Zu Fuß durch die Karpaten

Zu Fuß durch die Karpaten

Sindlinger Läufer Abenteuerliche Wanderung von Kamm zu Kamm

Unberührte Natur erlebten fünf Sindlinger im „wilden Osten“: Edwin Reinhardt, Markus Neu, Ralf Kronz, Hubert Huthmacher und Ulrich Bonnaire wanderten fünf Tage lang durch die Karpaten.

Alle fünf gehören zu den „Sindlinger Läufern“. Das ist ein Freundeskreis, der sich jeden Montag zum gemeinsamen Dauerlaufen trifft. Seine Gründer begannen damit in den späten 70-er Jahren zur Vorbereitung auf das Sportabitur. Ab 1980 kamen Winter- und Hochgebirgstouren hinzu.

 

Eine Tour zu den drei höchsten Gipfeln

In wechselnder Besetzung meistern die Männer jedes Jahr unterschiedliche Wanderungen. Auf die Karpaten kamen sie, als sie Markus Neu im Siebenbürger Dialekt telefonieren hörten. Das wär doch mal was, sagten sich die Freunde. „Wir wollten die drei höchsten Berge Rumäniens bei einer Kammwanderung von Hütte zu Hütte besteigen“, sagt Hubert Huthmacher. Bei der Vorbereitung halfen Vater und Onkel Neu, die Rumänisch sprechen und selbst schon dort gewandert sind. Mit ihrer Hilfe buchten die Sindlinger die Übernachtungen, besorgten Wanderkarten und starteten schließlich nach Sibiu/Hermannstadt.

In den transsylvanischen Alpen liegen die Übernachtungshütten weit auseinander. Sie sind nicht mit den gut ausgestatteten Hütten anderer Mittelgebirge oder der Alpen zu vergleichen. Die Hütten waren schlichte Holzverschläge, meist ohne warme Dusche und Wasserklosett. Sie lagen außerdem weit auseinander. Da gab es keine Kaffeepause oder Mittagessen auf einer sonnigen Terrasse. Während der neun- und zehnstündigen Touren zur jeweils nächsten Übernachtungsmöglichkeit verpflegten sich die Wanderer in kurzen Pausen aus ihren Rucksäcken, pflückten süße Beeren und tranken Quellwasser. Denn es gab ja sonst nichts. Stattdessen: „Herrlich frische Luft und tolles Wasser“, schwärmt Markus Neu, „ein gigantischer Sternhimmel“, ergänzt Edwin Reinhardt, „kein Lärm – bis auf das Schnaufen der Männer“, sagt Hubert Huthmacher.

Mit ihren zwölf bis fünfzehn Kilogramm schweren Rucksäcken erklommen die 33 bis 60 Jahre alten Männer insgesamt drei Gipfel, darunter den Moldoveanu, mit 2544 Metern höchster Punkt der Tour. „Die Wege sind nicht wie anderswo in Serpentinen angelegt, sondern es geht gerade und sehr steil nach oben. Manchmal mussten wir klettern oder die Hände zu Hilfe nehmen. Wenn es über loses Geröll ging, war das schon recht abenteuerlich“, berichtet Markus Neu. Die Wege seien aber gut markiert und Gefahrenstellen abgesichert gewesen. Über Sättel und Gipfel marschierten sie bergauf und bergab, blieben dabei über 2000 Metern Höhe. Das Wetter war gut, die Handschuhe konnten in den Rucksäcken bleiben. Ein Spaziergang war das aber trotzdem nicht. „Wir sind alle ziemlich fit“, geben sich die Sindlinger Läufer bescheiden. Aber „es war anstrengend, auch mal über das Normale hinaus. Manchmal fragt man sich schon: Warum mache ich das?“, gibt Edwin Reinhardt zu und nennt auch gleich die Antwort. Es sei einfach schön, die Natur und die einfache Welt der Hütten zu erleben, findet er. „Man wird ein bisschen geerdet. Abends ankommen, essen, trinken, man vergisst den ganzen Alltag“, stimmt Hubert Huthmacher zu: „Abschalten geht beim Wandern sehr gut“.

 

Urtümlich, reizvoll und noch recht unbekannt

In den Karpaten sei alles noch recht altertümlich und sehr reizvoll, und das reizte die Wanderer: „Da war einfach noch kaum jemand“. Die Verständigung erfolgte auf Englisch, mit Händen und Füßen oder per Telefon. Dann regelte Markus Neus Vater als „Telefonjoker“ das Nötige auf Rumänisch. „Das war schon sehr abenteuerlich und außergewöhnlich“, blicken die Wanderer auf unvergessliche Tage zurück. „Das war – neben der Hohen Tatra und einer Übernachtung auf der höchst gelegenen Hütte Europas – sicher einer der Höhepunkte unserer Wanderungen“, finden sie. Das nächste Ziel haben die Sindlinger schon vor Augen: eine Winterwanderung über die acht Tausend-Meter-Berge im Bayerischen Wald. hn

Die „Sindlinger Läufer“ treffen sich immer montags zum Laufen und danach zum Stammtisch. Foto: Michael Sittig

Die „Sindlinger Läufer“ treffen sich immer montags zum Laufen und danach zum Stammtisch. Foto: Michael Sittig

Sindlinger Laeufer

Sindlinger Laeufer

Sindlinger Laeufer

Sindlinger Laeufer

Sindlinger Laeufer

Sindlinger Laeufer