Category: Februar

Heimat- und Geschichtsverein – Ein Leben für die Fliegerei

Heimat- und Geschichtsverein

Ein Leben für die Fliegerei

Karl Caspar war tollkühner Flieger und genialer Konstrukteur

„Wer kann sich noch an Karl Caspar erinnern?“ – Sechs Besucher melden sich. Der Heimat- und Geschichtsverein hatte zu einem Bildervortrag über den Flupionier Karl Christian Maximilian Caspar eingeladen, der ab 1924 in Sindlingen lebte. Knapp 40 Zuhörer versammelten sich dazu im evangelischen Gemeindehaus.
Archivar Karlheinz Tratt hatte die Bilder und Fakten zusammengetragen. Zunächst gab er einen Überblick über die Anfänge der Fliegerei. Von den ersten Versuchen und vielen Bruchlandungen berichtete er, von waghalsigen Konstruktionen aus Holz und Segeltuch, namhaften Konstrukteuren und Flugpionieren wie August Euler, Ernst Heinkel und Otto Lilienthal. Karl Caspar aus Kassel gehört ebenfalls dazu. Das fünfte Kind eines Gerichtssekretärs studierte in Marburg Jura und verbrachte seine Militärzeit in Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia. Masken, Pfeile, Bogen und Erinnerungsfotos brachte er von dort mit, die er später ins Treppenhaus seiner Villa an der Allesinastraße, Ecke Feierabendweg hängte – und die die Sindlinger Kinder schwer beeindruckten. Karlheinz Tratt und sein Cousin Hans-Günther Schmied etwa, deren Großeltern Caspars Nachbarn waren, bestaunten die Mitbringsel damals ehrfurchtsvoll.
Caspar erwarb im März 1911 seinen Flugschein. Damit zählt er zu den „Alten Adlern“, das sind etwa 800 Frauen und Männer, die vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Prüfung zum Flugzeugführer bestanden. Die Fliegerei und die Entwicklung immer neuer Flugzeuge und Verbesserungen wurden zu seinem Lebensinhalt. In Hamburg gründete er die Hanseatischen Flugzeugwerke Karl Caspar AG, 1914 die Hanseatische Flugschule. Kapitän Friedrich Christiansen war einer seiner ersten Schüler. Der spätere Kommandant des Riesenflugzeugs Dornier DO-X wurde sein Freund und sorgte 1932 für einen Menschenauflauf, als er mit dem weltgrößten Wasserflugzeug in der Griesheimer Oberschleuse auf dem Main landete, um Caspar in Sindlingen zu besuchen. Direkt vor dessen Haustür war der Main nicht breit genug.
Im Ersten Weltkrieg war Caspar der Erste, der mit einer Flugmaschine Kleinbomben über England abwarf. „Es waren etwa bleistiftdünne Stahlstifte, die gebündelt abgeworfen wurden, keine Sprengbomben“, erläuterte Tratt. Er berichtete weiter aus dem Leben des Flugpioniers, von seinen Werken, den schwierigen Jahren nach dem Krieg, vom versuchten Langstreckenflug nach Ostasien und seinen vielen Entwicklungen und Neuerungen im Flugzeugbau, darunter eine geschlossene Flugzeugkanzel und eine höhenverstellbare Heckflosse.
Weniger bekannt ist sein Privatleben. Seine erste Frau verstarb anscheinend früh. Auch die Gründe, warum er 1924 nach Sindlingen zog und sich eine Villa am Main bauen ließ, sind nicht bekannt. Hier jedenfalls lebte er mit Margarethe von Wangelin. „Sie verscheuchte uns Buben immer, wenn wir abends beim Rodeln am Mainberg zu laut waren“, erinnert sich Karlheinz Tratt. „Wir durften aber auch manchmal in seine Bibliothek“, ergänzte Hans-Günther Schmied: „Dort habe ich immer die Witzbücher von Adamson gelesen und dabei laut gelacht“. Das gefiel dem Hausherren, der ihm 1950 zu Weihnachten zwei gewidmete Exemplare schenkte. Hans-Günther Schmied besitzt sie noch heute. „Er lebte zurückgezogen. Aber wenn wir Buben ihn auf der Straße gegrüßt haben, gab er uns immer einen blitzblanken, neuen Pfennig“, berichtete Tratt, der sich zudem an Caspars Krückstock mit silbernerm Knauf in Form eines Hundekopfs erinnert.
Ebenfalls verbürgt ist Caspars Vorliebe für Bootsfahrten auf dem Main. Er leistete sich das kleine Motorboot „Singa“, das Tratts Großvater Ferdinand Hescher für ihn in Schuss hielt. Trotz körperlicher Gebrechen, wie etwa einer silbernen Schädelplatte, die ihm nach einem Absturt eingesetzt worden war, blieb Caspar unternehmungslustig. Er liebte es, sonntags mit dem Boot nach Mainz zu fahren und dort zu Mittag zu essen. Einmal fuhr er sogar mit zwei Begleitern mit der Singa“ bis nach Hamburg.
Am 2. Juni 1954 starb er einsam und fast vergessen und wurde in Sindlingen beigesetzt. Später holten die „alten Adler“ seine sterblichen Reste nach Hamburg. hn

Blick auf den Main: Karl Caspar auf der Terrasse seines Hauses in der Allesinastraße, Ecke Feierabendweg.

Blick auf den Main: Karl Caspar auf der Terrasse seines Hauses in der Allesinastraße, Ecke Feierabendweg.

Landung geglückt: Die DO-X wassert am 11. Oktober 1932 auf dem Main bei Griesheim. Fotos: Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein

Landung geglückt: Die DO-X wassert am 11. Oktober 1932 auf dem Main bei Griesheim. Fotos: Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein

Was für ein Spektakel! Das Riesenflugzeug Do-X landet am 11. Oktober 1932 auf dem Main bei Griesheim, weil sein Kapitän Christiansen seinen Freund Caspar besuchen wollte. Der Maler Adi Helfenbein hat die Szene so dargestellt.

