Sindlinger Monatsblatt Februar 2014
Sindlinger Monatsblatt Februar 2014
Die Ausgabe Februar 2014 des Sindlinger Monatsblatt steht hier zum Download bereit:
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Alfons Gerling
Der „Löwe von Zeilsheim“ zieht sich zurück
Abschiedsempfang in der Stadthalle
Hoffentlich gibt das keinen Tennis-Arm! Mehr als 500 Hände schüttelte Alfons Gerling bei seinem Abschiedsempfang in der Stadthalle Zeilsheim. Jeden im Saal kannte er persönlich, für jeden hatte er ein freundliches Wort. Er vermittelt den Menschen, dass er sie schätzt und ernst nimmt und es ehrlich meint. Im Gegenzug schätzen sie ihn und vertrauen ihm. Und so bedauern es viele, dass sich der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete mit seinen 69 Jahren nun aus dem aktiven politischen Dienst zurückgezogen hat.
Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Landtag gab er einen Abschiedsempfang in der Stadthalle Zeilsheim – in „seiner“ Stadthalle, der „Alfons-Gerling-Stadthalle“, wie die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth sagte. Dass sie gebaut wurde, ist maßgeblich sein Verdienst. Petra Roth ist wie Gerling Jahrgang 1944 und ging ab 1977 einen großen Teil des politischen Wegs gemeinsam mit ihm. „So altert man durch in der Politik, vom kämpferischen Jung-Politiker zur Senioren-Union“, scherzte sie. Vor allem hob sie die Einführung des „Frankfurter Modells“ in der Drogenpolitik 1993 hervor. Dass dieser wegweisende Umgang mit Drogenkranken gegangen werden konnte, sei nicht zuletzt Alfons Gerling zu verdanken. Als Sozialpolitiker mit christlichen Werten habe für ihn stets der Mensch im Mittelpunkt allen Handelns gestanden. So steht es auch auf seiner Internet-Heimseite: „Ich habe mir zum Ziel gemacht, mich für andere einzusetzen“. „Das ist ihm vorbildlich gelungen“, lobte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Obwohl der „Löwe von Zeilsheim“ nie ein Mann des lauten Wortes war, habe man ihm immer zugehört, wenn er etwas zu sagen hatte – eben weil er etwas zu sagen hatte. „Er ist beliebt, aber nie beliebig“, sagte Bouffier. Sein Ansehen gehe weit über die eigenen Reihen hinaus. „Alfons Gerling hat Politik so gelebt, wie sie sein sollte: Nah bei den Menschen und für die Menschen“, bescheinigte ihm auch Uwe Becker. CDU-Kreisvorsitzender und Frankfurter Kämmerer.
Bester Beweis dafür war ein Blick in die Runde. Da saßen nicht nur Parteifreunde aus Land und Stadt, sondern auch von der Basis, aus den verschiedenen Ortsverbänden des Frankfurter Westens, Vertreter der Wirtschaft und vor allem: Sänger, Sportler und weitere Mitglieder der verschiedensten Vereine und Verbände. „Ich bin sehr gerührt, dass alle hergekommen sind – meinetwegen“, sagte Gerling: „Das ist mir eine große Freude“. Er dankte besonders den Gesangvereinen MGV Eintracht Zeilsheim, Volkschor Thalia Zeilsheim und Germania Sindlingen, die das Programm mit gestalteten. In allen dreien ist er Mitglied, wie auch in vielen anderen Vereinen und Verbänden. „Ich habe mich nie um Ehrenämter bemüht“, sagte er, aber sie wurden ihm häufig angetragen. Und er ließ sich auch immer in die Pflicht nehmen: „Das entsprach meiner Herkunft und Erziehung“. Er wollte stets einen Beitrag zu Gemeinschaft und Gemeinwohl leisten. Dass damit auch mal Ärger, Frust und Enttäuschungen verbunden waren, „gehört zum Leben dazu“, sagte er. Doch habe er alles gerne getan und viel Freude und Genugtuung erlebt. Nun blicke er dankbar zurück auf über 50 Jahre ehrenamtliche und über 40 Jahre politische Tätigkeit. „Ich möchte kürzertreten, mehr Zeit für meine Familie haben“, kündigte er an, „aber ich werde nicht auf der Parkbank sitzen“. Seine Ehrenämter führe er zunächst fort und wolle sich auch weiter in der CDU engagieren – wenn auch nicht mehr an vorderster Stelle. „Mein letzter offizieller Satz: Es war mir eine Ehre,…“, sagte er und musste schlucken. Die ersten Zuhörer standen auf und applaudierten. Nur mit Mühe konnte Gerling noch zu Ende bringen: „…so lange Ihr Zeilsheimer Abgeordneter und CDU-Vorsitzender gewesen zu sein“, dann übertönte der stehende Applaus alles weitere. hn
Die ehemalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth gehörte zu denen, die Alfons Gerlings Leistungen hervorhoben.
Immer ein direkter Draht zu den Parteifreunden: CDU-Kreisvorsitzender Uwe Becker (links) schenkte Alfons Gerling ein rotes Telefon.
