Alfons Gerling
Der „Löwe von Zeilsheim“ zieht sich zurück
Abschiedsempfang in der Stadthalle
Hoffentlich gibt das keinen Tennis-Arm! Mehr als 500 Hände schüttelte Alfons Gerling bei seinem Abschiedsempfang in der Stadthalle Zeilsheim. Jeden im Saal kannte er persönlich, für jeden hatte er ein freundliches Wort. Er vermittelt den Menschen, dass er sie schätzt und ernst nimmt und es ehrlich meint. Im Gegenzug schätzen sie ihn und vertrauen ihm. Und so bedauern es viele, dass sich der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete mit seinen 69 Jahren nun aus dem aktiven politischen Dienst zurückgezogen hat.
Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Landtag gab er einen Abschiedsempfang in der Stadthalle Zeilsheim – in „seiner“ Stadthalle, der „Alfons-Gerling-Stadthalle“, wie die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth sagte. Dass sie gebaut wurde, ist maßgeblich sein Verdienst. Petra Roth ist wie Gerling Jahrgang 1944 und ging ab 1977 einen großen Teil des politischen Wegs gemeinsam mit ihm. „So altert man durch in der Politik, vom kämpferischen Jung-Politiker zur Senioren-Union“, scherzte sie. Vor allem hob sie die Einführung des „Frankfurter Modells“ in der Drogenpolitik 1993 hervor. Dass dieser wegweisende Umgang mit Drogenkranken gegangen werden konnte, sei nicht zuletzt Alfons Gerling zu verdanken. Als Sozialpolitiker mit christlichen Werten habe für ihn stets der Mensch im Mittelpunkt allen Handelns gestanden. So steht es auch auf seiner Internet-Heimseite: „Ich habe mir zum Ziel gemacht, mich für andere einzusetzen“. „Das ist ihm vorbildlich gelungen“, lobte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Obwohl der „Löwe von Zeilsheim“ nie ein Mann des lauten Wortes war, habe man ihm immer zugehört, wenn er etwas zu sagen hatte – eben weil er etwas zu sagen hatte. „Er ist beliebt, aber nie beliebig“, sagte Bouffier. Sein Ansehen gehe weit über die eigenen Reihen hinaus. „Alfons Gerling hat Politik so gelebt, wie sie sein sollte: Nah bei den Menschen und für die Menschen“, bescheinigte ihm auch Uwe Becker. CDU-Kreisvorsitzender und Frankfurter Kämmerer.
Bester Beweis dafür war ein Blick in die Runde. Da saßen nicht nur Parteifreunde aus Land und Stadt, sondern auch von der Basis, aus den verschiedenen Ortsverbänden des Frankfurter Westens, Vertreter der Wirtschaft und vor allem: Sänger, Sportler und weitere Mitglieder der verschiedensten Vereine und Verbände. „Ich bin sehr gerührt, dass alle hergekommen sind – meinetwegen“, sagte Gerling: „Das ist mir eine große Freude“. Er dankte besonders den Gesangvereinen MGV Eintracht Zeilsheim, Volkschor Thalia Zeilsheim und Germania Sindlingen, die das Programm mit gestalteten. In allen dreien ist er Mitglied, wie auch in vielen anderen Vereinen und Verbänden. „Ich habe mich nie um Ehrenämter bemüht“, sagte er, aber sie wurden ihm häufig angetragen. Und er ließ sich auch immer in die Pflicht nehmen: „Das entsprach meiner Herkunft und Erziehung“. Er wollte stets einen Beitrag zu Gemeinschaft und Gemeinwohl leisten. Dass damit auch mal Ärger, Frust und Enttäuschungen verbunden waren, „gehört zum Leben dazu“, sagte er. Doch habe er alles gerne getan und viel Freude und Genugtuung erlebt. Nun blicke er dankbar zurück auf über 50 Jahre ehrenamtliche und über 40 Jahre politische Tätigkeit. „Ich möchte kürzertreten, mehr Zeit für meine Familie haben“, kündigte er an, „aber ich werde nicht auf der Parkbank sitzen“. Seine Ehrenämter führe er zunächst fort und wolle sich auch weiter in der CDU engagieren – wenn auch nicht mehr an vorderster Stelle. „Mein letzter offizieller Satz: Es war mir eine Ehre,…“, sagte er und musste schlucken. Die ersten Zuhörer standen auf und applaudierten. Nur mit Mühe konnte Gerling noch zu Ende bringen: „…so lange Ihr Zeilsheimer Abgeordneter und CDU-Vorsitzender gewesen zu sein“, dann übertönte der stehende Applaus alles weitere. hn

Alfons und Brunhilde Gerling mit Ministerpräsident Volker Bouffier. Fotos: Michael Sittig

Die ehemalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth gehörte zu denen, die Alfons Gerlings Leistungen hervorhoben.