Was für ein Spektakel! Das Riesenflugzeug Do-X landet am 11. Oktober 1932 auf dem Main bei Griesheim, weil sein Kapitän Christiansen seinen Freund Caspar besuchen wollte. Der Maler Adi Helfenbein hat die Szene so dargestellt.

GV Germania Männerchor – Aus vier mach eins: Konzertchor Hans Schlaud

GV Germania Männerchor

Aus vier mach eins: Konzertchor Hans Schlaud

Sänger bereiten sich auf einen großen Auftritt vor

Vor 26 Jahren versammelte Chorleiter Hans Schlaud etwa 500 Sänger seiner verschiedenen Chöre auf einer Bühne: Der „Konzertchor Hans Schlaud“ war geboren. „Meine Chöre haben häufig erste Preise von Wettbewerben mitgebracht. Aber zuhause sangen sie in Turnhallen oder Sälen von Gaststätten und vor fast immer dem gleichen Publikum. Ich wollte ihnen endlich mal einen würdevollen, feierlichen Rahmen geben und auch neue Zuhörer gewinnen“, erinnert er sich an die Motivation, den Konzertchor zu gründen.
Am ersten Konzert im Wiesbadener Kurhaus wirkten acht Chöre mit, darunter die Sindlinger Germania. Auch bei Folgekonzerten in der Jahrhunderthalle, der alten Oper Frankfurt und weiteren großen Häusern dirigierte Hans Schlaud große Gruppen und großartige Solisten. „Zugpferde“ sind bei Veranstaltungen dieser Größenordnung unerlässlich. So sangen beispielsweise René Kollo, Anneliese Rothenberger und Hermann Prey mit Schlauds Chören. Die Spitzenkünstler und die Saalmiete verschlangen gigatische Summen. Dennoch ging immer alles gut, und meist blieb sogar noch ein wenig übrig für die beteiligten Chöre, sagt Hans Schlaud.
Dennoch hat er seine Mannen seit über fünf Jahren nicht mehr zusammengerufen. „Ach, wissen Sie, die Vorbereitung ist nicht einfach“, erklärt er – und meint damit nicht die anspruchsvolle musikalische Arbeit, sondern die nicht enden wollende Wiederholung. „Ich musste ja mit jedem Chor für sich die Vorbereitung leisten. Das heißt, dass ich über ein halbes Jahr oder Jahr jeden Abend die selben Stücke bearbeiten musste. Das geht einem irgendwann auf den Geist“, sagt Hans Schlaud.
Jetzt aber will er es wieder einmal wissen. Genau genommen wollte er es schon 2013 und einen Verdi-Abend zu Ehren des Komponisten gestalten, dessen Geburtstag sich vergangenes Jahr zum 200. Mal jährte. „Leider war das Wiesbadener Kurhaus schon ausgebucht“, sagt Schlaud. Deshalb wich er mit seinen vier verbliebenen Chören (früher leitete der heute 69-Jährige bis zu zwölf Gesangsgruppen) auf den 23. März 2014 aus und variierte das Programm. Verdi ist der erste Teil gewidmet, mit Stücken aus dessen bekannten und weniger bekannten Opern. Im zweiten Teil kommen modernere Arrangements zum Tragen. Wer allerdings denkt, dass Stücke wie „Wochenend und Sonnenschein“ leichter zu singen seien, wird von dem Fachmann eines besseren belehrt. „Das ist höchst heikel“, sagt Hans Schlaud, „diese schrägen, atonalen Akkorde und jazzartigen Klänge präszise hinzukriegen, macht unendlich viel Arbeit“.
Diese leistet er mit der Germania in Sindlingen, bei der er 1965 als Zwanzigjähriger Chorleiter anfing, sowie mit dem Männerchor Wiesbaden-Kloppenheim und den Sängervereinigungen Bleidenstedt und Hausen. Bei zwei gemeinsamen Proben führt er alle zusammen und schließlich, am Tag des Konzerts selbst, übt der Konzertchor einmal mit den Solisten. Der chilenische Tenor Felipe Rojas Velozo und die russische Sopranistin Tatiana Plotnikova singen nämlich nicht nur Soli und Duette, sondern auch mehrere Stücke gemeinsam mit dem Chor, etwa die „Macht des Schicksals“ oder Stücke aus der „Fledermaus“ von Strauß.
Karten für das Konzert gibt es im Samenhaus Schlereth in Sindlingen. Sie können auch unter der Nummer 0174-15 35 655, bei Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1 , Telefon (0611) 17 29 930 , www.wiesbaden.de/ tickets und bei Tickets für Rhein-Main in der Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 30 48 08, www.tickets-fuer-rhein-main.de, bestellt werden.

 

Service für Sindlinger:
Bus zum Konzert

Für das Konzert im Wiesbadener Kurhaus bietet der Männerchor des Gesangvereins Germania einen Busservice an. Wer nicht selbst fahren oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen will, kann am Dalles in den eigens gecharterten Bus einsteigen und sich direkt zum Veranstaltungsort sowie später wieder zurück bringen lassen. Wer den Service nutzen möchte, wird gebeten, sich bei Uli Schlereth (Telefon 37 29 54) anzumelden.

Heimat- und Geschichtsverein – Sonderliche Sindlinger?

Heimat- und Geschichtsverein

Sonderliche Sindlinger?

