Auf Reisen – Wo Sindlingen vor allem aus Schloss besteht

Auf Reisen

Wo Sindlingen vor allem aus Schloss besteht

Vertrauter Ortsname im Schwabenland

Da staunten die Sindlinger; mitten in der schwäbischen Provinz stießen sie an einer Kreuzung auf ein Hinweisschild nach – Sindlingen! Merkwürdig; üblicherweise wissen nicht mal die Frankfurter, dass es Sindlingen gibt. Geschweige denn Ortsfremde. „Sindelfingen?“ lautet häufig die Rückfrage, wenn jemand über seinen Wohnort im Frankfurter Westen spricht. Und jetzt das. Ein Hinweisschild nach Sindlingen. Ortsbeirat Albrecht Fribolin, der diese Enteckung gemacht hat, wollte es nun genauer wissen. Er fuhr dem Hinweis hinterher. Und stieß auf – Sindlingen. Sindlingen, Gemeinde Jettingen, Kreis Böblingen steht auf dem gelben Ortsschild.
Dieses Sindlingen liegt südwestlich von Stuttgart und Sindelfingen, westlich der A81 zwischen Herrenberg und Jettingen. Es hat sogar ein Schloss (nicht nur ein „Schlösschen“ wie die Meister-Villa) und eine lange Geschichte. Der Ort wurde um 1100 erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Das etwa 500 Jahre alte, große Landhaus mit Schlossgarten und alten Bäumen darin diente der Herzogin Franziska von Württemberg bis 1811 als Sommerresidenz. Danach wurde es wohl eher als landwirtschaftliches Gut genutzt, ohne den Glanz des Adels. In der Herrenberger Oberamtsbeschreibung von 1855 heißt es, dass die früher ausgedehnten Gartenanlagen bis auf weniges Gebüsch und einen Gemüsegarten verschwunden seien. Nur eine Pappelallee verriet damals noch auf weite Entfernung den ehemaligen fürstlichen Wohnsitz. Heute ist Schloss Sindlingen ein Reiterhof mit Hotel. Der Ort selbst hat wenig zu bieten – kein Vergleich mit unserem Sindlingen; nur wenige Häuser und Bauernhöfe scharen sich ums Schloss. Am auffälligsten sind die Tempo-30-Schilder – und das nicht ohne Grund, hat Fribolin beobachtet: „Eine Landes- oder Bundesstraße geht mitten durch und man merkt erst spät, dass man gerade durch Sindlingen gefahren ist!“ hn