Zuhause in der CDU
Geboren am 14. August 1944, trat der Zeilsheimer Alfons Gerling mit 14 Jahren sein erstes Ehrenamt an. Er wurde Gruppenleiter in der katholischen Gemeinde. Damals besuchter er noch die Volksschule. 1959 begann er eine kaufmännische Lehrer, leistete danach seinen Wehrdienst beim Bundesgrenzschutz und arbeitete ab 1966 als kaufmännischer Angestellter. Bereits 1964 trat er in die Junge Union ein, 1970 in die CDU, 1972 in die CDA (christlich-demokratische Arbeitnehmerschaft). Außerdem wählte ihn die Zeilsheimer CDU 1971 zu ihrem Vorsitzenden – was Gerling bis 2013 blieb. 1972 kam er auch ins Frankfurter Stadtparlament, 1987 in den hessischen Landtag. Insgesamt sieben Mal wählten ihn die Bürger direkt dorthin. Seit 1990 führt Alfons Gerling die CDU-Arbeitsgemeinschaft West in Frankfurt und war von 2006 bis 2012 Landesvorsitzender der Senioren-Union. Seit 2008 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der Senioren-Union und seit 2010 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Zudem war er mehrfach Mitglied der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt.
Neben der großen Politik bewahrte sich Alfons Gerling immer die Nähe zur Nachbarschaft. In etlichen Vereinen ist er förderndes Mitglied, engagiert sich in kirchlichen und Wohlfahrtsverbänden, darunter der VdK-Landesverband. Von 1971 bis 2005 leitete er den Zeilsheimer Vereinsring,der ihn anschließend zum Ehrenvorsitzenden kürte.
Vergangenes Jahr begann Gerling seinen Rückzug aus der aktiven Politik. Im Dezember verzichtete er bei den Vorstandswahlen der Zeilsheimer CDU auf eine erneute Kandidatur. Nachfolgerin wurde Claudia Wesner. Zwischenzeitlich hat ihn der Ortsverband zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Am 17. Januar schied Gerling aus dem Landtag aus.
Gästeliste
Zum Empfang in der Stadthalle kamen knapp 550 Gäste. Namentlich begrüßt wurden
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Landtagspräsident Norbert Kartmann, stellvertretender Ministerpräsident Jörg Uwe Hahn, Staatsminister Michael Boddenberg, Innen- und Sportminister Boris Rhein, der Leiter der Staatskanzlei Axel Wintermeyer, der ehemalige Staatsminister Udo Corts, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag Christean Wagner, Gerlings Nachfolger im Landtag, Uwe Serke, der Europaabgeordnete Thomas Mann, Bundestagsabgeordneter Matthias Zimmer, die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, Stadtverordnetenvorsteherin Bernadette Weyland, ihr Vorgänger Karlheinz Bührmann, CDU-Kreisvorsitzender und Frankfurter Kämmerer Uwe Becker, die Stadträte Markus Frank, Jan Schneider und Erika Pfreundschuh, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Römer, Michael zu Löwenstein, der Höchster Verwaltungschef Henning Brand und Vorgänger Dieter Butz, Vertreter des Ortsbeirats Sechs und der CDU-Verbände vor allem im Frankfurter Westen, Sozialbezirksvorsteherin Maria Berk, Ortsgerichtsvorsteher Rolf Wüst, die Stadtbezirksvorsteher Angelika Ochs und Walter Piroth, der Vize-Präsident der IHK Frankfurt, Thomas Reichert, Der Geschäftsführer der Saalbau, Andreas Eichstädt sowie die Vertreter der Vereinsringe Sindlingen, Zeilsheim, Sossenheim, Griesheim, Unterliederbach und Nied.
Helau, Helau
Auf zur Narrenschau
„Fassenacht beim SKV, ist Spaß und bunte Narrenschau“, heißt es an den närrischen Tagen beim Sindlinger Karnevalverein (SKV). Zur Prunksitzung laden die Karnevalisten am Samstag, 8. Februar, ab 19.11 Uhr ins Haus Sindlingen ein (Bahnstraße 124). Der Eintritt kostet 12 Euro. Für acht Euro ist die Weibersitzung am Samstag, 22. Februar, ab 19.60 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Dionysius, Huthmacherstraße 21, zu erleben. Tickets gibt es im Vorverkauf bei Schreibwaren Elke Erd, Ladenzeile Hugo-Kallenbach-Straße 14, und im Sindlinger Lottoladen M. Lauria (ehemals Kaus), Sindlinger Bahnstraße 3. Karten können auch bestellt werden unter Telefon 0171- 68 06 210 oder per E-Mail an skv1925@freenet.de. ms
Net schlapp gemacht
„Helau, Helau, net schlapp gemacht, Senioren feiern Fassenacht!“ Und zwar am Mittwoch, 19. Februar, ab 15 Uhr beim Seniorennachmittag der katholischen Gemeinde St. Dionysius im Gemeindezentrum.
Kappensitzung
Die traditionelle Kappensitzung der katholischen Kirchengemeinde St. Dionysius/St. Kilian steigt am Freitag, 21. Februar, ab 19.11 Uhr im Gemeindehaus, Huthmacherstraße 21. Karten dafür gibt es keine mehr – sie ist schon ausverkauft.