Karlheinz Tratt zeichnet die bauliche Entwicklung vom Dorf zum Stadtteil nach

Steht „Sindlingen“ für „sonderlich“? Das ist eine mögliche, wenn auch nicht sehr wahrscheinliche Deutung des Ortsnamens. Karlheinz Tratt, Archivar der Heimat- und Geschichtsvereins, zeichnete in einem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus die Entwicklung des Orts nach.
Dabei ging er auch auf den Namen ein. Die Schreibweisen Sundilingen, Swindelinga, Scuntlingen oder eben Suntarlihi (was Sonderlichkeit, Besonderheit bedeutet) sind seit dem achten Jahrhundert überliefert; Sundus steht für Sonder- oder Eigenland, Sind für Weg, Pfad, Reise, Richtung. Aber vielleicht bedeutet es einfach nur „Nachkommen des Sundo oder Sundi“, sagte Tratt.
Geblieben ist nichts von den ersten Sindlingern. Obwohl bekannt ist, dass bereits vor etwa 6000 Jahren Menschen auf dem hohen Ufer des Mains siedelten, sind ihre Holz- und Lehmhütten verschwunden. Die Römer hinterließen Spuren in Form eines Landguts, dessen Umrisse sich im Feld südlich des Ortes, in den Wingerten, erkennen lassen. Ausgegraben wurde es nie. Aus der Frankenzeit (ab 500 nach Christus) ist ein Gräberfeld zwischen Lehmkaut- und Farbenstraße geblieben. Etwa 30 der rund 500 bekannten Gräber wurden geöffnet und untersucht. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, das Areal ist komplett überbaut.
Greifbarer wird Sindlingens Vergangenheit erst Ende des achten Jahrhunderts. Auf der Ersterwähnung in einer Urkunde des Fuldaer Bischofs Baugulf (Amtszeit von 780 bis 802) basiert die Datierung, nach der sich die 1200-Jahrfeier 1991 richtete. Demnach kann der Ort 2016 sein 1225-jähriges Bestehen feiern.
Seine heutige bauliche Prägung geht auf die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg zurück. Zuvor hat Sindlingen aus Holzhäusern bestanden, die sich hinter dem Schutzwall „Haingraben“ entlang der Landstraße nach Höchst befanden – der heutigen Huthmacherstraße. Der spätere Ortsmittelpunkt „Dalles“ lag außerhalb. Ab 1609 wurde die winzige Bauernsiedlung durch einen schlanken Kirchturm dominiert. Er ist das älteste erhaltene Bauwerk. Denn 1699 brannten die Wohnhäuser aufgrund eines Unfalls völlig nieder. Beim Wiederaufbau entstanden Gebäude, die blieben. Häuser aus Stein, Scheunen, große Gebäude mit Sälen, Wirtschaften wie der ehemalige „Löwe“ (heute Apotheke) am Dalles. Der Haingraben wurde geschleift. Sindlingen wuchs. Ab 1760 bauten die Familien Allesina/Schweitzer ein repräsentatives Herrenhaus am Mainberg, das, zusammen mit dem Kirchturm von St. Dionysius, viele frühe Ansichten des Ortes prägt. Im zugehörigen Park stand ein „Tempelchen“, das Goethe schilderte und das auf alten Ansichten zu sehen ist.
Unterhalb der Mauer zum Main hin zeigen alte Fotos den Landungsplatz. Nach der ersten Mainregulierung durch Schleusen 1884 wurde er als Anlegeplatz für Flößer und Schiffer hergerichtet. Im Fluss lagen kleine Inseln, es gab eine Furt ans Kelsterbacher Ufer, berichtete Tratt. Ihr Holz holten die Sindlinger allerdings nicht aus dem Schwanheimer Wald, sondern aus ihrem eigenen. Er liegt in der Nähe des Gimbacher Hofs am Staufen und gehört heute zum Frankfurter Stadtwald.
Sindlingen wuchs weiter in Richtung Zeilsheim und Hattersheim. Am Dalles ersetzte der „Mainzer Hof“ nach 1850 eine frühere Ziegelei. Auf fast 600 Einwohner war der Ort gewachsen. Weiter nördlich entstand ein erstes Haus im Feld. Neben diesem Gasthaus „Zur Eisenbahn“ auf halbem Weg zur Bahnlinie lockte bald das Union-Lichtspielhaus, Sindlingens Kino, an das sich viele der Älteren noch erinnern. All diese Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts besitzen riesige Gewölbekeller. „Da drin lagert der Ebbelwoi“, sagte Tratt. Bis zur Friedenseiche reichte nun die Bebauung. Und es ging weiter. „Nach Gründung der Farbwerke muss ein unwahrscheinlicher Bauboom eingesetzt haben“, erzählte der Archivar. Speziell für die leitenden Angestellten entstand 1906 in der Verlängerung der heutigen Gustavsallee (heute Werksgelände) eine Villenkolonie. Die 21 Jugendstilhäuser wurden allerdings 1954 abgerissen. Auch das Kapellchen am Dalles, das auf einem Foto von der Mobilmachung 1914 im Stadtteilkalender neben dem Wiegehäuschen zu sehen ist, verschwand. Überdauert haben die baulich schöne Meister-Schule (1910/11) und ihre Turnhalle, in der während des Ersten Weltkriegs ein Lazarett eingerichtet wurde. Erhalten sind auch viele Häuser mit Backsteinfassaden aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als Sindlingen rund 3500 Einwohner zählte. Nach der Eingemeindung nach Höchst, in den 20-er Jahren, wurde speziell für die Farbwerksarbeiter die Siedlung „Höchst West“ beidseits der heutigen Bahnstraße, zwischen den Gleisen zweier Bahnstrecken, geplant. Die „Gartenstadt“ wurde nur teilweise verwirklicht und steht heute unter Denkmalschutz. Die letzte große Erweiterung erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg und bis in die 70-er Jahre hinein, als es galt, möglichst viel Wohnraum in kurzer Zeit zu schaffen. Damals entstanden Sindlingen-Nord und die Hermann-Brill-Siedlung in Blockbauweise.
Heute hat Sindlingen rund 9000 Einwohner. Die vielen Einkaufsläden entlang der Bahnstraße und die großen Saalwirtschaften sind längst verschwunden. Doch die Erinnerung daran ist noch lebendig, wie sich ein ums andere Mal zeigte: Wann immer Tratt Bilder früherer Geschäfte zeigte, ging ein Raunen durch den Saal. hn

Die Turnhalle der Meister-Schule diente während des Ersten Weltkriegs als Lazarett.

