachmuskeln strapazierten die Gast-Büttenredner Hänschen Preissl („Ein Franzose in Frankfurt“), Klaus Jürgen Eisenbach („Ein Hausmann“) und vor allem Tobias Huhn vom Krifteler Karneval Klub („Ein werdender Vater“). Mit Roswitha Adler, Sitzungspräsidentin der Sindlinger Weiberfastnacht, hat der SKV aber auch ein Büttentalent in den eigenen Reihen. „Es geht immer ein bisschen gegen die Männer“, zwinkerte sie als „Ein Callgirl“.

Guter Ton für Rose Adler

Guter Ton für Rose Adler

Eher im Halse stecken blieb das Lachen manchem bei einem seltenen Beitrag. Seit vielen Jahren fehlt dem SKV ein Protokoller. Nun jedoch hat sich in Sindlingen so viel getan, dass Vorstandsvorsitzender Michael Streubel in die Bütt stieg: „Sowas gibt immer mei`m Herz en Stich, denn früher gab es sowas nicht!“ lautete sein Credo. Sei es die Radwegeführung am Ortsmittelpunkt Dalles, der Schulverkehr durch Wohngebiete, das geplante Baugebiet im Feld zwischen den S-Bahn-Gleisen, der Gestank aus dem Industriepark, Überfälle oder der Kauf des Bunkers, den keiner will: „Es war meist Mist, was hier bei uns geschehen ist“, fasste Streubel zusammen. Das galt natürlich auch für die Absage des SKV-Kinderfastnachtszugs am Rosenmontag. „Man sollte meinen, dass sich hier Kulturen einen“, reimte er, doch das Gegenteil sei der Fall gewesen.

Der Protokoller Michael Streubel

Der Protokoller Michael Streubel

Als dann auch noch die Stadt den Zuschuss halbierte, gefühlt 100 Seiten Anträge auszufüllen waren und sich nur vier Teilnehmer anmeldeten, entschied der Vorstand: „Schweren Herzens kam schließlich `raus: Der Kinnerumzug, der fällt aus.“ Doch zumindest im Saal lebt die Sindlinger Fastnacht. Anteil daran hatten auch die Zigeunergruppe der KG Hofheim und das Brass und Drum Corps Kriftel. Die Hofheimer „Zigeuner“ sind seit Jahren als „Anheizer“ Garanten für gute Laune. Die Krifteler, erstmals dabei, erwiesen sich als Glücksgriff. Schwungvoll und mitreißend brachte das Ensemble die Zuschauer nach der Pause rasch wieder in Stimmung.

Im zweiten Teil besuchten auch Gäste aus Frankfurt die Sindlinger Narren. Erst grüßte Oberbürgermeister Peter Feldmann, dann das Frankfurter Prinzenpaar Mathias I. und Conny I. hn

OB Feldmann

OB Feldmann

das Frankfurter Prinzenpaar Mathias I. und Conny I.

das Frankfurter Prinzenpaar Mathias I. und Conny I.