Kreppelkaffee
Helau heißt es auch am Donnerstag, 26. Februar, ab 15.11 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Dionysius. Die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) gestaltet dort die beliebte Faschingssitzung für Senioren. Ab 14 Uhr ist der Saal geöffnet, das närrische Programm bestreiten Sindlinger Vereine. Dazu gibt’s Kaffee und Kreppel. Karten können vorab bei Schreibwaren Elke Erd in der Hugo-Kallenbach-Straße 14 sowie im Sindlinger Lottoladen, Bahnstraße 3, erworben werden. Der Eintritt kostet fünf Euro.
Kinderfastnachtszug
Am Rosenmontag (3. März) wird es bunt auf Sindlingens Straßen: Der Karnevalverein organisiert zum 13. Mal den Frankfurter Kinderfastnachtszug. Kindergärten, Kindergruppen aus Vereinen und private Gruppen sorgen dafür, dass die Fastnacht auf die Straßen kommt. Aufstellung ist ab 13 Uhr im Lachgraben, Start um 14.11 Uhr. Der närrische Nachwuchs zieht vom Lachgraben durch Pfingstbornstraße, Bahnstraße, Westenberger Straße, Herbert-von-Meister-Straße, Farbenstraße, Allesinastraße, Huthmacherstraße, Dalles und Bahnstraße bis zur Pfingstbornstraße. Eine Jury kürt die drei schönsten Zugnummern. Zur Siegerehrung und Umtrunk nach dem Umzug können alle, die wollen, bei der Freiwilligen Feuerwehr Sindlingen Fastnacht feiern. Der Fußballclub Viktoria sorgt für die Verpflegung. Gruppen, die sich noch am Zug beteiligen wollen, können sich bei Zugmarschall Michael Czich, Telefon (069) 40 32 80 94, melden.
Eine-Welt-Verkauf
Für mehr Gerechtigkeit
Drei Frauen bieten einmal im Monat fair gehandelte Lebensmittel an
„Wir wollen einen kleinen Beitrag leisten zu mehr Gerechtigkeit“, sagt Rita Schneider. Deshalb schieben sie, Elke Stappert und Ursula Wittwer einmal im Monat im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius zwei Tische zusammen und stellen Kaffee, Kakao, Reis, Honig und Schokolade darauf. Die Produkte haben alle eins gemeinsam: Sie sind fair gehandelt. Ihre Erzeuger erhalten von den zertifizierten Händlern höhere Preise als diejenigen, die für die Konzerne produzieren. Die meisten Waren tragen außerdem ein Bio-Siegel. Der Eine-Welt-Verkauf findet meistens am ersten Sonntag eines Monats nach dem Gottesdienst in St. Dionysius statt, gerne in Verbindung mit dem Kirchcafé.
Die Frauen beziehen die Lebensmittel vom evangelischen Regionalverband, der in Frankfurt ein Zwischenlager betreibt. „Wir fahren hin und holen ab, was wir brauchen“, sagt Rita Schneider. Bei kleineren Mengen nehmen sie Bus und Bahn und transportieren die Sachen in einem Einkaufwägelchen. Wird mehr gebraucht, nehmen sie ein Auto. Die Fahrtkosten bringen die Frauen selbst auf. „Es ist eben ein Ehrenamt“, sagen sie.
Der Eine-Welt-Verkauf geht zurück auf Mitte der 90-er Jahre. Der damalige Pastoralreferent Boßmeyer hatte ihn nach einem Praktikumsjahr in Afrika angeregt. „Es war so die Zeit damals, sich für die „Dritte Welt“ einzusetzen“, erinnert sich Woltera Reinhardt. Zusammen mit Christine Krämer nahm sie die Anregung auf und führte den kleinen Handel in der Gemeinde ein. Anfangs boten die beiden auch Keramikschälchen, Briefpapier, Kerzen und andere gängige Artikel an, beteiligten sich sogar mehrere Jahre lang am Weihnachtsmarkt. Aber der Absatz war unregelmäßig, der Aufwand dafür zu hoch. So konzentrierten sie sich auf das, was gut ging: Kaffee, Kakao, Schokolade, Honig. Als die beiden Frauen aus familiären Gründen keine Zeit mehr hatten, sprangen Woltera Reinhards Mutter Rita Schneider und ihre beiden Mitstreiterinnen ein.
Längst sind sie ein eingespieltes Team. Ihre Kundschaft besteht überwiegend aus Kirchgängern. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst in St. Dionysius kommen sie ins Gemeindehaus und decken sich ein. „Ich hoffe, dass es zu einer gerechteren Bezahlung und Verteilung beiträgt“, sagt etwa Gisela Krauter-Thomas. Dafür nimmt sie den im Vergleich zum Einzelhandel höheren Preis gerne in Kauf. Thomas Keller denkt ebenso. „Ich hoffe, dass zehn Prozent von dem, was ich hier mehr bezahle, beim Erzeuger ankommen“, sagt er und packt zwei Päckchen Reis ein. Johanna Hart ist ebenfalls Stammkundin, sie kommt alle vier Wochen, um Kaffee und Schokolade zu holen. „Es ist weit und breit die einzige Schokolade mit Vollrohrzucker“, sagt sie.