Die Turnhalle der Meister-Schule diente während des Ersten Weltkriegs als Lazarett.

Der alte Sindlinger Kern auf einer Zeichnung von Pfarrer Scheh. Oben ist das fränkische Gräberfeld eingezeichnet, unten der erst viel später entstandene Meister-Park skizziert. Der „Dalles“ liegt noch außerhalb des Dorfs.

Der alte Sindlinger Kern auf einer Zeichnung von Pfarrer Scheh. Oben ist das fränkische Gräberfeld eingezeichnet, unten der erst viel später entstandene Meister-Park skizziert. Der „Dalles“ liegt noch außerhalb des Dorfs.

Eins der wenigen Fotos der Villenkolonie. Es entstand während des Hochwassers 1924.

Eins der wenigen Fotos der Villenkolonie. Es entstand während des Hochwassers 1924.

Blick vom Main auf Sindlingen anno 1830. Links das Allesina/Schweitzersche Herrenhaus, rechts der Kirchturm von St. Dionysius mit dem neuen, nun nicht mehr direkt daran angebauten Kirchenschiff.  Fotos: Archiv Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein

Blick vom Main auf Sindlingen anno 1830. Links das Allesina/Schweitzersche Herrenhaus, rechts der Kirchturm von St. Dionysius mit dem neuen, nun nicht mehr direkt daran angebauten Kirchenschiff. Fotos: Archiv Sindlinger Heimat- und Geschichtsverein

 

Überraschung im Kaninchenstall – „Brauni“ sorgt für Nachwuchs

Überraschung im Kaninchenstall

„Brauni“ sorgt für Nachwuchs

Sind die süß! Kleine Fellknäuel kuscheln sich im Kaninchenkasten bei Familie Peters aneinander. Gleich zweimal stellte sich dort in den vergangenen Wochen Nachwuchs ein. Dabei waren Sohn Leif, mit seinen neun Jahren schon ein großer Tierfreund, seine kleine Schwester Ida und die Eltern Sonja und Jörg Peters eigentlich davon ausgegangen, dass sich nur Weibchen in dem Gehege aufhalten.
„Wir hatten schon immer Kaninchen“, berichtet Sonja Peters. Den Kindern ist der Umgang mit den Tieren vertraut. Leif kümmert sich fast alleine um den Mini-Zoo, füttert die Tiere vor der Schule, lässt sie ins Freie, gibt ihnen mittags Gemüse zum Knabbern und sieht zu, dass sie abends wieder in ihre Ställchen hoppeln. Als ein Lieblings-Kaninchen starb, waren zwar immer noch vier da, „aber wir waren doch ein wenig traurig. Deshalb haben wir wieder eins dazu genommen“, berichtet Mutter Sonja. Leif durfte sich beim Kleintierzuchtverein ein vermeintliches Weibchen aussuchen. Er taufte es „Brauni“ wegen des schönen braunen Fells. Die Tiere gewöhnten sich bald aneinander. Und dann lagen Mitte November Kaninchen-Babys im Nest. Quasi über Nacht „waren auf einmal fünf kleine Hasen da“, sagt Sonja Peters. Vater: Brauni. „Wir haben ihn kastrieren lassen. Aber bis das richtig wirkt, können drei Wochen vergehen“, wissen die Tierfreunde. Anscheinend nutzte Brauni die Zeit, um nochmal ein Weibchen zu beglücken. Jedenfalls benahm sich eines drei Tage vor Weihnachten ein wenig seltsam – und brachte dann vier Junge zur Welt. So tummelten sich zu Jahresbeginn fünf Kaninchen und neun Kaninchenbabys im Gehege. Gut, dass Leif zu Weihnachten einen weiteren Stall geschenkt bekommen hat! Zwischenzeitlich sind die meisten der Babys an Bekannte vermittelt. Drei behalten Peters‘ selbst – „Es ist einfach schön zu beobachten, wie aus den nackten Babys Wollhaufen und nach und nach kleine pelzige Tiere werden“, finden sie. Und ebenso schön ist es, so ein Tierchen im Arm zu halten und es zu streicheln. hn

Die niedlichen Kaninchen haben es Leif und Ida angetan. Fotos: Michael Sittig

Die niedlichen Kaninchen haben es Leif und Ida angetan. Fotos: Michael Sittig

Dicht an dicht sitzen die Kaninchenjungen in ihrem Kasten.

Dicht an dicht sitzen die Kaninchenjungen in ihrem Kasten.

Leserbrief: Baugebiete in Sindlingen – wer vergibt hier welche Chancen?

Leserbrief

Baugebiete in Sindlingen – wer vergibt hier welche Chancen ?

