Park mit Villa zu verkaufen

Meister-Gelände

Park mit Villa zu verkaufen

SPD plädiert für Erwerb durch die Stadt, CDU lehnt das ab

Park und Villa von Meister sollen verkauft werden. Die Besitzer, eine Erbengemeinschaft von Nachkommen der Familie von Meister, suchen schon seit einigen Jahren einen Abnehmer für das teilweise denkmalgeschützte Areal. Bislang jedoch hat noch jeder Interessent nach einer Ortsbesichtigung dankend abgelehnt. Von der autobahnähnlichen Mainbrücke her schallt der Lärm, der Anblick der Müllverbrennungsanlage und der Industriebauten der Infraserv ist wenig idyllisch und die Auflagen des Denkmalschutzes für die Villa und den Park gehen ins Geld und schränken Nutzungsmöglichkeiten ein.
Zumal die letzte Besitzerin, Fräulein Elisabeth von Meister, testamentarisch verfügt hat, dass das Gelände einem sozialen Zweck dienen und gleichzeitig den Sindlinger Bürgern zugänglich bleiben soll. Die Fachklinik Villa unter den Linden des Deutschen Ordens erfüllt beides. Seit nunmehr 30 Jahren ist im früheren Wohnhaus derer von Meister eine Therapieeinrichtung untergebracht. In der Orangerie betreibt die Klinik ein drogenfreies Café und Bistro, das Patienten wie Bürgern offensteht. Rosen- und Lichterfest, Führungen durch den Park und die Kooperation mit dem Sindlinger Reiterverein, der Reithalle, Reitplatz und Ställe des Anwesens nutzt, sorgen ebenfalls für Öffentlichkeit.
Um all das zu erhalten, setzt sich die SPD dafür ein, dass die Stadt Frankfurt das Areal kauft. Ein entsprechender Antrag soll im neuen Jahr im Stadtparlament behandelt werden. Den Mietern vom Deutschen Orden wäre das recht: „Ein Erwerb durch die Stadt Frankfurt wäre am sinnvollsten. Wir wollen gerne bleiben und am liebsten wäre uns, wenn alle bleibt wie es ist“, sagt Johannes Rinnert, Leiter der Fachklinik Villa unter den Linden.
CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin dagegen hält nichts von einem „vorschnellen Kauf durch die Stadt“, erklärt er. Zum Kaufpreis (das Höchster Kreisblatt nannte die Zahl von fünf Millionen Euro) kämen Sanierungskosten in Millionenhöhe für Gebäude, Orangerie, Pferdestall, Reithalle, Gärtnerhaus, Grünanlagen und Begrenzungsmauern. „Überall ist für jedermann leicht erkennbar: Hier müssen Hunderttausende von Euro investiert werden, um die Bausubstanz einigermaßen zu erhalten“, führt er aus. Von den jährlichen laufenden Kosten für Unterhaltung und Pflege des Parks ganz zu schweigen.
Dennoch sieht auch Fribolin Handlungsbedarf bei der Stadt Frankfurt, „denn die Villa Meister ist den Sindlingern zweifellos eine Herzensangelegeheit, sie gehört zum Stadtteil und es ist unbedingt wichtig, dass das Gelände, wie testamentarisch verfügt, den Sindlingern offen stehen muss“, sagt er. Das solle aber nicht mit Hilfe von Steuergeld geschehen. Realistischer wäre eine privatwirtschaftliche Vermarktung, die gleichzeitig den Erhalt der Bausubstanz sichert, regt der Ortsbeirat an. Denkbar wäre seiner Meinung nach eine Seniorenresidenz in der Villa und „die Ausweisung von Wohnbauflächen im Gebiet „Hinter Schweizers Gärten“. Das sind die früheren Gemüsegärten, die Fläche außerhalb des denkmalgeschützten Parks, die der Reiterverein derzeit als Pferdekoppel nutzt. „Einnahmen aus der Vermarktung dieses Geländes, auf dem zum Beispiel auch die bestehende Fachklinik neu entstehen könnte, würden die Zukunft der Villa und der anderen Gebäude langfristig sichern, ohne jedoch den städtischen Haushalt zu belasten“, findet Fribolin.
Der Ankauf der Villa Meister durch die Stadt Frankfurt sei im Hinblick auf langjährige unkalkulierbare finanzielle Belastungen des städtischen Haushaltes abzulehnen. Das verbriefte Recht der Sindlinger auf Öffentlichkeit des Parks jedoch müsse bei dem privaten Verkauf gesichert bleiben, ebenso der Erhalt der Reithalle und der Reitställe als Existenzgrundlage des Reitervereins. Ebenso sollte die gastronomische Nutzung der Orangerie, die inzwischen eine gute Tradition in Sindlingen hat, gesichert bleiben.
Eine entsprechende Anregung will Fribolin in der Januar-Sitzung des Ortsbeirates 6 auf die Tagesordnung setzen lassen und den Magistrat bitten, hier tätig zu werden. hn

„Schlösschen“ wird die Villa unter den Linden, das frühere Wohnhaus der Familie von Meister, auch genannt.

„Schlösschen“ wird die Villa unter den Linden, das frühere Wohnhaus der Familie von Meister, auch genannt.

Gestern Gemüsegarten, heute Pferdekoppel, morgen Baugebiet? Die Fläche zwischen dem denkmalgeschützten Meister-Park und den Nachbarn könnte bebaut werden, schlägt CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin vor.

Gestern Gemüsegarten, heute Pferdekoppel, morgen Baugebiet? Die Fläche zwischen dem denkmalgeschützten Meister-Park und den Nachbarn könnte bebaut werden, schlägt CDU-Ortsbeirat Albrecht Fribolin vor.

Beliebt, aber reparaturbedürftig: die Orangerie, der Wintergarten vor dem Reiterhof. Fotos: Michael Sittig

Beliebt, aber reparaturbedürftig: die Orangerie, der Wintergarten vor dem Reiterhof. Fotos: Michael Sittig