Viele runden auf, wenn sie bezahlen. So kommen im Jahr immer nochmal 100 bis 150 Euro extra zusammen. „Dieses Geld spenden wir an ein Frauenhaus in Indien“, sagt Rita Schneider. So helfen die Frauen doppelt, durch die Spende und durch den Verkauf der fairen Waren. Altmodisch, ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert oder überholt sei das nicht, sind sie sich einig. In Höchst bietet die katholische Gemeinde ebenfalls Eine-Welt-Waren an, am ersten Samstag eines Monats sogar mit einem eigenen Stand auf dem Marktplatz. Und auch andernorts haben die fair gehandelten Produkte ihren festen Platz. Rita Schneider (75 Jahre), Elke Stappert und Ursula Wittwer (59) jedenfalls stehen zu ihrem Ehrenamt, sagt Rita Schneider: „Wir halten es für eine gute Sache, dass die Erzeuger so ein bisschen mehr bekommen. Es gibt in diesen Ländern so viel Elend und Ausbeutung, es werden Hungerlöhne gezahlt. Wie gesagt: Es ist ein kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit“. hn
Der nächste Eine-Welt-Verkauf ist im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius am Sonntag, 9. Februar, in Verbindung mit dem Kirchcafé nach dem 9.30 Uhr-Gottesdienst.
Balance finden
Heilfasten nach Hildegard von Bingen
„Gönne Dich Dir selbst“, unter diesem Motto steht die Heilfastenwoche, die der Bildungsausschusses der katholischen Kirchengemeinden Sindlingen/Zeilsheim anbietet. Vom 5. (Aschermittwoch) bis 11. März leitet Theologin Hildegard Döring-Böckler die Gruppe an, die sich täglich im Gemeindehaus treffen wird. Fasten ist – vor allem bei Hildegard von Bingen – nicht zu verwechseln mit Hungern, eher mit einer gemeinsamen Erholungszeit für Leib und Seele. Während der Körper entlastet wird, indem ihm nur Flüssigkeit zugeführt wird, soll auch die Seele bekömmliche, wohltuende Nahrung bekommen. Vor nahezu 1000 Jahren schrieb Bernhard von Clairveaux (Zeitgenosse von Hildegard) einen Brief an Papst Eugen III., in welchem er die Bedeutung der Selbstwahrnehmung und -zuwendung thematisiert. Weder einer Egofixierung noch einer Aufopferung für andere wird hier das Wort geredet. Vielmehr geht es um die Balance zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe. So wie Leib und Seele durch Fasten (und dann auch wieder durch Essen) zu einer harmonischen Einheit gebracht werden, so soll durch die Reflexion des Bernhardbriefes unsere Innen- und Außenorientierung harmonisch zusammenfinden.
Erstes Treffen ist am Aschermittwoch um 18 Uhr. Begonnen wird mit einem Entlastungstag, es folgen fünf Fasten-Tage und das gemeinsame Fastenbrechen am sechsten (Dienstag, 11. März). Da die meisten Teilnehmer bereits Fasten-Erfahrungen haben, wird auf einen Informationsabend
verzichtet. Neulinge sind herzlich willkommen! Bei Fragen bitte gerne an Ingrid Sittig wenden, Telefon 37 43 78. Anmeldungen nimmt das Pfarrbüro an, Telefon 37 34 39. Die Teilnahme kostet 30 Euro. simobla
Jahresrückblick
Das war 2013
Abschiede, Auszeichnungen und ein Jubiläum
Viele personelle Veränderungen prägten das vergangene Jahr. Die katholische Pastoralreferentin Beate Buballa verabschiedete sich nach Sachsenhausen, Bücherei-Leiterin Vera Dopichaj wechselte nach Frankfurt und auch die Leiter des Kinder- und Jugendhauses, Iris Korkus, und des evangelischen Jugendclubs Süd, Michael Stöckl, kehrten Sindlingen den Rücken. Die katholischen Gemeinden haben mit Claudia Lamargese eine Nachfolgerin begrüßt und die Stadtteilbücherei leitet seit September Annette Moschner.
In den Vereinen änderte sich ebenfalls manches. Franz Ilg, bis zur Hauptversammlung Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov), und sein Vertreter Michael Konstantinou kandidierten nicht mehr. Die Vereine fürchteten schon, dass sich keine Nachfolger finden und damit Ranzenbrunnenfest, Weihnachtsmarkt und weitere Veranstaltungen ausfallen würden. Doch dann sprangen Andreas Rühmkorf und Detlef Beyer in die Bresche, so dass der Dachverband mit den weiteren Vorstandsmitgliedern wieder ein arbeitsfähiges Team zusammen hat.
Nahtlos gelang auch der Übergang beim Kinderfastnachtszug. Organisator Gerhard Krock hörte auf, arbeitete seinen Nachfolger Michael Czich aber gleich ein. Ähnlich lief es bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sascha Fölsing bewarb sich nicht mehr um das Amt des Wehrführers, das nun sein vorheriger Stellvertreter Sven Sommerschuh ausübt. Fölsing ist aber weiterhin Vorsitzender des Fördervereins der Feuerwehr. Die Sängerinnen des Germania-Frauenchors beendeten die Zusammenarbeit mit ihrer langjährigen Dirigentin Brigitte Schlaud. Neuer Dirigent ist Michael H. Kuhn.