Es wirkt manchmal schon etwas befremdlich, wenn man in regelmäßigen Abständen über die lokale Presse die Zukunftsvisionen unserer Politiker lesen darf, wie sie sich unser Glück in unserem Stadtteil vorstellen. Vieles ist sicherlich im Sinne des Sindlinger Bürgers und wir können uns glücklich schätzen, dass Unzulänglichkeiten durch unsere gewählten Volksvertreter im Ehrenamt vorangetrieben und in vielen Fällen auch zum Abschluss gebracht werden. Respekt an dieser Stelle für die Beharrlichkeit und den zeitlichen Aufwand, der in der Regel in der Freizeit geleistet wird.
Es beschleicht jedoch nicht nur uns ein ungutes Gefühl, wenn von den Spitzen der beiden großen Parteien städtebaulich schwadroniert wird. Da wird mit einer Selbstverständlichkeit über die Entwicklung neuer Baugebiete diskutiert, deren (Un-) Sinnhaftigkeit sich allerhöchstens den inneren Zirkeln der Fraktionen erschließen mag. Den neutralen Beobachter solch abstruser Diskussionen beschleicht das ungute Gefühl, dass die „Machermentalität“, der tief verwurzelte Wunsch, an den großen Rädern der Stadtpolitik doch ein wenig mitdrehen zu wollen, unverändert unsere politischen Vertreter antreibt. Dann holt man auch gerne mal so abgenutzte Worthülsen aus der politischen Rhetorikkiste wie beispielsweise die der „verwehrten städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeit für den Stadtteil“. Mal ganz ehrlich: Wer hat im Jahr 2014 noch den Wunsch nach städtebaulicher Entwicklung in Form von neuen Baugebieten in Sindlingen und wer freut sich ganz konkret, wenn 1000, 2000 oder gar bis zu 4000 neue Einwohner das Wirtschaftswunder nun endlich auch zu uns bringen ? Klar, dann gibt’s vielleicht noch einen Alde mehr, vielleicht noch einen Lidl direkt daneben, eventuell einen größeren Rewe – und dann bezahlen die neuen Mitbürger ja auch noch Steuern. Na prima, genau darauf haben die Sindlinger gewartet!
Ist es unverschämt und unsozial, wenn wir heute für die wenigen Freiflächen in und um Sindlingen herum eine Nutzung einfordern, die dem Menschen, dem Sindlinger Bewohner tatsächlich die Fortentwicklung der „weichen Standortfaktoren“ erlebbar macht und die die doch wohl allseits unbestrittenen Belastungen in unserem Ballungsgebiet mit Großflughafen, Verkehrsknotenpunkt europäischer Bedeutung und einem oppulenten Industriepark mit fortwährenden Expansionswünschen etwas versucht abzumildern ? Würden wir eine Entwicklungschance vertun, wenn wir das potenzielle Baugebiet Sindlingen-Süd mit Nachdruck zu einer unbebauten Restfläche mit Wiederbelebung der nur noch fragmentarisch vorhandenen alten Streuobstwiesen entwickelten?
Und könnte im Erschließungsgebiet Sindlingen-West nicht für den Erhalt der Freiflächen mit Fortführung der landwirtschaftlichen Nutzung unter Aufwertung des Areals durch Spazierwege und Neugliederung mit Gehölzen, Baumgruppen und Bereichen, wo sich Kinder noch fernab von viel befahrenen Straßen austoben können, gestritten werden ? Warum heißt städtebauliche Entwicklung immer Baugebietsausweisung? Geht man davon aus, dass solche Wohnquartiere frei von negativen Auswirkungen wie Lärm und zusätzlichen Verkehrsbelastungen für den gesamten Stadtteil zu entwickeln sind?
Deshalb meine Bitte an unsere ehrenwerten Volksvertreter: Setzen Sie sich für das ein, was der Sindlinger Bürger möchte und nicht für das, was die Fraktion im stillen Kämmerlein – egal ob im Ortsbeirat oder im Frankfurter Römer – als heilsbringend für das Land ausbaldowert hat. Vertreten Sie bitte Sindlinger Interessen! Machen Sie Ihre Bebauungsabsichten zum zentralen Wahlkampfthema – mit Ortsterminen und klarer Darstellung dessen, wie die in Rede stehenden Flächen zukünftig aussehen werden. Sagen Sie den Sindlingern, was der Landschaftsplan für den Frankfurter Westen aussagt und wie es mit unserer Luftqualität bestellt ist und warum Sie in Kenntnis der Fakten sich für eine weitere Versiegelung der Landschaft einsetzen! Klären sie auf über die Art der Bebauung. Holen Sie sich den Auftrag der Wähler! Wir brauchen qualitätvolle Weiterentwicklung im Sinne der Menschen, die hier mit ihren Kindern leben wollen. Freiflächen gehören heute zu den höchsten Gütern in den stark verstädterten Ballungsräumen unserer Republik. Ziele, die städtebaulich vor Jahrzehnten mal angedacht und für sinnvoll erachtet wurden, verdienen heute eine kritische Hinterfragung. Wenn jedoch ein solcher Denkanstoß wieder einmal vor dem Hintergrund des „immer und immer weiter“ und „wir brauchen doch Wachstum“ ungehört verhallt, bleibt nur die Hoffnung, dass die Einzelfallprüfung nach Seveso II noch lange dem Expansionsdrang unserer Parteioberen und dem (angeblichen) Wohl der Sindlinger entgegensteht!
Fam. A. Schubert, Imkerweg

Heimspiel für Kasper, Seppel und Thomas Szymanski – Das „Frankfurter Puppentheater“ ist im Bürgerhaus zuhaus

