Stadtteilbücherei – Lesefreunde bilden „Buchstütze“

Stadtteilbücherei

Lesefreunde bilden „Buchstütze“

Förderverein gegründet – Lesen, Hören und Zuhören

Von Heide Noll

„Unser nächstes Treffen wird bestimmt nicht so formal“, versprach der neue Vorsitzende des jüngsten Vereins in Sindlingen und Zeilsheim. Mario Gesiarz, bekannt als Mundart-Rezitator, Stoltze-Fan und „Bären-Schorsch“, hatte die Gründung eines Förderverein für die Stadtteilbibliothek vorbereitet. Zusammen mit 13 weiteren Gründungsmitgliedern und Büchereileiterin Vera Dopichaj, die als Wahlleiterin fungierte, ging er am 18. März den Satzungsentwurf durch. Erster Punkt: der Name. Ute Pfleger schlug „Buchstütze“ vor, und das gefiel allen.
Die Wahl von Gesiarz zum Vorsitzenden war Formsache; ebenso die Wahl von Renate Donges-Kaveh zur Kassenwartin. Andrea Höller aus Zeilsheim gab den aufmunternden Worten aus der Runde nach anfänglichem Zögern nach und stellte sich für den zweiten Vorsitz zur Verfügung. Damit ist der Vorstand räumlich optimal aufgestellt: Sindlingen-Süd, Sindlingen-Nord und Zeilsheim sind darin vertreten.
Nachdem das geklärt war, unterschrieben die Männer und Frauen, die sich der Bücherei allesamt besonders verbunden fühlen, das Gründungsprotokoll. Der Vorstand bringt es nun, zusammen mit weiteren Unterlagen, zum Ortsgericht. Dort wird alles beglaubigt und ans Amtsgericht weitergeleitet. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Förderverein eingetragen wird, sich „e.V.“ nennen darf und ein Konto einrichten kann.
Nachdem alle Formalien erfüllt waren, stießen die Vereinsgründer mit Apfel-Secco auf das Ereignis an. „Das Bestreben, einen solchen Verein zu bilden, gibt es schon lange“, sagte Mario Gesiarz (58 Jahre). Er wird demnächst die Ruhephase der Altersteilzeit beginnen und hat deshalb mehr Zeit fürs Ehrenamt. Das, aber vor allem der erfreuliche Anlauf der „Bücher-Essen“-Abende haben ihn dazu bewogen, zu einer der treibenden Kräfte zu werden. „Ich bin bereit, mich vor den Karren spannen zu lassen und zu ziehen“, sagte er: „Mal sehen, was daraus wird“.
„Ich liebe Lesen. Ich habe als Kind selbst vorgelesen bekommen, habe meinen Kindern vorgelesen und möchte das weitergeben“, sagt Renate Donges-Kaveh (67). Das tut sie schon als „Lesefreundin“, die regelmäßig mittwochs Kindern ab vier Jahren in der Bücherei vorliest und anschließend mit ihnen bastelt. „Ich lese selbst gern, besuche mit meinen Kindern die Veranstaltungen. Wir leihen häufig aus, und die Kinder profitieren durch das Lesen, ihre Rechtschreibung wird besser“, listet Andrea Höller (43) auf, was sie an der Stadtteilbücherei mag. Ebenfalls positiv sei die räumliche Nähe: „Wir sind in fünf Minuten hier“. Sie schätzt ferner, dass es günstige kulturelle Veranstaltungen wie das Bücher-Essen gibt, bei denen sie auf Gleichgesinnte trifft.
Deshalb begrüßt auch sie die Gründung des Vereins und engagiert sich. Was einst das „Kinderforum Sindlingen“, vor allem im Kampf um den Erhalt der Bibliothek, begann, findet nun mit der Gründung des Fördervereins „Buchstütze“ einen ersten Höhepunkt, erklärt Mario Gesiarz: „Ziel des Vereins wird es sein, durch kulturelle Aktivitäten die Stadtteilbibliothek zu unterstützen und die guten Besucherzahlen zu erhöhen und Mittel zu beschaffen um eine Ausweitung des Medienbestands zu ermöglichen. Vor allem aber geht es auch darum, mehr Menschen aller Altersklassen zum Lesen, Hören und Zuhören zu bringen. Auch Vorleser und Helferinnen und Helfer unterschiedlichster Art aus den beiden westlichen Stadtteilen will die „Buchstütze“ gewinnen. Und damit zur festen „Stütze“ der schon jetzt recht beliebten Stadtteilbibliothek werden.“
Der Mitgliedsbeitrag von 24 Euro im Jahr ist da nur ein Sockel. Wer will, darf gerne mehr geben. Größere Beträge erhoffen sich die Mitglieder durch Spenden und Veranstaltungen. Verschiedene Termine stehen schon fest: die beliebten „Bücher-Essen“ am 7. Juni und 16. August, jeweils 19 Uhr, in der Bücherei. Am 18. Mai wird sich die „Buchstütze“ beim Schulfest zum 40-jährigen Bestehen der Ludwig-Weber-Schule präsentieren, am 15. Juni beim Nachbarschaftsfest in der Hermann-Brill-Straße. Ferner liebäugeln die Mitglieder mit dem Zeilsheimer Froschbrunnenfest am 18. Juni und dem Sindlinger Ranzenbrunnenfest am 7. September; sie beschlossen, der Arbeitsgemeinschaft der Sindlinger Ortsvereine beizutreten. Der Zeilsheimer Vereinsring hat auch schon angefragt, berichtet Gesiarz.
Büchereileiterin Vera Dopichaj ist ihrerseits froh über ihre engagierten Leser: „Toll, dass wir jetzt einen Förderverein haben“, findet sie. Angesichts von mehr als 26000 Besuchern und über 35000 Ausleihen im Jahr dürfte sich sicher noch der eine oder andere bereit erklären, den Förderverein zu fördern – finanziell, ideell oder durch tätige Mithilfe.

 

Mitglied werden
Wer Mitglied werden oder spenden möchte, kann das ganz einfach: E-Mailschicken mit „ja, ich will mitmachen!“ oder telefonisch unter 069-37 21 18 oder direkt in der Stadtteilbibliothek. Der Jahresbeitrag beträgt 24 Euro.
Bücher spenden
Bei einigen Veranstaltungen möchte sich der neuen Förderverein eventuell mit einem Bücherflohmarkt beteiligen. Wer Bücher dafür spenden möchte, kann diese in der Stadtteilbibliothek abgeben oder unter 0 69-37 21 18 anrufen. Die Mitglieder holen sie auch gerne ab. Helferinnen und Helfer sind auch sehr willkommen.

Buchstützen: Diese Lesefreunde haben im April den Förderverein Sindlingen/Zeilsheim für die Stadtteilbücherei „Buchstütze“ gegründet. Leiterin Vera Dopichaj (links) freut sich über ihre engagierten Leser. Foto: Michael Sittig

Buchstützen: Diese Lesefreunde haben im April den Förderverein Sindlingen/Zeilsheim für die Stadtteilbücherei „Buchstütze“ gegründet. Leiterin Vera Dopichaj (links) freut sich über ihre engagierten Leser. Foto: Michael Sittig

So macht Lesen lernen Spaß: In der Leseecke entdecken schon die Kleinen mit Vera Dopichaj Räuber Hotzenplotz und Konsorten. Foto: Michael Sittig

So macht Lesen lernen Spaß: In der Leseecke entdecken schon die Kleinen mit Vera Dopichaj Räuber Hotzenplotz und Konsorten. Foto: Michael Sittig