Seinen Abschied nahm Dr. Alexander Krauß. Der Inhaber der Alexander-Apotheke übertrug sie kurz nach seinem 80. Geburtstag an seine Tochter Miriam Oster. In den Ruhestand verabschiedete sich Familie Kaus, langjährige Betreiber des Tabak-, Lotto- und Zeitschriftengeschäfts gegenüber der Apotheke. Nachfolger ist Familie Lauria.
Unvergessen bleibt Walter Ofer. Sein Tod am 31. August rief große Trauer bei vielen Menschen hervor, die mit dem langjährigen engagierten Sozialdemokraten, Vereinsringsvorsitzenden und VdK-Vorsitzenden zu tun hatten.
Aufgelöst hat sich das Kinder- und Jugendforum. Beim Ranzenbrunnenfest gaben die Mitglieder um Ute Acker-Wild noch einmal einen Rückblick auf ihre Aktivitäten und spendeten das restliche Geld an den neuen Förderverein der Stadtteilbücherei. Dieser gründete sich am 18. März, um die Bücherei zu unterstützen und kulturelle Veranstaltungen zu ermöglichen.
Mehrere Preise und Auszeichnungen gingen nach Sindlingen. Der Turnverein Sindlingen, der im Frühjahr sein 1000. Mitglied begrüßte, erhielt den Heinz-Lindner-Preis des Landessportbundes Hessen, unter anderem für seine fortschrittlichen Angebote wie Bewegung für Krebspatienten, für Menschen mit Demenz sowie die Tatsache, dass er Sport für Menschen jeden Alters möglich macht. Der Sindlinger Reiterverein wurde kurz vor Weihnachten als Drittbester im Wettbewerb „Bestes hessisches Schulpferdekonzept“ ausgezeichnet. Über einen ersten Platz freute sich die Schulgarten-AG der Meister-Schule im Wettbewerb Schule und Natur der Sparkassenstiftung. Sozialbezirksvorsteherin Gisela Lünzer erhielt den Ehrenbrief des Landes Hessen.
Neu in Sindlingen sind ein Ballspielplatz in der Hermann-Brill-Siedlung und ein Beachclub am Jugendhaus. In der Hermann-Brill-Siedlung wurde durch Quartiersmanagement, Caritas und Stadt ein alter Bolzplatz für 160 000 Euro in einen schicken Ballspielplatz umgebaut und im Oktober eingeweiht. Neben dem Abenteuerspielplatz halfen vor allem Mitarbeiter der Firma Celanese am Sozialtag des Unternehmens dabei, einen Sandplatz anzulegen. Dort können die Jugendlichen Beach-Volleyball spielen, „chillen“ und grillen.
Zum Dauerthema wurde 2013 die Ludwig-Weber-Schule – leider nur am Rande wegen des 40-jährigen Bestehens, das sie im Mai mit einem großen Fest feierte. Öfter beherrschten die baulichen Mängel und unzumutbaren Zustände im Flachdach-Betonbau die Schlagzeilen. Kurz vor Jahresende gab es dann die Zusage der Schuldezernentin, die Schule im Sommer 2014 komplett in Container auszulagern.
Die katholische Gemeinde St. Kilian beging das 50-jährige Bestehen ihres Kindergartens und weihte zugleich den durch Neu- und Umbauten gewaltig vergrößerten Komplex offiziell ein.
Der Vereinsring Arge Sov und der Gewerbeverein FHH+G richteten wie gewohnt die großen und kleineren Veranstaltungen aus: Umwelttag, Ranzenbrunnenfest, Stadtteilsonntag, Volkstrauertag und Weihnachtsmarkt. Außerdem hat Sindlingen auch 2013 seinen Apfelweinkönig gewählt. Die Sieger von 2011, Stefan Daube und Jörg Peters, holten sich die Krone zurück. hn
Runder Geburtstag
Verwurzelt in Familie, Gemeinde und Verein
Mit 90 blickt Fritz Weber auf ein erfülltes Leben zurück
Freude und Leid hat er in reichem Maß erfahren: Freude in der Familie, der Gemeinde und im Verein, Erfolg im Beruf, aber auch Elend, Schmerz und Leid im Krieg sowie großen Kummer 2012, als seine gebliebte Frau Anita nach 60 gemeinsamen Jahren verstarb. Am 20. Januar 2014 jedoch gab es wieder Grund zur Freude: Friedrich Weber, Rufname Fritz, feierte seinen 90. Geburtstag mit Kindern, Enkeln und vielen, vielen Freunden.
