Ebbelwoikönig: Hattersheim gewinnt
Ebbelwoikönig
Hattersheim gewinnt
Keltergemeinschaft Ha-Si erringt die Krone
„Lass de Äppler laufe, den gibt’s so net zu kaufe“ – wie wahr. Passend zur Wahl des Sindlinger Ebbelwoikönigs hatten die „Hells Bembels“ apfelweintaugliche Texte verfasst. „Ebbelwoi, uuh-uh, Ebbelwoi“ (zur Melodie von „Summerwine“): Peter Teske, Matthias Löllmann, Wolfgang Gerhards und Andreas Siebert, bei anderen Gelegenheiten als „Bierland-Schrummler“ bekannt, sangen diesmal Loblieder auf den Apfelwein. Sie gaben damit der Jury Gelegenheit, die Stimmzettel auszuzählen. Das Ergebnis „ist eine kleine Sensation: Hattersheim gewinnt“, rief Wolfgang Schuhmann, Organisator der Kirchweih, in den Saal des katholischen Gemeindezentrums St. Dionysius.
Dort fand, wie in jedem Jahr, die Wahl des Apfelweinkönigs statt. 14 Kelterer und Keltergemeinschaften lieferten ihr „Stöffche“ bei Jürgen Peters ab, der das Ereignis organisierte. Eine Jury loste den Namen Zahlen zu und füllte die Flüssigkeiten in große, nummerierte Bembel. Die stellten sie auf einen langen Tisch, und dann begannen knapp 100 Leute mit dem Probieren.
Zuvor hatten Christen aus Sindlingen, Zeilsheim und Hattersheim mit einem Festgottesdienst den Weihetag der katholischen Kirche St. Dionysius gefeiert. Anschließend verschafften sie sich im Saal des Gemeindehauses eine solide Basis für die Verkostung. Helfer servierten Rippchen, Würstchen, Sauerkraut, Schmalzbrot und Brezeln.
Gegen 21 Uhr räumten sie die Teller ab. „Jetzt wird’s ernst“, kündigte Wolfgang Schuhmann an und bedankte sich bei den Helfern, denn „hinterher geht das unter“, weiß er aus Erfahrung. Jürgen Peters erklärte den Ablauf und stellte die Titelaspiranten mit kleinen Versen und großen Fotos vor. „Möge das beste Stöffche gewinne!“, wünschte er anschließend.
Alleinunterhalter Lothar Kleber spielte „Frau Rauscher“, und das Publikum beklatschte den Einzug der Bembel. Nicht zu viel auf einmal trinken, gab Schuhmann dem Wahlvolk noch mit auf den Weg. Die Kräfte müssen für 14 Proben reichen. Gewertet wurden nämlich nur die Stimmzettel, auf denen alle Bembel eine Note von Eins („Es goldisch Stöffche schlechthin“) bis Sechs („Den reservier ich fer mein liebste Feind“) bekommen haben.
Also fröhlich eingeschenkt! Blassgelb oder golden, klar oder trüb schwappten die Selbstgekelterten in den Gläsern. Manche hatten ein kräftiges Bukett, blieben im Gaumen aber dahinter zurück. Andere überzeugten mit fruchtigem Geschmack, wieder andere mit herzhaftem Abgang. Am Apfelwein Nummer Fünf schieden sich die Geister: Den einen war er im Nachgeschmack zu bitter, die anderen mochten genau das. Überhaupt zeigte sich beim Blick auf die Wertungsbögen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. Wo der eine „die silbrisch Nadel fer diesen Supersaft“ (Note 2) vergeben wollte, winkte der nächste ab: „Mer kann en trinke – es gibt schlimmern Sache“ (Note 4) oder gar „Der iss fer die buckelisch Verwandtschaft gut genuch“ (Note 5).
Zwischen zwei Schlucken blieb auch genügend Zeit fürs Fachsimpeln. Erfahrene Kelterer wie Hans-Josef Riegelbeck oder Hasso Hör schwören etwa auf „Trierische Äpfel“, andere schwärmen von der Hanglage Hofheimer Südseite. Auch die Lagerung ist wichtig. „Dunkel muss es sein. Ebbelwoi ist empfindlicher als Wein“, sagt Hör. Er ist übrigens einer der wenigen, der seine Äpfel nicht bei Markus Werner pressen lässt. „Fischbacher Äpfel, in Sulzbach gekeltert“, sagt der Sindlinger, waren die Grundlage seines Wettbewerbsbeitrags, mit dem er immerhin auf Rang Drei kam.
Wie sollte ein „Königswein“ beschaffen sein? „Fruchtig, nicht zu sauer. Es muss eine abgerundete Sache sein“, findet Stefan Daube, zusammen mit Jörg Peters bis dato amtierender Apfelweinkönig. „Nicht zu süß“, meint Hans Josef Riegelbeck, im Lauf der Jahre selbst dreimal Majestät. Den eigenen Apfelwein zu erkennen, ist übrigens auch für versierte Verkoster ein Ding der Unmöglichkeit. Bestes Beispiel: Peter Sittig. „Ich glaub es nicht – ich hab meinem eigenen Apfelwein eine Fünf gegeben“, stöhnte er bei der Siegerehrung, bei der den Nummern die Namen zugeordnet wurden. Er war zum ersten Mal dabei und landet auf Rang Sechs.
Insgesamt wurden 81 Stimmzettel gewertet. Die Vorjahreskönige Stefan Daube und Jörg Peters belegten den zweiten Platz. Die Siegeskronen drückt „Frau Rauscher“ alias Ute Wäger auf die Köpfe von Susanne Bohne, Wolfgang Gerhards, Norbert Schissl und Hans-Dieter Schäfer. Ihre Keltergemeinschaft „Ha-Si“ besteht aus drei Hattersheimern und einem Sindlinger, ihr Apfelwein aus Krifteler Äpfeln. „Wie Phönix aus der Asche“, ulkte Hans-DieterSchäfer: „Vergangenes Jahr waren wir Vorletzter“. Mit der Titelverteidigung 2013 sah es zunächst schlecht aus. „Dieses Jahr haben wir nur Apfelsaft hergestellt!“, sagt Schäfer. Nach dem Sieg besorgten sich die Freunde zwischenzeitlich aber noch ein paar Äpfel, damit sie auch 2013 wieder zum „Ebbelwoikönig“ antreten können. hn
Die Ergebnisse:
1. Keltergemeinschaft Ha-Si alias Susanne Bohne, Wolfgang Gerhards, Hans-Dieter Schäfer und Norbert Schissl
2. Stefan Daube und Jörg Peters
3. Hasso Hör
4. Markus Krämer und Wolfgang Scheh
5. Gärfreunde alias Gernot Carda, Gerald Kölbl und Martin Bertelmann
6. Peter Sittig
7. Wolfgang Beimel
8. Jochen Dollase
9. Mathias Pauli
10. Jürgen Peters
11. Markus Werner
12. Alexander Müller
13. Hans-Josef „Jupp“ Riegelbeck
14. Harald Fischer