Kultur

Heimspiel für Kasper, Seppel und Thomas Szymanski

Das „Frankfurter Puppentheater“ ist im Bürgerhaus zuhaus

Der Lausbub „Seppel“ ist ihm mit der Liebste. An „Gerda“ hängt Thomas Szymanski auch. „Sie gehört immer dazu, mit ihrer Frankfurter Klappe“, schmunzelt der Puppenspieler. Die Handpuppe Gerda begrüßt öfter mal das Publikum im Sindlinger Bürgerhaus. Das ist seit 2008 die Stamm-Spielstätte des unscheinbaren Mannes mit der hohen Stirn. Dort lagern viele seiner rund 200 Puppen, die Bühne, Kulissen und Spielpläne des „Frankfurter Puppentheaters“.
„Ursprünglich habe ich zehn Jahre lang in St. Nikolai am Zoo gespielt“, berichtet er. Als der Raum nicht mehr zur Verfügung stand, suchte er eine neue Spielstätte. Mit dem Besitzer des Sindlinger Bürgerhauses wurde er schnell einig, „und dann bin ich eingezogen“, sagt er. „Mittlerweile bin ich ganz gut etabliert. Ich habe ein Stammpublikum, und es kommen auch immer wieder neue Gäste“.
Fast jedes Wochenende steht Thomas Szymanski erst im Foyer, um Eintrittskarten, Kuchen und Getränke zu verkaufen, und dann hinter der Bühne. „Ich mache alles allein“, sagt er. Auch seine Stücke mit Titeln wie „Willibald der Fuchs und seine Waldabenteuer“, Drollos neue Abenteuer“, „Seppels Ritt auf der Tilli“ oder „Kasper und das verzauberte Auto“ schreibt er selbst. „Seppels Abenteur im Eisland“ mit der neuen Figur des Schneekobolds soll bald Premiere haben, ebenso „Knirps, der kleine Schneemann“. Sogar manche Puppe ist mittlerweile eine Eigenproduktion. Die meisten jedoch stammen aus dem Harz, sind im Hohensteiner Stil gehalten. Anfangs begnügte sich Szymanski mit den Klassikern, mit Kaspar, Seppel, Räuber, Prinzessin und Polizist. Mit den Jahren wuchs seine Puppenfamilie. Er besitzt Figuren für die Aufführung des Faust, sieben Zwerge für Schneewittchen und viele, die nach seinen eigenen Vorstellungen und den Maßen seiner Hand gearbeitet wurden, etwa einen Kapitän, Matrosen und weitere Unikate. Gemeinsam ist allen, dass sie mit drei Fingern geführt werden: Der Zeigefinger trägt den Kopf, Daumen und Mittelfinger bewegen die Arme. All das geschieht über Thomas Szymanskis Kopf. Die Arme in die Höhe gereckt, die Puppen aufgesetzt, geht, hüpft, schleicht oder läuft er für das Publikum unsichtbar hinter der Bühne hin und her. Nur so wirkt die Bewegung lebensecht. „Man muss wissen, wie eine Figur kommt und geht“, sagt er, „das ist ein richtiges Handwerk. Puppenführen will gelernt sein“.
Daran hat Thomas Szymanski sicher nicht gedacht, als er die ersten Vorstellungen gab. Schon als Zehnjähriger spielte er jüngeren Kindern kleine Stücke vor. Die Augsburger Puppenkiste und die Sesamstraße faszinierten ihn. Doch als er älter wurde, rückte das alles in den Hintergrund. Er lernte Krankenpfleger, heiratete, betrieb nur nebenbei ein wenig Puppenspiel. In Frankfurt begann er Anfang der 80-er Jahre, dem Hobby wieder mehr Raum zu geben. Er besuchte einen Lehrgang Handpuppenspiel, in dem er den ersten Schliff in der anspruchsvollen Kunst erhielt. Der Treburer Puppenspieler Franz Heinz Wolf nahm ihn unter seine Fittiche, baute ihm die Bühne. Thomas Szymanski besuchte Lehrgänge zu moderner Puppenführtechnik und wie man alles alleine bewältigen kann. Fünf Jahre lang bildete er gemeinsam mit anderen eine Amateurgruppe. „Es war eine schöne Zeit, ich habe viele Erfahrungen gesammelt“, sagt er. Seit 2007 betreibt er die Puppenspielerei professionell.
„Ich bin Puppenspieler mit Leib und Seele“, sagt Thomas Szymanski. Das spüren die Zuschauer. Viele kommen regelmäßig, oft sitzen 30, 40 oder mehr Besucher vor der Bühne. Aber auch, wenn nur fünf kommen, gibt Thomas Szymanski alles. „Hauptsache, sie gehen raus und sagen: Das war toll. Wir kommen wieder“, findet er.
Geeignet sind die Stücke für Kinder ab drei, vier Jahren. Eine Vorstellung dauert im Schnitt 45 Minuten. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf, für Kinder vier Euro. Als zusätzlichen Anreiz veranstaltet der Puppenspieler eine Tombola mit den Nummern der Eintrittskarten. Zu gewinnen sind Freikarten oder ein Auftritt bei einem Kindergeburtstag zum Sonderpreis. Denn mit einer transportablen Bühne kann Thomas Szymansik auch außerhalb des Bürgerhauses Kasper, Seppel, Gerda und Co zum Leben erwecken. hn

Infos: Thomas Szymanski, Telefon (069) 49 59 73, mobil: 0173 47 28 200, Internet: www.kasper3757.beepworld.de

Hallo Kinder! Regelmäßig spielt Thomas Szymanski mit seinem Frankfurter Puppentheater im Sindlinger Bürgerhaus. Foto: Michael Sittig

Hallo Kinder! Regelmäßig spielt Thomas Szymanski mit seinem Frankfurter Puppentheater im Sindlinger Bürgerhaus. Foto: Michael Sittig

 

Der Spielplan:

16. Februar: Drollos neue Abenteuer oder der Zauberhonig
22. Februar: „Seppels Ritt auf der Tilli“

Im März:
1.: „Kasper und das verzauberte Auto“
2.: „Gunda, das Riesenschwein“
8: „Schnüffelchens Abenteuer“
9.: „Kasper und der geheimnisvolle Brief“
15.: „Die Abenteuer von Stups, dem Erdmännchen“
16.: „Die Goldene Säge“
22.: „Die Goldene Milchkanne“ (Premiere)
29.: „Der Diebstahl vom Försterhaus“
30.: „Kasper und das Gespenst von der Burg Falkenstein“.