Immerhin lebt der Sohn des evangelischen Pfarrers Johannes (Rufname Hans) Weber, Enkel des ersten evangelischen Pfarrer Ludwig Weber, seit 1930 in Sindlingen. Damals zog die Familie aus dem Westerwald an den Main, weil der Vater die Pfarrstelle des Großvaters übernahm. 1938 konfirmierte er Fritz, der zu der Zeit schon das Höchster Leibniz-Gymnasium besuchte. Dort legte er 1942, drei Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als 18-Jähriger ein so genanntes Notabitur ab und wurde unmittelbar danach eingezogen. „Meine Jugend war damit beendet“, stellt Fritz Weber fest. Er wurde nach Rußland geschickt, mehrfach schwer verwundet und geriet 1944 in Gefangenschaft. „Aber ich war zäh“, sagt er. Dennoch waren es schwere, prägende Jahre, die ihm noch heute zu schaffen machen. „Mir wurden sieben Jahre meines Lebens gestohlen“, sagt er, denn erst vier Jahre nach Kriegsende, im Dezember 1949, kam er nach Hause: „Es war wie ein zweiter Geburtstag“. Mit fast 26 und ohne Ausbildung stand er da, doch in den Nachkriegsjahren ging es bald aufwärts. In der Gefangenschaft musste er viel mauern und verputzen, „das habe ich sozusagen von selbst gelernt“, erinnert er sich. So absolvierte er nun eine Maurerlehre bei Holzmann und besuchte anschließend die Staatsbauschule in Frankfurt. Zum Ausgleich trieb er Sport. Im Turnverein gehört er zur Riege der Geräteturner, die im Turnerheim und in der Halle der Meister-Schule übten. Außerdem engagierte er sich in der evangelischen Gemeinde, im Männer- und Jünglingsverein, den er zuletzt führte, und später als langjähriger Kirchenvorsteher.
1952 sah man ihn oft die Bahnstraße entlang spazieren, mal mit und mal ohne Hut. Dort, in der Nähe des Pfarrhauses, wohnte nämlich Anita Krämer. Die junge Frau war ihm schon früher aufgefallen. Nun besuchte er sie des öfteren, und um einen Grund zum Wiederkommen zu haben, „vergaß“ er ab und zu seinen Hut bei ihr. Schon bald waren sich die beiden einig: Wir heiraten. Erst aber musste die wirtschaftliche Basis stimmen. Fritz Weber machte im Alter von 30 Jahren 1952 sein Examen als Tiefbauingenieur und trat eine Stelle in einer Firma an. Nun war der Weg frei, die Familie zu gründen. Im Juni 1956 heirateten Fritz Weber und Anita Krämer, und im September zogen sie gemeinsam mit den Eltern von Anita ins neue Haus in der Steinmetzstraße ein.
1958 wechselte Fritz Weber zur Hoechst AG. Er war am Bau der beiden Werksbrücken, der internen und der markanten Schrägseilbrücke, beteiligt und an vielen Kanalisations- und Tiefbauarbeiten im Werk. Jetzt war das Leben im Lot. Mit Tochter Karin kam ein erstes Kind zur Welt. 1960 kauften Webers ihr erstes Auto. Familiäre Ereignisse prägten die folgenden Jahre. 1965 starb Vater Hans Weber, 1966 kam Sohn Frank zur Welt, 1974 feierte Fritz Weber seinen 50. Geburstag, 1981 silberne Hochzeit und 1982 25-jähriges Dienstjubiläum bei Hoechst. Er turnte zwar nicht mehr, war aber weiterhin im Turnverein ehrenamtlich engagiert. Unter anderem gehörte er zu denjenigen, die 1975 die große Hundertjahrfeier organisierten. 1989 kam das erste Enkelkind zur Welt, 1994, kutz nach dem 70. Geburtstag, das zweite. 2004 feierte Fritz Weber groß seinen 80. Geburtstag und 2006 Goldene Hochzeit mit seiner Anita. Als sie 2011 erkrankte, war er an ihrer Seite, bis sie 2012 verstarb. „Wir vermissen sie schmerzlich“, sagt Fritz Weber.
Umso tröstlicher, dass Enkelin Mirjam vor kurzem bei ihm eingezogen ist. Seit einem halben Jahr hilft ihm außerdem Pfleger Boguslaw Kaluski im Alltag. Und nicht zuletzt hat Fritz Weber, längst Ehrenmitglied im Turnverein, immer noch viele gute Freunde im Ort – im Verein wie in der Gemeinde. hn
Erich Bischof gestorben
Der Ehrenvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov), Erich Bischof, ist am 6. Januar im Alter von 77 Jahren gestorben. Bischof war in den 1980er Jahren Vorsitzender dieses Dachverbands der Sindlinger Vereine und außerdem Leiter des 18. Polizeireviers, das später von seinem Sitz im Haus Sindlingen nach Hattersheim verlegt wurde.
Der 1936 in Sindlingen geborene Bischof war von 1978 bis 1992 Vorsitzender des Fußballvereins Viktoria Sindlingen und hat die Geschicke der Kicker maßgeblich mitgeprägt. Als sein Nachfolger sein Amt niederlegte, stellte sich Bischof noch einmal in den Jahren 1995 und 1996 als Vorsitzender zur Verfügung. Für seine Verdienste um den Verein war er auch von den Fußballern bereits 1992 zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. In seine Amtszeit fällt die erfolgreichste Vereinsperiode von Viktoria Sindlingen. Dazu gehören die langjährige Zugehörigkeit zur Oberliga Hessen (die damals noch die dritthöchste deutsche Spielklasse war), die zweimalige Teilnahme am DFB-Pokal und eine Fahrt nach Indonesien, die allen Teilnehmern von damals gut in Erinnerung geblieben ist.