Immer ein direkter Draht zu den Parteifreunden: CDU-Kreisvorsitzender Uwe Becker (links) schenkte Alfons Gerling ein rotes Telefon.
Zuhause in der CDU
Geboren am 14. August 1944, trat der Zeilsheimer Alfons Gerling mit 14 Jahren sein erstes Ehrenamt an. Er wurde Gruppenleiter in der katholischen Gemeinde. Damals besuchter er noch die Volksschule. 1959 begann er eine kaufmännische Lehrer, leistete danach seinen Wehrdienst beim Bundesgrenzschutz und arbeitete ab 1966 als kaufmännischer Angestellter. Bereits 1964 trat er in die Junge Union ein, 1970 in die CDU, 1972 in die CDA (christlich-demokratische Arbeitnehmerschaft). Außerdem wählte ihn die Zeilsheimer CDU 1971 zu ihrem Vorsitzenden – was Gerling bis 2013 blieb. 1972 kam er auch ins Frankfurter Stadtparlament, 1987 in den hessischen Landtag. Insgesamt sieben Mal wählten ihn die Bürger direkt dorthin. Seit 1990 führt Alfons Gerling die CDU-Arbeitsgemeinschaft West in Frankfurt und war von 2006 bis 2012 Landesvorsitzender der Senioren-Union. Seit 2008 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der Senioren-Union und seit 2010 deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Zudem war er mehrfach Mitglied der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt.
Neben der großen Politik bewahrte sich Alfons Gerling immer die Nähe zur Nachbarschaft. In etlichen Vereinen ist er förderndes Mitglied, engagiert sich in kirchlichen und Wohlfahrtsverbänden, darunter der VdK-Landesverband. Von 1971 bis 2005 leitete er den Zeilsheimer Vereinsring,der ihn anschließend zum Ehrenvorsitzenden kürte.
Vergangenes Jahr begann Gerling seinen Rückzug aus der aktiven Politik. Im Dezember verzichtete er bei den Vorstandswahlen der Zeilsheimer CDU auf eine erneute Kandidatur. Nachfolgerin wurde Claudia Wesner. Zwischenzeitlich hat ihn der Ortsverband zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Am 17. Januar schied Gerling aus dem Landtag aus.
Gästeliste
Zum Empfang in der Stadthalle kamen knapp 550 Gäste. Namentlich begrüßt wurden
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Landtagspräsident Norbert Kartmann, stellvertretender Ministerpräsident Jörg Uwe Hahn, Staatsminister Michael Boddenberg, Innen- und Sportminister Boris Rhein, der Leiter der Staatskanzlei Axel Wintermeyer, der ehemalige Staatsminister Udo Corts, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag Christean Wagner, Gerlings Nachfolger im Landtag, Uwe Serke, der Europaabgeordnete Thomas Mann, Bundestagsabgeordneter Matthias Zimmer, die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, Stadtverordnetenvorsteherin Bernadette Weyland, ihr Vorgänger Karlheinz Bührmann, CDU-Kreisvorsitzender und Frankfurter Kämmerer Uwe Becker, die Stadträte Markus Frank, Jan Schneider und Erika Pfreundschuh, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Römer, Michael zu Löwenstein, der Höchster Verwaltungschef Henning Brand und Vorgänger Dieter Butz, Vertreter des Ortsbeirats Sechs und der CDU-Verbände vor allem im Frankfurter Westen, Sozialbezirksvorsteherin Maria Berk, Ortsgerichtsvorsteher Rolf Wüst, die Stadtbezirksvorsteher Angelika Ochs und Walter Piroth, der Vize-Präsident der IHK Frankfurt, Thomas Reichert, Der Geschäftsführer der Saalbau, Andreas Eichstädt sowie die Vertreter der Vereinsringe Sindlingen, Zeilsheim, Sossenheim, Griesheim, Unterliederbach und Nied.