Die Stücke eignen sich für Kinder ab drei Jahren. Beginn der Vorführungen ist jeweils um 15.30 Uhr, Spieldauer rund 45 Minuten. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf, für Kinder vier Euro. Die weiteren Termine stehen im Internet unter www.kasper3757.beepworld.de

 

Sindlinger Platt – Mundartabend des Geschichtsvereins

Sindlinger Platt

Mundartabend des Geschichtsvereins

Am Montag, 17. Februar, gestalten die Mitglieder des Geschichtsvereins bei Ebbelwoi und Brezzeln einen Mundartabend, bei dem jeder einen kleinen Beitrag beisteuern kann. Kleine Gedichte, kurze Geschichten und so weiter kommen dabei zu Gehör. Der Initiator des Ganzen, Karlheinz Tratt, hatte den Mitgliedern dazu geschrieben:
„Ich glaab, dass mer unser Sindlinger Platt nit ganz unnergehe lasse sollde un hat die Idee, dass mer in lockerer Runde, wie an enem Stammdisch sich hiehockt, en Ebbelwei dringt oder aach e Woische und jeder hat dehaam im stille Kämmersche e Gedichtsche vorbereid, was er gern emol vorem gleichge-sinnte Publigum vordraache kennt. Es misse kaa ellelange Dinger sei, wie die Glogge von dem Schiller, sonnern korze un lustige Gedichtscher. Des scheene an der ganze Sach is, mer brauch die Verscher noch nit emol auswenndisch zu lerne, mer kannse genauso gut aach ablese, mit e klaa bische Betonung, wie es die Frollein May immer gesaacht hat.
Nicht nur Mitglieder, auch Gäste und Freunde am „Sindlinger Platt“ sind an diesem Abend um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus herzlich willkommen. df

Kolumne Lebensfragen

Kolumne Lebensfragen

Was wird aus unseren Vereinen?
Lieber Herr Sacher,

mir fällt seit Jahren negativ auf, dass die Bereitschaft der Bürger, sich persönlich zu engagieren, stetig abnimmt. So war es noch vor mehr als zehn Jahren kein Problem für unseren Verein, 40 Helfer für das Ranzenbrunnenfest zu finden. Heutzutage ist alles „Bitten und Betteln“ meist vergebens, da die Angesprochenen Wichtigeres zu tun haben – oder es zumindest vorgeben. Mitgliederversammlungen haben sich inzwischen auf „Familientreffen“ reduziert und die Absicht, Ämter im Vorstand abzugeben, erweist sich schlichtweg als undurchführbar, da keine Nachfolger dafür bereit stehen. Bei den Angeboten des Vereins ist es umgekehrt. Es gibt Wartelisten bei der Schwimmausbildung, auf denen regelmäßig rund 50 Namen stehen.Sind wir schon in der, von Politikern propagierten, Dienstleistungsgesellschaft angekommen, in der man nach sich dem Motto „Geiz ist geil“ die Rosinen rauspickt und alles andere schlichtweg egal ist?
Ihr Helmut Trompeter

Lieber Herr Trompeter,

treffen sich drei Deutsche und gründen einen Verein. Dieser Spruch ist mir gleich eingefallen, als ich Ihre Frage gelesen habe. Und dann habe ich mal nachgedacht, in wie vielen Vereinen ich eigentlich Mitglied bin. Es sind drei. Und bei einem der Vereine stimmt der Spruch vom Anfang wirklich. Den habe ich mit einigen Freunden zur Studienzeit in Berlin gegründet, um eine Studierendenzeitung dauerhaft zu finanzieren. Trafen sich drei Studenten und gründeten einen Verein.
Mit meinen drei Vereinen liege ich ziemlich im Durchschnitt, wenn ich meinen Bekanntenkreis so ansehe. Aber ist das repräsentativ? Ich habe auf Ihre Frage hin mal nachgeforscht, wie es im deutschen Vereinswesen aussieht. Alle großen Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass wir Deutschen nach wie vor „Vereinsmeier“ sind. Es gibt heutzutage siebenmal mehr Vereine als noch vor 50 Jahren.
Doch haben Sie ja geschrieben, dass es nicht am Interesse mangelt, sondern an der Bereitschaft mitzugestalten. Wenn ich jetzt wieder an meine drei Vereine denke, dann muss ich zugeben, ich habe gerade in keinem ein Amt inne. Aber ich war mal einmal Präsident des Vereins, den ich mitgegründet habe. Bei den anderen beiden bin ich nur Nutznießer. Ich picke mir, so wie Sie es geschrieben haben, die Rosinen raus und engagiere mich nicht weiter.
Nun höre ich hier in Sindlingen öfter, dass es das Gefühl gibt, dass es früher mehr Engagement gab und dass es irgendwie den Bach runter geht mit den Sindlinger Vereinen. Ihre Beobachtung wird also von anderen geteilt und ist sicher auch richtig.
Doch glaube ich nicht, dass das etwas mit einer allgemeinen Entwicklung in unserer Gesellschaft zu tun hat. Die Studien, die ich vorhin schon erwähnt habe, sagen auch, dass noch nie so viele Deutsche ehrenamtlich engagiert waren wie heute. Es hat also, so doof das jetzt erst einmal klingen mag, eher etwas mit Sindlingen zu tun. Nun bin ich noch nicht lange genug hier, um zu verstehen, warum das im Moment so ist. Aber ich denke, dass es einfach eine Phase ist. So wie ich gerade in keinem meiner Vereine wirklich aktiv bin, so wie ich es aber mal war und auch wieder sein werde, so wird es sich in Sindlingen auch wieder entwickeln. Und zwar, weil es Menschen wie Sie gibt, die den Kampf gegen die Windmühlen führen und versuchen, weiter aktives Vereinsleben aufrecht zu halten, obwohl es so schwierig ist. Sie tun uns allen damit einen großen Dienst. Vielen Dank!

Ihr Konstantin Sacher
Vikar der evangelischen Gemeinde

 

Fragen?
Haben auch Sie eine Frage an Konstantin Sacher? Dann schicken Sie sie per E-Mail an vikarsacher@gmail.com oder schriftlich an die Postadresse der evangelischen Gemeinde, zu Händen Vikar Konstantin Sacher, Sindlinger Bahnstraße 44.