1980 war Erich Bischof auch Mitbegründer des Sindlinger Tennisvereins. Für seine Verdienste um seinen Stadtteil und die Sindlinger Vereine hatte die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine Erich Bischof als einer der ersten überhaupt mit der Ranzenbrunnen-Auszeichnung bedacht, die nur zum Sindlinger Stadtteilfest vergeben wird und als hohe Ehrung gilt. Darüber hinaus wurde Bischof 1985 mit der Verdienstnadel des Landessportbunds Hessen und 1991 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen geehrt.
Zuletzt lebte Erich Bischof, der sich wegen Krankheit aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, im neuen Pflegeheim auf dem ehemaligen Wesner-Gelände an der Kurmainzer Straße. Er wurde auf dem Sindlinger Friedhof beerdigt. hv/Nachdruck aus dem Höchster Kreisblatt
Kurz gemeldet
Rosenmontagsparty
Keine Büttenreden, keine Garden, aber jede Menge kostümierter Gestalten: Die katholische Gemeinde richtet am Rosenmontag (3. März) zusammen mit dem Gesangverein Germania und dem Turnverein Sindlingen ein buntes Faschingstreiben im Gemeindehaus in der Huthmacherstraße aus. Die Rosenmontagsparty beginnt um 20.11 Uhr, der Eintritt kostet sechs Euro (Abendkasse).
Heringsessen
Die „Jungen Alten“ der Gemeinde St. Kilian kommen am Rosenmontag (3. März) zum Heringsessen zusammen. Es beginnt um 17 Uhr. Der „Aktive Donnerstag“ von St. Dionysius trifft sich am Donnerstag, 6. März, um 12.30 Uhr im Gemeindehaus zum Heringsessen.
Easy Step
Wer fetzige Musik mag und Spaß hat, sich im Takt zu bewegen, ist bei „Easy Step“ richtig. „Easy Step“ ist eine Weiterentwicklung der Aerobic; man geht im Rhythmus der Musik eine Art Stufe / Plattform (= Step) hoch und runter. Ausprobieren kann man „Easy Step“ ab Mittwoch, den 12. März von 18.30 – 19.30 Uhr in der Sporthalle des TV Sindlingen, Mockstädterstr. 12. Näher Infos gibt es auf der Webseite des TVS: www.tv-sindlingen.de oder per Email: kurse@tv-sindlingen.de.
Eine-Welt-Verkauf
Der nächste Eine-Welt-Verkauf ist im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius am Sonntag, 9. Februar, in Verbindung mit dem Kirchcafé nach dem 9.30 Uhr-Gottesdienst.
Rechtsirrtümer
Die Gemeinschaft „Aktiver Donnerstag“ der katholischen Gemeinden hört beim nächsten Treffen am Donnerstag, 13. Februar, den zweiten Teil eines Vortrags über Rechtsirrtümer. Beginn ist um 15 Uhr im Gemeindehaus St. Dionyisus.
Flohmarkt
Die Kita St. Dionysius richtet am Samstag, 8. März, einen Flohmarkt im Gemeindehaus in der Huthmacherstraße 21 aus. Von 13 bis 17 Uhr können Eltern dort entweder gebrauchte, gut erhaltene Kinderkleider und Spielsachen verkaufen oder welche erwerben. Wer verkauften möchte, meldet sich vorher bei Kerstin Camadan, Telefon 97 32 88 09, an. Die Standgebühr beträgt acht Euro, zudem bitten die Organisatoren darum, selbst gebackene Kuchen mitzubringen. Aufbau ist ab 12 Uhr.
Aufräumen
Zum „Sindlinger Reinigungstag“ lädt die Arbeitsgemeinschaft Sindlinger Ortsvereine (Arge Sov) am Samstag, 8. März, ein. Bekannte und weniger bekannte „Dreckecken“ in der Gemarkung sollen aufgeräumt und ganz allgemein herumliegender Müll beseitigt werden. Wer helfen möchte, ist um 10 Uhr an der Sporthalle des Turnvereins, Mockstädter Straße, willkommen. „Bitte auf festes Schuhwerk achten. Und wer Schutzhandschuhe hat, bitte mitbringen“, rät Arge-Sov-Vorsitzender Andreas Rühmkorf und hofft auf große Beteiligung.
Fußball im Netz
Der 1. FC Viktoria Sindlingen ist wieder online: Der Verein hat seinen Internetauftritt überarbeitet und ist ab sofort wieder im Netz zu finden – mit Fotos, Mannschaften, Trainern, Trainingszeiten, Spielplänen und weiteren Infos rund um den Verein. Zu finden unter www.viktoria-sindlingen.de und www.v-sindlingen.de.
Serie Handel, Handwerk und Gewerbe
Hähnchen, Häppchen, Luftballons
Geheimtipp für Mittagstisch und Partyservice: „Karins Petite Cuisine“
Sindlingen hat seinen Einwohnern einiges an Geschäften und Dienstleistungen zu bieten. In einer Serie stellen wir die Mitgliedsbetriebe der Fördergemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe vor. Heute: Karins Petite Cuisine
Pommes, Currywurst oder Hamburger – Damit fing es an. Heute spielt die klassische Imbissküche in „Karins Petite Cuisine“ aber nur noch eine Nebenrolle. Die Imbissstube an der Bahnstraße gilt vielmehr als Geheimtipp für gute, preiswerte Mittagsgerichte und exzellenten Party-Service.
