Germania – Das Fest 2012

Ein Froschkonzert in Bad Sindlingen

Große Gaudi beim ersten Bembelsingen

Ungeahnte Talente zeigten Sindlinger aller Altersgruppen beim „Ersten Sindlinger Bembelsingen“. Es war Teil des Frühschoppens zum Ausklang des großen Germania-Fests. Die Sänger hatten sich den lustigen Wettstreit der Amateure in Hüttenberg abgeguckt. Dort heißt der Spaß zwar nicht „Bembelsingen“, der Ablauf aber ist gleich. Verschiedene Gruppen tragen ein Pflichtlied und einen Beitrag ihrer Wahl vor. Bewertet werden die gesangliche Leistung und die Darstellung. Wer die meisten Punkte sammelt, bekommt einen Bembel.
Sieben Gruppen beteiligten sich an der Gaudi im Festzelt. Nachdem „Adam und die Micky’s“ die Gäste schon mal musikalisch eingestimmt hatten, zog zunächst die Jury ein: „Sissi Perlwein“ alias Roswitha Adler, „Lia Rauscher“ Susanne Scharmann und „Reiner Stöffche“ Sieghard Pawlik, alle entsprechend kostümiert. Moderator Heinz Marosch erklärte kurz die Regeln, ließ die kleine Lena die Reihenfolge auslosen, und schon konnte es losgehen.
„Fußball ist unser Leben“ intonierten mit großer Inbrunst Vertreter des Fußballclubs Viktoria. „Lustig ist das Rentnerleben“, hielten die Mitglieder des „Aktiven Donnerstags“, einem Seniorenclub der katholischen Gemeinde St. Dionysius, dagegen. Der Heimat- und Geschichtsverein skizzierte mit einigen Strophen aus dem „Sindlinger Lied“ von Hans Weigand zur Melodie von „Heile, heile Gänsje“, was ohne Eingemeindung hätte werden können: „Wärn mer doch noch aamal widder ganz allaa – mir wärn vielleicht e Kurstadt, Bad Sindlingen am Maa – Die ganze Welt rühmt‘ unser Luft, doch mir, mir wisse, es ist Farbwerksduft!“ Und dabei hielten sich die Sänger die Nasen zu.
Auch beim Pflichtlied machten sich die Geschichtsfreunde viel Mühe. Wie die meisten anderen Gruppen hatten sie sich für „Das Wandern ist des Müllers Lust“ entschieden. Sie wanderten aber nicht nur entsprechend gekleidet und ausgerüstet ins Zelt; Archivar Karl-Heinz Tratt ließ mit Wasser aus einer Gießkanne sogar ein Mühlrad rotieren. „Fernsehreif“, kommentierte „Lia Rauscher“. Der Auftritt bescherte dem Verein am Ende den zweiten Platz.
„Wir kriegen es ganz schön schwer gemacht“, seufzte „Sissi Perlwein“ nach der Nummer der Turnkinder des TV Sindlingen. „Fit wie ein Turnschuh“ sangen sie und turnten dazu. „Es ist Sommer“ rappten dagegen die Mittwochstänzer des Turnvereins und beeindruckten mit starken Solo-Stimmen. Ganz der Seefahrt verschrieben hatten sich die „Schmetterlingsdamen“. Ihre Kinder bildeten bis 2006 die „Schmetterlingsgruppe“ im evangelischen Kindergarten. Die Frauen übten fürs Abschlussfest vorm Wechsel in die Grundschule zusammen ein Lied ein. Nun feierten sie ihr Comeback zur See. „Eine Seefahrt, die ist lustig“, und „What shall we do with the drunken sailor“ trugen sie mitreißend vor. Die höchste Punktzahl ging am Ende tatsächlich an den evangelischen Kindergarten, allerdings nicht an die Mütter, sondern an die Kinder, die ihn heute besuchen. Sie sangen mit so großer Begeisterung vom Wandern, dass die Jury dafür ausschließlich Einser-Wertungen vergab. Anschließend verwandelten sie sich in Frösche und gaben ein Froschkonzert. Auch damit stachen die Knirpse die übrigen Bewerber aus. Folgerichtig übergaben die beiden amtierenden Apfelweinkönige Stefan Daube und Jörg Peters den Sieger-Bembel an Kirsten Schiffer, die die Kindergartenkinder auf den Wettstreit vorbereitet hatte.
„Erstaunlich sauber“ für einen Amateurchor sangen die Kinder, lobte Chorleiter Hans Schlaud. „Talentsucher haben hier ihre helle Freude“, meinte „Reiner Stöffche“: „Da werden manche von Euch abgegriffen werden, wenn Ihr aus dem Zelt wollt“, mutmaßte er. Den dritten Platz teilten sich die katholischen Senioren und die Turnkinder des TVS. Insgesamt war das Bembelsingen ein großer Spaß von Sindlingern für Sindlinger. Die hatten anschließend noch bis zum Nachmittag Gelegenheit, zur Musik von Dieter Adam und seinen Micky’s beisammen zu sitzen und wahlweise Deftiges vom Grill oder Süßes von der unglaublich reich bestückten Kuchentheke zu genießen.
Für die Germania dagegen war noch lange nicht Schluss. Nachdem der letzte Akkord verklungen war, begannen die rund 150 Helfer mit dem Abbau. Vielen von ihnen sah man an, dass sie seit Tagen im Dauereinsatz waren und zu wenig Schlaf bekommen hatten. Trotzdem wirkten sie zufrieden. „DAS Fest 2012“ hat seinem Namen Ehre gemacht. Danke, Germania! hn