Termine Februar 2014

ücherfresser und QR-Code-Rätsel
„Buch auf – Meinung ab“ heißt es im Februar gleich zweimal in der Stadtteilbücherei. Am Mittwoch, 12. Februar, sind Kinder ab acht Jahren zu einer Taschenlampen-Lesung eingeladen. Es geht um einen Bücherfresser, Geheimversteck und Geisterstunde von Cornelia Funke. Am Mitwoch, 26. Februar, können sich die Kinder an einem Ratespiel beteiligen. Beide Veranstaltungen beginnen um 15.30 Uhr.
Kinder ab sechs Jahren können sich der „Bücher-Bande“ anschließen und am Mittwoch, 19. Februar, ebenfalls ab 15.30 Uhr mit iPads auf Spurensuche gehen. Dabei lösen sie das QR-Code-Rätsel.

@ Wir zeigen’s Ihnen!
Eine Interneteinführung mit persönlicher Betreuung bietet die Stadtteilbücherei am Donnerstag, 27. Februar, an. Von 9 bis 10.45 Uhr werden Grundlagen erläutert, von 11 bis 12.45 Uhr E-Mails erklärt. Interessenten können sich in der Bücherei, Sindlinger Bahnstraße 124, Telefon 37 27 24, anmelden.

 

Heiliger Bürokratius – Förderverein muss Satzung ändern

Der Förderverein Buchstütze der Stadtteilbücherei lädt am Freitag, 21. Februar, zu einer Mitgliederversammlung ein. „Leider müssen wir zur Erlangung der Gemeinnützigkeit eine Satzungsänderung vornehmen. Es ist nur ein kleiner Vorgang. Komplizierter war es, den Vorgaben des Finanzamtes gerecht zu werden, haben sich doch die Vorschriften geändert. Deshalb wurde die von anderen Vereinen übernommene Fassung in unserer Satzung nicht anerkannt. Positiv ist anzumerken, dass die benötigte Formulierung zwar recht bürokratisch klingt, die Hilfe des Finanzamtes aber sehr unbürokratisch war“, erläutert Vorsitzender Mario Gesiarz. Um diese Satzungsänderung durchzuführen, wird die Versammlung am 21. Februar um 19 Uhr in der Bücherei anberaumt. „Und damit es sich auch lohnt zu kommen, wird sich an die Mitgliederversammlung eine Lesung anschließen“, kündigt der Vorsitzende an. simobla

 

VdK Sindlingen

Sprechstunden
Nächste Beratungsstunden des VdK-Ortsverbands sind am Freitag, 7., und Freitag, 21. Februar. Die Berater informieren über das Sozialrecht, helfen insbesondere bei Fragen zum Schwerbehindertenrecht und beim Stellen von Kur- und Wohngeldanträgen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Wer Rat sucht, kommt einfach zwischen 16 und 18 Uhr in die Räume des Seniorenverbands, Edenkobener Straße 20a.

Stammtisch
Es ist immer eine gesellige Runde, die sich zum monatlichen VdK-Stammtisch im „Loch“ einfindet. Wer auch im Februar dabei sein möchte, wird gebeten, sich bis 7. Februar bei Renate Fröhlich, Telefon 37 12 03, anzumelden. Der Stammtisch kommt am Donnerstag, 13. Februar, ab 18 Uhr in der Gaststätte „Zur Mainlust“ zusammen.

Kreppelkaffee
Zum Kreppelkaffee im Turnerheim lädt der VdK-Ortsverband am Sonntag, 23. Februar, ein. Beginn ist um 14.51 Uhr, Renate Metz führt durch den fröhlichen Nachmittag. Renate Fröhlich, Telefon 37 12 03, hilft ebenfalls bei der Organisation und nimmt auch die Anmeldungen an (bis 15. Februar).

 

Heimspiele der Handballer

Die Vorrunde ist für die aktiven Handballer der Spielgemeinschaft Sindlingen/Zeilsheim (HSG) nicht sehr gut verlaufen. Die erste Damenmannschaft steht am Tabellenende der Bezirksoberliga Wiesbaden/Frankfurt, die erste Herrenmannschaft konnte sich in der Einfachrunde der Bezirksklasse A nicht im Feld der ersten Acht etablieren und kämpft nun ebenfalls gegen den Abstieg. Es stehen den Handballfreunden also spannende Spiele ins Haus.
Die nächsten Heimspiele in der TVS-Sporthalle, Mockstädter Weg:
Samstag, 8. Februar, 14.15 Uhr männliche B-Jugend, 16 Uhr männliche A-Jugend, 18 Uhr Herren II. Sonntag, 9. Februar, 16 Uhr, Damen II, 18 Uhr Damen I gegen TSG Epostein.
Samstag, 15. Februar: 13 Uhr männliche E-Jugend, 14.30 Uhr männliche D-Jugend, 16.15 Uhr weibliche B-Jugend. Sonntag, 16. Februar, 14.15 Uhr weibliche C-Jugend, 16 Uhr männliche A-Jugend, 18 Uhr Damen I gegen TuS Kriftel. Samstag, 22. Februar, 14 Uhr, Herren II, 16 Uhr, Damen II, 18 Uhr Damen I gegen TSG Eddersheim II.
Die Spieltermine für die Herren I stehen noch nicht fest. simobla

Kugeln zerschmettert, Beleuchtung zerstört

Kugeln zerschmettert, Beleuchtung zerstört

Mit viel Liebe und Mühe hatten die Sängerinnen des Frauenchors Germania pünktlich zur Adventszeit den Tannenbaum am Dalles weihnachtlich geschmückt. Der Baumschmuck kam aus den eigenen Reihen, ein Sponsor ermöglichte die Beleuchtung und so konnte der Baum rechtzeitig zum Weihnachtsmarkt festlich erstrahlen. Doch kurz nach Weihnachten war die Pracht dahin. Etliche Kugeln waren abgerissen und lagen zertreten am Boden, die Beleuchtung war heruntergerissen und zerstört!
Die Sängerinnen finden es sehr bedauerlich, dass ihr Engagement für den Stadtteil so wenig Achtung erfährt. Auch wenn die Täter diesen Bericht vermutlich nicht selber lesen, so werden hoffentlich die Anwohner aufmerksam gemacht, Augen und Ohren offen zu halten – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. as