Vor über 30 Jahren, am 21. Dezember 1983, eröffnete Karin Karpucelj die kleine Gaststätte. „Ich dachte mir, dass so etwas fehlt in Sindlingen“, sagte sie. Erfahrungen mit dem Imbissbetrieb hatte die gelernte Friseurin in Höchst gewonnen. Dort half sie Ende der 70-er Jahre im Hähnchengrill am Hertie aus.
Dabei schlug die gebürtige Sulzbacherin ursprünglich einen anderen Weg ein. Als Friseurin arbeitete sie im Hotel Frankfurter Hof, damals erstes Haus am Platz. 1962 heiratete sie Ossi Fritsch, der bei der Viktoria Fußball spielte. Die beiden zogen nach Sindlingen, lebten zeitweise in den USA und hatten zwei Töchter miteinander. Die Ehe wurde später geschieden, ebenso die zweite mit Janez Karpucelj, von dem ihr ein Sohn und der Nachname geblieben sind.
Karin Karpucelj wollte auf eigenen Füßen stehen. 1979 meldete sie einen Partyservice an. „Ich habe oft in der katholischen Kirche St Kilian gekocht, zu Veranstaltungen, Hochzeiten und so weiter“, sagt sie. Als Apotheker Alexander Krauß sein Reformhaus schloss, mietete sie die Räume, investierte in den Umbau und richtete das Stübchen mit Hilfe von Freunden gemütlich ein. „Anschließend schrieben alle Helfer einen Vorschlag für einen Namen auf einen Zettel, und dann haben wir gelost“, berichtet sie. „Futterecke“ oder „Würstchenbude“ blieben in der Lostrommel – gezogen wurde „Karins Petite Cuisine“ – Karins kleine Küche.
In den ersten Jahren ging ihr Lebensgefährte Harald Holzhauser zur Hand. Gemeinsam meisterten sie die langen Arbeitstage. Anfangs waren vor allem die klassischen Mitnahmegerichte gefragt. „Bis zehn Kilogramm Pommes am Tag habe ich damals verkauft“, erinnert sie sich. Der Betrieb lief gut, „abends war oft kaum noch ein Stehplatz frei“, erzählt sie. 1985 kaufte sie das ganze Haus. In den oberen Stockwerken richtete sie Zimmer für Monteure ein. Zusätzlich betrieb sie weiter den Partyservice.
„Stammkunden haben mich gebeten, doch auch mal Kartoffeln und Gemüse anzubieten“, sagt die Inhaberin. Daraus entwickelte sich der täglich wechselnde Mittagstisch. Nudeln, Schnitzel, Hähnchen, Eintopf oder Fisch – „Richtige Hausmannskost eben“, sagt die Köchin. Vor allem Alleinstehende schätzen den Service, holen sich täglich ihr Mittagessen, manchmal auch Frühstück: Kaffee oder Tee und belegte Brötchen gehören am Vormittag zum Angebot. Auch der Partyservice läuft weiterhin gut. Firmen, Vereine und Privatleute weit über Sindlingen hinaus lassen sich gerne von Karin Karpucelj beliefern. Beim Herrichten der Platten mit Häppchen, Kanapees, Fingerfood oder Salaten helfen häufig Kinder und Enkel. Sonst betreibt sie die „Petite Cuisine“ mittlerweile weitgehend allein.
Es ist lange nicht mehr so viel los wie vor 20, 30 Jahren. „Viele meiner älteren Kunden sind gestorben, Monteure achten heute noch mehr aufs Geld, und junge Leute kommen hier kaum rein“, sagt sie. Karin Karpucelj ist selbst Rentnerin, feierte Anfang Februar ihren 70. Geburtstag. Kurz überlegte sie aufzuhören. Ihre Stammgäste waren entsetzt. „Wo sollen wir denn hingehen?“, fragten sie. „Und ich mach’s ja auch gerne“, sagt die Geschäftsfrau mit den kurzen blonden Haaren.
Die Atmosphäre ist familiär, abends sitzen Wirtin und Kunden oft zusammen und würfeln. Der Betrieb war schon öfter als „Kult-Imbiss“ im Fernsehen zu sehen. Am Stadtteilsonntag gehört Karin Karpucelj mit ihren Nierenspießen sozusagen zum Inventar. Am Fastnachtssonntag sind alle Sindlinger eingeladen, beim Aufblasen von 500 Luftballons für die Deko zu helfen und gemeinsam zu feiern. Am Rosenmontag ist das dann bunt geschmückte Haus Dreh- und Angelpunkt, wenn im oberen Stockwerk der Moderator die Nummern des Kinderfastnachtszuges ankündigt. Dem Karnevalverein ist Karin Karpucelj besonders verbunden. Bis vor wenigen Jahren stand sie regelmäßig bei den Sitzungen in der Bütt. Heute zieht sie ruhigere Beschäftigungen vor: „Ich häkele, das entspannt mich“. Ein wenig mehr Zeit dafür gönnt sie sich seit Jahresbeginn. Montags schließt sie die „Petite Cuisine“ schon um 14 Uhr. Dienstags bis freitags ist wie gewohnt von 10 bis 19 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. hn